Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
Haushalten der Volkskommune Zhangshan 1133 zwangsumgesiedelt. In einem Haus wurden mehrere Familien untergebracht; Männer und Frauen wohnten getrennt, manchen blieb nur der Schweine- oder der Kuhstall.
An Möbeln, Vieh und Geflügel erlitten die Kommunemitglieder aufgrund der Umsiedlungen ebenfalls gewaltige Verluste. Als die Volksküchen zusammengelegt wurden, wurden auch das Gemüse, der Brennstoff und das Kochgeschirr, das den Küchen zur Verfügung stand, zusammengelegt. Mitglieder der Volkskommunen sagten: »Wir hatten nichts mehr als ein Paar Stäbchen und eine Reisschale«, »nur, was man am Leib und im Bauch hatte, gehörte einem«. Andere sagten: »Nicht einmal der Mensch gehörte sich selbst.« Doch die Kader sagten: »Kommunismus, das ist Vernichtung von Privateigentum.« [152]
In der Volkskommune Roter Glanz im Kreis Pi wurden entlang der Landstraße auf einer Fläche von über 2000 Mu über 180 Häuser abgerissen. Nach einer nicht vollständigen Statistik wurden im gesamten Kreis über 120000 Häuser abgerissen. Manchmal wohnten drei verschiedene Familien unter einem Dach, manchmal hausten sie noch mit Hühnern und Gänsen zusammen. Als die Häuser abgerissen wurden, haben die Kader im Grunde nicht mit den Kommunemitgliedern verhandelt, sie klopften unangemeldet an der Haustür, warfen die Habseligkeiten der Leute auf die Straße und verwandelten ihre Behausungen im Nu in einen Trümmerhaufen. Es kam vor, dass Kommunemitglieder, die außerhalb gearbeitet hatten, in Tränen ausbrachen, wenn sie nach Hause kamen: Ihre Häuser, ihre Frauen und Kinder waren verschwunden. In manchen Gegenden ließ man die Kommunemitglieder in einem Jahr siebenmal umziehen. In manchen Verwaltungsbezirken haben die Kader willkürliche Hausdurchsuchungen durchgeführt und sich genommen, was ihnen gefiel. Um sich an den Kadern zu rächen, haben ihnen manche Kommunemitglieder lebende Schlangen in den Reistopf getan. [153]
In einem Verwaltungsbezirk der Volkskommune Tongjiang im Kreis Leshan gab es 1958 insgesamt 2686 Stück mittelgroßes Ackergerät, 1961 waren es nur noch 515. Der ernste Mangel an Ackergerät führte zu großen Produktionseinbußen.
Im 4. Produktionsteam des gleichen Verwaltungsbezirks gab es 110 Trockenmatten, davon gingen 93 verloren; zur Zeit der Nassreisernte 1960 haben über 20000 Pfund Reiskörner, weil sie nicht rechtzeitig gewendet und getrocknet werden konnten, ausgetrieben. Das waren über 18 Prozent der Gesamtproduktion.
Im Produktionsteam Nr. 1 hatte es ursprünglich 106 Pflüge und Eggen gegeben, davon gingen 96 verloren. Dadurch konnte der Reis der Mittelsaison nur zu spät gesetzt werden, 30 Mu Land verödeten, der Getreideertrag sank um über 30000 Pfund. [154] Im zweiten Verwaltungsbezirk der Volkskommune Mianzhu ging bei idealen Wetterbedingungen die Getreideproduktion um 25,7 Prozent zurück.
Überall wurde »Ordnung und Einheitlichkeit« betont, was die Produktionsverluste noch dramatischer werden ließ. Als man die Nassreisschösslinge zog, kam von oben die Anordnung, die Schösslingsfelder müssten in »Ziegelrückenform« angelegt werden, die Verbindungswege sollten schnurgerade sein; wo ein paar Saatkörner verschüttet wurden und austrieben, mussten die Bauern sie wegen Missachtung der Forderungen der Behörden Korn für Korn einsammeln und das gesamte Feld neu säen.
Kartoffeln mussten ohne Ausnahme in Streifen gepflanzt werden. Auf 43 Mu mussten Kartoffeln, die nicht gemäß der einheitlichen Norm gepflanzt worden waren, wieder ausgegraben und neu gepflanzt werden – obwohl sie schon vier, fünf Ellen hoch waren und manche bereits kleine Knollen trugen.
Reisschösslinge mussten sich »zur Straße hin öffnen und entlang der Straße Reihen bilden«. Wer aufs Feld ging, musste ein Lineal und ein Seil mitnehmen; wenn etwas den Anforderungen nicht genügte, dann musste in der Regel nachgearbeitet werden.
Bei der Anpflanzung wurde weder auf die Jahreszeit noch auf die Temperatur geachtet. Auch wenn die Temperaturen schon sehr hoch waren, zwang man die Kommunemitglieder, in glühend heißen Brutbeeten Süßkartoffeln zu ziehen, mit dem Resultat, dass 11000 Pfund davon verkohlten.
Dann wurde angeordnet, vor dem »ersten Reif«, eine Bezeichnung aus dem Bauernkalender für etwa Ende Oktober, dürfe man keine Süßkartoffeln ernten; wer es dennoch tue, zerstöre die Produktion oder versuche, die Erträge zu verheimlichen und privat abzuzweigen – Resultat:
Weitere Kostenlose Bücher