Grace - Die Biographie
Roman Holiday ( Ein Herz und eine Krone , 1953) und Sabrina (1954), oder für All About Eve ( Alles über Eva , 1950) mit Bette Davis, Anne Baxter und der noch sehr jungen Marilyn Monroe. Hinzu kommen insgesamt fünfunddreißig Nominierungen für den Academy Award – das ist für eine Frau in diesem Metier, die in jener frühen Epoche der dreißiger und vierziger Jahre pro Jahr bereits mehrere Dutzend Spielfilme mit ihrem Kostümdesign ausstattete, eine singuläre Leistung.
Zu den zahlreichen Oscar-Nominierungen gehört auch jene für ihr Kostümdesign insbesondere der Garderobe Grace Kellys in Hitchcocks Über den Dächern von Nizza . Doch diesmal geht die erfolgsverwöhnte Edith Head leer aus, »und es war dieeinzige wirklich große Enttäuschung meiner Karriere als Kostümdesignerin«, 162 wie sie einmal sagt. Vielleicht wiegt diese Enttäuschung aber auch aus dem Grund so schwer, da sie sich gerade mit diesem Hitchcock-Film als Kostümdesignerin so sehr identifiziert: »Wenn die Leute mich fragen, wer meine Lieblingsschauspielerin, wer mein Lieblingsschauspieler, wer mein Lieblingsregisseur und welches mein Lieblingsfilm ist, dann sage ich ihnen, sie sollen sich Über den Dächern von Nizza ansehen und sie bekommen alle Antworten darauf. Der Film war ein Traum für einen Kostümdesigner.« 163
Am 29. November 1953 fällt in den Paramount-Studios schließlich die erste Klappe am Set von Das Fenster zum Hof . In keinem anderen Film – außer in dem durch seine visuelle Textur und die Materialität seiner Farben, Formen und Facetten bestechenden Über den Dächern von Nizza – ist Grace Kelly von solch atemraubender Anmut und Schönheit wie hier. Unter der Regie von Alfred Hitchcock, wie schon in Ansätzen in dem vorausgehenden Bei Anruf Mord erkennbar, blüht sie regelrecht auf, entfaltet sich vollkommen – innerlich wie äußerlich. In Das Fenster zum Hof ist denn auch am explizitesten zu beobachten, was Grace unter Hitchcocks protegierender Regie aus sich hervorzubringen vermag: Es ist, als kehre sie ihr Innerstes nach außen. Ihre Zerbrechlichkeit ist ebenso sichtbar wie ihr Wille, ihre Haltung zu vertreten. Auch wenn sie für eine etwas spätere Arbeit, ihre überraschende Darstellung in George Seatons The Country Girl ( Ein Mädchen vom Lande , 1954), am 30. März 1955 den Oscar bekommen wird – überreicht von ihrem Kollegen und Liebhaber William Holden –, so ist vollkommen unbestritten, dass dieser Film der wichtigste ihrer Karriere ist.
Die Jalousien eines dreiflügligen Fensters gehen langsam hoch, während die Vorspanntitel darüberlaufen und eine beschwingtheitere Musik zu hören ist. Nach dem letzten Titel, »Directed by Alfred Hitchcock«, wird der Blick freigegeben auf den Schauplatz, auf eines der größten und wunderbarsten Filmsets, die bis dato gebaut wurden: einen vollständigen New Yorker Innenhof in Greenwich Village, mit einunddreißig Wohnungen, zwölf davon komplett möbliert. Das alles entstand in den Paramount Studios.Es ist ein Mikrokosmos. Ein Spiegelbild des menschlichen Daseins. Das Fenster zum Hof – zweifellos einer der vielschichtigsten, bedeutendsten und auch schönsten Hitchcock-Filme, vielleicht der Hitchcock-Film schlechthin – ist denn auch einer der universellsten Filme überhaupt. Die Adaption von Cornell Woolrichs 1942 erschienener Kurzgeschichte durch Drehbuchautor John Michael Hayes geht weit über die literarische Vorlage hinaus. Hitchcock ließ dabei die beiden authentischen englischen Kriminalfälle um Patrick Mahon und Dr. Crippen mit einfließen.
Der Fensterrahmen dient hier zugleich als Bildkader: Menschen bewegen sich im Hintergrund, und der Blick des Zuschauers fällt von Anfang an durch dieses Fenster, vom Innen ins Außen. Er ist der doppelt Beobachtende. Der Voyeur. Die Kamera fährt nach den Titeln an den mittleren Fensterrahmen heran, dann erst erfolgt der erste Schnitt. Im Innenhof läuft eine schwarze Katze durch den Garten, Vögel fliegen auf und die Kamera fährt an den Apartments entlang. In verschiedenen Einstellungsgrößen der Kamera (Robert Burks) wird in einer Plansequenz ein ganzes Set vorgeführt. In einem Close-up zeigt die Kamera schließlich den schwitzenden Fotoreporter L. B. Jeffries (James Stewart 1908–1997) und das Thermometer, es ist über 90° F am Morgen. Nach zwei weiteren Schnitten zieht sie sich erneut zu Stewart in das Innere seines Zweizimmerapartments zurück, fährt über sein eingegipstes Bein – »Here lie the
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