Grace - Die Biographie
wunderschön, sondern sie hatte auch ein Herz, das so groß war wie dieses Haus. Wir lachten sehr viel miteinander – mein Gott, sie hatte solch einen wunderbaren Sinn für Humor. Sie war alles – nur nicht kalt. Sie war sehr geduldig. Sie hat sich große Mühe gegeben, Französisch zu lernen. Sie war voll und ganz Mutter, voll und ganz Ehefrau. Ich weiß noch, wie ich mit ihr auf dem Boden saß und den Kindern Geschichten vorgelesen habe. Wann immer, wenn sie Zeit hatte, ging sie ihre Kinder selbst von der Schule abholen. Sie hat sich wie eine ganz normale Mutter verhalten.
— Nadia LaCoste, Frühere Pressechefin des Fürstenpalastes 291
1982
Annus horribilis
Ich wünsche mir, dass man mich als eine Frau im
Gedächtnis behält, die stets bemüht war, ihre Aufgabe
getreulich zu erfüllen; die verständnisvoll war und gütig.
— Grace Kelly im Juli 1982 431
Über der Stadt lag eine große Dunkelheit. Es war totenstill.
Man wusste, da war der Unfall. Dann, auf einmal, sind im
Casino und rund um das Casino die Lichter ausgegangen.
Da wusste man, jetzt ist sie gestorben …
— Rolf Palm 432
»Es lag ein großer Druck auf mir, da jedermann sagte, dass ich den Wagen gefahren habe, dass alles meine Schuld sei, dass ich meine Mutter umgebracht habe. Es ist nicht leicht, mit so etwas zu leben, wenn man siebzehn ist. Meine Mutter hat so viel Magie umgeben, so viel von einem Traum, dass sie auf gewisse Weise beinahe aufhörte menschlich zu wirken. Es war schwer für die Menschen, zu akzeptieren, dass ihr etwas derart Menschliches wie ein Autounfall widerfahren könnte. Die Leute dachten, ich müsse es verschuldet haben, da sie zu perfekt war, um so etwas zu tun. Nach einer Weile kann man nicht mehr anders, als sich schuldig zu fühlen. Jeder sieht dich an, und du weißt, dass sie denken: ›Wie kann es sein, dass die noch da ist und Grace tot ist?‹ Niemand hat es jemals zu mir in dieser Form gesagt, aber ich wusste, dass es genau das ist, was sie dachten. Ich habe meine Mutter sehr gebraucht, als ich sie verlor. Und mein Vater war so verloren ohne sie. Ich fühlte mich so allein. So ging ich weg, um mein eigenes Ding zu machen.« 433
In dem einzigen Buch überhaupt, in dem neben ihrem damals noch lebenden Vater Fürst Rainier III. auch ihre älteren Geschwister Prinz Albert II. und Prinzessin Caroline Auskunft geben, ist auch Prinzessin Stéphanie an einigen ganz wenigen Stellen zitiert. Das englischsprachige Buch Rainier & Grace des Autors und Journalisten Jeffrey Robinson stammt aus dem Jahr1989 und ist ein seinerzeit von der Fürstenfamilie autorisiertes Buch über das Fürstenpaar und die monegassische Fürstenfamilie. Entsprechend ist der Tenor. 1989 ist Grace Kelly sieben Jahre tot, Fürst Rainier III. hat noch sechzehn Jahre Regentschaft vor sich, bevor er im Frühjahr 2005 stirbt. Prinz Albert und Prinzessin Caroline sind beide Anfang dreißig. Prinzessin Stéphanie ist vierundzwanzig Jahre alt, als sie Robinson jenes Interview gibt, aus dem die angeführten Zitate stammen. Es ist das einzige Mal, dass sie einem Buchautor Auskunft über den Hergang des Unfalls an jenem fatalen Septembermorgen gibt, sowie sich über dessen weitreichende existentielle Folgen, auch und vor allem für sie selbst, äußert. Es sind Äußerungen, die jene offizielle Version des Geschehens bekräftigen, die seit ehedem seitens des Palastes proklamiert wird. Sämtliche Versionen, die sich nicht mit der offiziellen decken, gelten als Spekulation, als Hypothese, als Gerücht.
Ein zweites Mal gibt die Prinzessin im Oktober 2002 der französischen Zeitschrift Paris Match ein Interview – zwanzig Jahre nach dem Tod ihrer Mutter. Stéphanie ist nun siebenunddreißig Jahre alt. »Ich bin nicht gefahren, das ist ganz klar«, äußert sie in dem seltenen Interview, und ergänzt, dass sie die automatische Gangschaltung vom Beifahrersitz aus in die Park-Position gebracht und die Handbremse gezogen habe. »Ich habe alles versucht. Hat meine Mutter das Gaspedal mit dem Bremspedal verwechselt? Ich weiß es nicht. Aber ich bin nicht gefahren.« Und weiter: »Ich wurde in dem Wagen umhergeschleudert ebenso wie meine Mutter, die auf die Rückbank katapultiert wurde. (…) Die Beifahrertür war vollkommen eingedrückt; ich kam über die einzig zugängliche Seite heraus, die Fahrerseite.« Worüber sie miteinander im Wagen gesprochen haben, möchte sie nicht sagen. Dies sei etwas »ganz zwischen uns beiden«, und »gewisse Geheimnisse,
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