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Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Titel: Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Ein Obi-Wan-Kenobi-Blick. Alfie fühlte sich wie Luke Skywalker. Dann fielen ihm die glasigen Augen des Tiefkühlfachschädels wieder ein.
    „Ihr bringt Leute um“, konstatierte er das Offensichtliche. Das konnte er besonders gut.
    „Wir sind keine durchgeknallten Serienmörder, die sich daran aufgeilen, wenn sie jemanden umbringen“, erläuterte Jeff Bridges. „Wir töten nur für Geld. Und niemals Unschuldige, ausschließlich Drogenbarone, Mädchenhändler und so weiter, den Bodensatz der Menschheit. Wir morden auch nicht einfach sinnlos drauflos – Auftragsmörder ist ein Ausbildungsberuf mit anerkanntem Abschluss.“
    Alfie wollte „So ein Quatsch!“ sagen, aber Jeff Bridges saß neben dem Messerstock, und vielleicht war Messerwerfen ja sein Hauptfach in der Auftragsmörderakademie gewesen, das er mit Bestnote abgeschlossen hatte. Alfie wollte nichts weiter als lebend aus dieser Sache herauskommen. Nur wie?
    „Wenn es dich beruhigt – wir sind alle im Ruhestand. Unser aktives Leben liegt lange hinter uns.“ Jeff Bridges gab noch mehr Zucker in seinen Kaffee. Er war offenbar ein Süßer.
    „Und wie kommt dann die Leiche in den Kühlschrank?“, verlangte Alfie trotzig zu wissen. Er trank seinen Kaffee pechschwarz. Nun gerade.
    „Komische Sache“, räumte Jeff Bridges ein. „Der Typ ist letztes Wochenende aufgetaucht. Ein Libanese, der unter dem Codenamen Der Falke operiert hat. Kurz nach Mitternacht ist er plötzlich mit gezogener Knarre in meinem Zimmer gestanden. Ich muss zugeben, er hätte mich problemlos ausschalten können, so überrascht war ich.“ Jeff Bridges stockte. Sein Blick wurde nachdenklich. „Wäre mir früher nie passiert. Ich werde wohl tatsächlich alt.“
    „Und dann?“ Wider besseres Wissen wollte Alfie in Erfahrung bringen, warum jetzt der Falke im Tiefkühlfach gefriertrocknete und nicht Jeff Bridges.
    „Yussef hat mir das Leben gerettet. Ja, diese verfettete Ratte, Gott schütze sie. Ich habe immer Kekse auf dem Nachttisch, falls ich mal aufwache und Hunger schiebe, und Yussef war in jener Nacht gerade auf dem Weg zu meinem Keksvorrat, als der Libanese – um besser zielen zu können – einen Schritt auf mein Bett zutrat und dabei mit seinem Springerstiefel Yussefs Rattenschwanz unter sich begrub. Nicht mal die ganze Ratte, nur den Schwanz. Großes Geschrei! Man glaubt gar nicht, wie laut Ratten werden können. Oder vielleicht hat auch der Libanese geschrien, weil er sich vor dem Nager ekelte. Keine Ahnung, ist auch egal. Jedenfalls war der Gute für den Bruchteil einer Sekunde abgelenkt, und das reichte mir für eine Gegenmaßnahme.“ Jeff Bridges stellte pantomimisch tödliche Kung-Fu-Schläge gegen eine Männerkehle nach.
    Alfie starrte in seinen Kaffeebecher. Ob der Kaffee vergiftet war?
    Jeff Bridges betrachtete ihn kurz, dann wischte er über den Touchscreen des vor ihm liegenden iPads, gab ein paar Worte in die Google-Maske ein und schob das Tablet über den Tisch zu Alfie.
    „Was du da gesehen hast, war kein filetiertes Unschuldslamm. Das war ein ganz bösartiger Wicht.“
    Auf dem Display sah Alfie diverse Zeitungsschlagzeilen. Der Falke war zu Lebzeiten dem hehren Ehrenkodex der diplomierten Auftragskiller offenbar nicht gefolgt, hatte sich als Söldner verdungen und in irgendwelchen afrikanischen Kriegen Frauen und Kinder zu Dutzenden abgeschlachtet. Alfie legte die Stirn in Falten. Das rechtfertigte natürlich nicht die eigenmächtige Ermordung dieses Schurken – nicht in einem Rechtsstaat. Und Alfie war sich auch gar nicht sicher, ob er – philosophisch wie gesellschaftlich betrachtet – für die Todesstrafe war. In seinem bisherigen Leben war diese Frage auch immer ausschließlich theoretisch gewesen.
    Jeff Bridges las ihm seine Zweifel von der gerunzelten Stirn ab. „Die Zeiten haben sich geändert, Jungelchen. Wir hier, wir haben damals unseren Beruf noch ehrenvoll ausgeübt. Heute laufen lauter durchgeknallte Psychopathen durch die Welt, die auch mal grundlos losballern. Ich gebe den Videospielen die Schuld.“ Jeff Bridges schaute streng. „Aber du kannst mir glauben, das alles ist für uns Schnee von gestern. Wir gehören zu den ganz wenigen unseres Berufsstandes, die so alt geworden sind. Die wenigen Jahre, die uns noch bleiben, wollen wir in aller Seelenruhe hier in Seefeld verbringen. Ein bisschen wandern, ein bisschen pokern im Casino, die Seele baumeln lassen, gemütlich abtreten.“
    Alfie nahm jetzt doch einen Schluck Kaffee. Wär ja

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