Grace - Die Biographie
Live-Fernsehspiele vor der Kamera, und so wird das TV-Stück The Way of the Eagle am 7. Juni 1953 live auf NBC ausgestrahlt. Grace steht hierfür mit dem französischen Schauspieler Jean-Pierre Aumont zusammen vor der Kamera. Später, als sie sich beide in Aumonts Heimat aufhalten, in Paris und in Cannes, wird sie mehr miteinander verbinden. Doch vorerst wird aus einem Rendez-vous zwischen Aumont und Grace jenseits der TV-Theaterbühne nichts. Denn schon tags darauf fliegt sie von New York nach Los Angeles: Noch in derselben Woche wird Grace Kelly in Hollywood Alfred Hitchcock vorgestellt. Der Master of Suspense sucht seine nächste Heroine – sie soll blond sein und nach außen hin von kühler Ausstrahlung, innerlich hingegen leuchten und lodern.
Es wird – hinsichtlich ihrer Filmkarriere – die Begegnung ihres Lebens sein.
Rear Window
(Das Fenster zum Hof , 1954)
Sie wird in jedem Film, den sie macht, anders sein.
Nicht wegen des Make-ups oder der Kleidung,
sondern weil sie eine Figur von innen heraus spielt.
— Alfred Hitchcock 156
Meine Mutter mochte Das Fenster zum Hof wohl
besonders.
— Fürst Albert II. von Monaco 157
Bisher hat sie nur Hauptrollen gespielt. Was ihr noch fehlt,
ist die Darstellung eines Charakters, um den herum
der Film aufgebaut ist. Das wird ihre entscheidende
Prüfung sein.
— Alfred Hitchcock 158
Bei Anruf Mord ist abgedreht, und Grace ist nach Drehschluss schnellstmöglich nach New York zurückgekehrt, wo sie sich ungleich wohler fühlt als im prätentiös falschen Glitter-Glamour der kalifornischen Traumfabrik, in der auf geradezu unnatürliche Weise immer die Sonne scheint und der einzige Wert das Geld ist, wie sie einmal sagt. Es ist Oktober. Ihr Agent Jay Kanter ruft Grace an und schickt ihr die Drehbücher zu zwei Projekten, die ihr angeboten werden: On the Waterfront ( Die Faust im Nacken , 1954) und Das Fenster zum Hof . Grace muss sich binnen kürzester Zeit entscheiden – gehen doch beide Projekte sehr bald in die Vorproduktion –, und es ist wahrlich keine leichte Entscheidung.
Für Das Fenster zum Hof müsste die MGM, an die Grace durch ihren Siebenjahresvertrag gebunden ist, sie zudem erneut an ein anderes Studio ausleihen – ähnlich wie zuvor schon bei Bei Anruf Mord an die Warner, wäre es nun an die Paramount. Einerseits könnte Grace für Die Faust im Nacken in New York bleiben. Andererseits ruft Alfred Hitchcock nach ihr, und sie liebt es, mit dem Master of Suspense zu arbeiten. Das Dilemma, in dem sichGrace befindet, wird nicht zuletzt durch die beiden sehr konträren Filmstoffe sowie die beiden antipodisch angelegten Frauenfiguren nur noch verstärkt: Die Faust im Nacken ist ein realistischer, sozialkritischer, rauer Stoff, in Schwarzweiß gedreht. Marlon Brando ist für die Rolle des Terry Malloy bereits besetzt, die Figur der Grace angetragenen Rolle der Edie Doyle lebt in einem Milieu, das Grace vollkommen fern und fremd ist. Das Fenster zum Hof wiederum ist als Farbfilm vorgesehen, mit James Stewart als Partner, und die Figur der Lisa Carol Fremont eine, die von großer Eleganz ist, Stil und Klasse hat und überdies in der New Yorker Modeszene zu Hause ist. Eine Frauenfigur also, die Grace nahesteht, die sie auch für sich, für ihre Interpretation der Rolle, nachvollziehen und umso präziser und authentischer umsetzen kann. Hitchcock habe zudem, wie Grace erfährt, bereits erste Vorbereitungen für ihre Kostüme veranlasst. Grace entscheidet sich für »Hitch«.
Es ist eine der wichtigsten, richtungweisenden Entscheidungen – ihrer Filmkarriere ohnehin, aber auch ihres Lebens überhaupt. Denn was wäre geschehen, hätte sie sich für Die Faust im Nacken entschieden? Gegen Hitchcocks Das Fenster zum Hof ? Ihr wohl schönster und wichtigster Film wäre nie so entstanden und vielleicht hätte es das weitere Angebot Hitchcocks, jenes zu Über den Dächern von Nizza , hernach nicht gegeben. Ihr ganzes Leben wäre höchstwahrscheinlich anders verlaufen. Durch Über den Dächern von Nizza wird Grace im Sommer 1954 erstmals die französische Riviera für längere Zeit besuchen – sowie ein weiteres Mal im folgenreichen schicksalhaften Mai 1955, als sie als Gast der Filmfestspiele von Cannes im legendären »Carlton Hotel« weilt und dem Fürstentum Monaco und seinem Fürsten Rainier III. einen Besuch abstattet. Möglicherweise hat also ihre Entscheidung in jenem Oktober 1953, mit Hitchcock Das Fenster zum Hof zu drehen, just dazu geführt,
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