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Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Titel: Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Näschen zitterte. Die großen, schwarzen Knopfaugen starrten ihn hypnotisch an.
    „Du bist das Hässlichste, was ich jemals gesehen habe. Du bist total eklig. Du bist übergewichtig und übermäßig behaart und hast Mundgeruch. Und du gehörst nicht in eine Küche!“, erklärte Alfie. Dann ging er zum Kühlschrank, zog eine Käseecke heraus und legte sie vor Yussef auf den Tisch.
    Ganz ehrlich, im Moment war diese gemeine Hausratte noch sein bester Freund hier im Schloss. Alfie war sich sicher, dass es alle anderen auf ihn abgesehen hatten. Nur Yussef nicht. Wiewohl Yussef definitiv an seiner Leiche knabbern würde, sollte es je zu Alfies Ableben kommen. Die Loyalität einer Ratte hielt sich in Grenzen.
    Da Alfie schon vor dem Kühlschrank stand, zog er das Tiefkühlfach mit dem toten Libanesen auf. Es war leer. Nun ja, nicht ganz leer, diverse Tiefkühlpizzen lagen noch darin. Die ganze Palette – von Pizza Margherita über Vier Jahreszeiten bis hin zur Deluxe-Steinofenpizza mit Ananas und Anchovis.
    Alfie sah auch in den Tiefkühlfächern der beiden anderen Kühlschränke nach.
    Nichts.
    Die Libanesenleichenteile waren ebenso verschwunden wie die Überreste der Auftragskillerkollegin.
    Einen kurzen, surrealen Moment lang glaubte Alfie, das alles nur geträumt zu haben. Die ungewohnte Fernreise in Verbindung mit der Höhenluft hatte ihn halluzinieren lassen. Auftragsmörder, alles Quatsch.
    Dann kam Mosche Dajan hereingestürmt, verschwitzt, mit Schlammspritzern auf Hemd und Hose. Ein Blick auf den Küchentisch und er erfasste die Situation. „Ehrlich Kleiner, ich weiß es zu schätzen, dass du Yussef ein Leckerli zusteckst, aber bitte keinen Käse. Käse geht sofort auf die Hüfte. Und blockiert die Arterien. Er soll gesunde Dinge naschen – Karottensticks, Blumenkohlröschen. Du weißt schon. Vitamine. Mit Käse locken wir ihn nur, wenn er mal wieder ausgebüchst ist.“
    Mosche nahm eine Schale mit geraspeltem Sellerie und stellte sie vor Yussef. Der schnupperte angewidert daran, drehte sich um, sprang auf einen Küchenstuhl, dann auf den Boden und huschte davon.
    „Yussef!“, rief Mosche Dajan und stürzte hinterher.
    „Oh gut, du bist wach.“ Jeff Bridges kam herein, ebenfalls eingeschlammt und verschwitzt. „Dann kannst du dich jetzt ja umziehen. Wir gehen alle zusammen ins Casino und feiern.“
    „Was?“
    Jeff Bridges nahm eine Flasche Bier mit Bügelverschluss aus dem Kühlschrank, schnippste sie auf und trank in großen Schlucken. Mit dem Handrücken wischte er sich über den Bart. „Wir haben alle kompostierbaren Teile des Falken hinten im Garten vergraben. Die Verräterin auch. Drei Tüten Bio-Kompostbeschleuniger drüber, und schon in drei Monaten bleibt von den beiden nur noch die Erinnerung. Hörst du auch zu? Du sollst was lernen!“
    Letzteres galt Alfie, dem beim Gedanken an schnellkompostierende Leichen in seiner unmittelbaren Nähe leicht unwohl wurde. Wobei leicht eine Definitionsfrage war. Auf einer Skala von eins bis zehn hätte Alfie auf eine Sechs getippt.
    Jeff Bridges las in ihm wie in einem Buch. „Jungelchen, diese Empfindlichkeiten musst du dir abgewöhnen. Jedenfalls bringt Mai Ling gerade seine nicht-organischen Habseligkeiten in dem Innsbrucker Mietwagen, mit dem er gekommen ist, rüber nach Deutschland. Merk dir, es ist immer hilfreich, wenn man beim Spurenverwischen Ländergrenzen überschreitet. Die haben zwar mittlerweile alle Hilfsabkommen, gerade auch in Europa, aber es bleibt doch wie Stille Post – unterwegs gehen immer Informationen verloren. Das nützt uns.“
    Alfie nickte, weil Jeff Bridges ihn ansah, als würde er das erwarten. Was war das hier: ein Grundkurs im Auftragsmorden? Das Einmaleins der Leichenentsorgung?
    Alfie wollte nicht lernen, wie man Morde beging und damit durchkam. Er wollte Besitzer eines florierenden Hotels in Tirol sein. Hier lief irgendwas unrund.
    Jeff Bridges dozierte unbekümmert weiter: „Wir haben in seinen Sachen keinen Hinweis darauf gefunden, was der Falke hier wollte und wer ihn geschickt hat. Aber darüber machen wir uns ein anderes Mal Gedanken. Du musst wissen: Berufliche Erfolge müssen gefeiert werden, damit man mit Spaß dabeibleibt. Die Arbeit darf nie seelenlose Routine werden! Darum duschen wir jetzt, und sobald Mai Ling zurückkommt, gehen wir alle ins Casino. Hast du was zum Anziehen dabei?“
    Alfie blickte zu seinem Einkaufstrolley.
    „Das soll dann wohl nein heißen.“ Jeff Bridges seufzte. „Zu meiner Zeit

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