Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi
Küchenstuhl hing.
„Ich war ja ohnehin dagegen, es ihm überhaupt zu sagen“, beharrte die Herzoginwitwe.
„Wir haben darüber basisdemokratisch abgestimmt“, konterte Jeff Bridges.
„Mit einer Stimme Mehrheit! Und ich finde immer noch, dass Yussef keine eigene Stimme verdient hat!“ Die Herzogingwitwe schmollte.
Jeff Bridges wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. „Jetzt ist es sowieso zu spät, er weiß es.“
Trotz des Schocks nervte es Alfie, dass ständig über ihn geredet wurde, als sei er nicht anwesend.
„Was weiß ich? Ich weiß nichts!“, rief er, nahm einen Schluck Jägermeister und spuckte ihn sofort wieder aus. Nicht in die Spüle, einfach auf den Boden. In hohem Bogen. Darauf kam es jetzt auch nicht mehr an.
Wachte oder träumte er? „Ist das ein Seniorenhotelinsasse, der sich die Beerdigung nicht leisten konnte, und ihr habt ihn hier zwischengelagert?“, mutmaßte Alfie.
„Jungelchen, der Tote in der Truhe ist maximal so alt wie du.“ Jeff Bridges schüttelte den Kopf.
„Woran soll ich das erkennen? Daran, dass keine Altersflecke auf der abgetrennten Hand auszumachen sind?“ Alfie wurde laut. Er war in seinem ganzen Leben noch nie laut geworden. Aber das hier war irgendwie auch nicht sein Leben, das hier war ein Alptraum.
Jeff Bridges störte sich nicht weiter an Alfies Empörung. „Die Vier-Jahreszeiten-Pizza findest du unter seinem Kopf.“
„Ich fass da bestimmt nicht rein!“, gellte Alfie.
Mireille Mathieu bekam vom vielen Kichern Schluckauf.
Die Herzoginwitwe presste die Lippen aufeinander. Gleich darauf lockerte sie ihre Mundmuskeln wieder, um etwas Missbilligendes zu sagen: „Ich wusste, der Kleine verkraftet das nicht. Ich hab’s euch gleich gesagt.“
„Unsinn, der kriegt sich wieder ein. Gebt ihm einen Moment. Ich glaub an dich, Jungelchen!“ Jeff Bridges nickte markig.
„Wie kommt ein junger Toter ins Tiefkühlfach?“, verlangte Alfie zu wissen. Seine Schüchternheit, sein Respekt vor grauen Haaren – sämtlich weggeschockt. „Hat euer Klempner einen Herzinfarkt erlitten? Habt ihr einen Einbrecher in flagranti ertappt und ihn vor Schreck erschlagen?“ Wilde Spekulationen schossen Alfie durch den Kopf. „Aber warum konntet ihr das nicht melden? Warum musstet ihr ihn zerlegen?“ Blitzartig überkam ihn eine Erkenntnis. „Oh mein Gott, eure Renten reichen nicht für das tägliche Brot. Ihr wolltet ihn essen ...“
Mireille Mathieu war gänzlich ausgekichert. Sie gab nur noch glückliche Gluckser von sich und hielt sich den Bauch. Das würde Zwerchfellmuskelkater geben.
Die Herzoginwitwe rollte mit den Augen.
Lächelnd schüttelte Jeff Bridges den Kopf. „Du fühlst dich allein unter Kannibalen? Da muss ich dich enttäuschen. Wir sind mehrheitlich sogar Vegetarier und picken die Salami von der Vier-Jahreszeiten-Pizza.“
Alfie wagte noch einen Blick auf den Zerteilten – neben dem Kopf und der Hand sah er einen Fuß mit lackierten Nägeln, offenbar war der Tote Crossdresser gewesen –, dann schob er das Tiefkühlfach zu und schloss die Kühlschranktür. Aus Energiespargründen.
„Wenn ihr ihn nicht wegen der Begräbniskostenersparnis aufgehoben habt und auch nicht, um ihn zu essen, was macht er dann im Kühlfach?“ Fragend sah Alfie Mireille, die Herzoginwitwe und Jeff Bridges an.
„Wir haben ihn hier nur zwischengelagert, bis wir ihn entsorgen können, ohne dass irgendwelche Spuren zu uns zurückführen!“, erklärte Mosche Dajan von der Tür. Auf seiner Schulter saß Yussef und nagte an der Käseecke. Zumindest an der Tierfront gab es ein Happyend.
„Spuren?“ Alfie verstand nur Bahnhof.
„Jungelchen, wir haben ihn umgebracht. Und jetzt überlegen wir uns, ob wir ihn in Vitriol zersetzen, bis er völlig aufgelöst ist, oder ihn irgendwo zu Asche verbrennen oder ...“ Jeff Bridges zählte an den Fingern ab.
„Ihr habt ihn umgebracht?“ Alfie war völlig entgeistert. „Warum?“
Tauchte da ein Hauch von Enttäuschung in den stahlgrauen Augen von Jeff Bridges auf? Weil Alfie wirklich ein wenig schwer von Begriff schien? „Wir sind Auftragsmörder, Kleiner. Wir töten für Geld.“
„A-A-A-Auftragsmörder?“, stotterte Alfie.
„Könnten wir das bitte nach dem Essen ausdiskutieren? Wenn ich in den Unterzucker komme, werde ich unleidlich“, jammerte die Herzoginwitwe.
„Meine Liebe, du bist immer unleidlich“, flötete Mireille Mathieu.
„Du mich auch, Schätzchen, du mich auch!“, zischelte die
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