Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi
Leiche, dann doch bitte mit Stil!
„Seh ich gut aus oder seh ich gut aus?“ Er drehte sich einmal um die eigene Achse. Die Rüschen flatterten, die Eisenherzhaare ebenfalls.
Mireille kicherte, Mandy kicherte auch.
Jeff Bridges guckte genervt. „Haben wir es jetzt? Ich will wissen, was das für Leichen waren?“
„Leichen. Tote Menschen. Was soll ich sagen?“
„Wie sie umgekommen sind, will ich wissen. Die Methode weist auf den Verursacher hin!“
Alfie fand das albern. „Es liegt doch auf der Hand. Alle wurden, wie ich, erst ausgeknockt und dann – mit einem Felsbrocken beschwert – im See versenkt, um auf dem schlammigen Grund jämmerlich zu ertrinken. Weil sie nicht, wie ich, an den Segen der ölhaltigen Feuchtigkeitscreme glaubten!“
„Sicher?“
Alfie ließ das Meer an Toten, die gleich ihm wie Algen auf dem Seegrund wogten, vor seinem inneren Auge Revue passieren. Die Skelette gaben nicht mehr viel preis. Die frischen Toten ...
„Sie waren bewaffnet ... mein Gott ... ja!“ Alfie konnte es jetzt vor sich sehen. Die aufgedunsene Leiche neben ihm, an der sich der Fisch gütlich getan hatte, konnte kein unschuldiger Bürger gewesen sein. Die Brusttätowierung mochte ja noch angehen, aber der Patronengürtel? Und die Pumpgun im Hosenbund?
Hinter dem einäugigen Tätowierten, so meinte Alfie sich nun zu erinnern, war eine Leiche gedümpelt, die eine Kette aus Schlagringen trug.
„Bewaffnet ... so, so“, murmelte Jeff Bridges.
Alfie grübelte. Vielleicht waren es Mitglieder einer Rockerbande? Hells Angels, im Österreichurlaub von verfeindeten Bandidos niedergestreckt und vor Ort versenkt?
Aber noch bevor er seine Vermutung äußern konnte, waren seltsame Plopp-Geräusche zu hören. Alfie dachte an dieses Verpackungspapier mit den Bläschen, die er so gern zerdrückte. Doch Mireille, Mosche und Jeff warfen sich auf den Boden. Mandy tat es ihnen gleich.
„Runter!“, schrie Jeff.
Alfie wollte „Warum?“ fragen, als draußen im Flur das Holzgeländer der Treppe splitterte. Eins der Reh-Geweihe an der Wand segelte an der offenen Tür vorbei. Zwei der von Mandy frisch eingedrehten Glühbirnen erloschen.
Schüsse!
Die Fremden waren schon im Schloss. Sie hatten das Erdgeschoss erobert. Wozu nicht viel gehörte: Die Haustür stand offen und unten war keiner.
Als sie sich jedoch der Treppe näherten, bekamen sie es mit der Herzoginwitwe zu tun, die sich offenbar das Scharfschützengewehr des Dings gegriffen hatte und nun zielgenau nach unten schoss. Allerdings rief sie kurz darauf: „Mist! Munition ist alle!“
Auf See heißt es: „Frauen und Kinder zuerst!“ Aber alte Matrosenhasen sagen das nur, um zu sehen, ob die Rettungsboote auch halten.
Als Jeff Bridges seinem Rudel zurief: „Rasch, in den Safe-Raum!“, war er schon längst vorausgestürmt.
„Safe-Raum?“, wundert sich Alfie noch, als Mireille Mathieu ihn schon in den Flur schubste.
In dem die Kugeln stoben wie in Monte Carlo zu Silvester die Feuerwerkskörper ...
11
Schlacht um Seefeld
„Was ... wer … wie ...?“
„Ducken! Und los!“Mireille stieß Alfie immer weiter durch den Flur zum nächsten Treppenabsatz. „Los ... los ... los!“
Er hechtete die ersten Stufen zum nächsten Stock hinauf.
„Was machst du denn da oben? Komm sofort wieder runter!“
„Aber unten sind die Typen mit den Waffen!“
Wie aufs Stichwort fielen wieder Schüsse. Alfie duckte sich. Mireille dagegen stand wie eine Eins.
Über Alfie zerbarst ein formunschöner Leuchter. Ein weiteres Geweih wurde von der Wand gepustet und verfehlte Alfie nur knapp.
„Wenn wir uns oben verschanzen, brauchen die unten nur ein Feuer zu legen und wir sind Grillfleisch!“
Alfie hechtete wieder nach unten zu Mireille, die ihn in ein nach hinten gelegenes Zimmer neben der Treppe zerrte. Es war abgedunkelt. Um nicht zu sagen: pechschwarz.
„Das ist der Safe-Raum?“ Tastend streckte Alfie die Hände aus. Und berührte weiches Fleisch. „Iiiiih!“
„Wie, iiiih? Als ob es hier im Haus was Besseres gäbe!“ Das war Mandy.
„Pst!“, befahl Jeff Bridges.
Man hörte etwas, als ob jemand Tasten betätigte, dann öffnete sich eine Tür in der Wand. „Rein da!“ Die Tür ging zu einer sehr steilen Stiege, die wiederum nach unten führte – und zwar aus dem ersten Stock direkt in den Keller. Der tief in den Boden des Hanges eingelassen sein musste. Modrig riechende, feuchte Luft waberte ihnen entgegen. Es roch ein wenig fischig.
„Da geh ich nicht
Weitere Kostenlose Bücher