Grace - Die Biographie
für eine gewisse Spannung und sind beide sehr starke Persönlichkeiten. Daher war es faszinierend für mich, zwischen ihnen zu stehen – zuzuschauen, wie sie sich gegenseitig mit enormem Witz und Humor die Bälle zuspielten, wie jeder versuchte, den anderen auszustechen.« 286
Bing Crosby erinnert sich an seine zweite Arbeit mit Grace nach Ein Mädchen vom Lande : »Sie ist eine großartige Frau mit einem riesigen Talent und dabei freundlich, rücksichtsvoll und nett zu jedem. Sie war großartig mit dem Stab, alle waren ganz begeistert von ihr. Sie hat ihnen immer kleine Geschenke mitgebracht, zum Geburtstag der Kinder, zum Hochzeitstag. Ich habe sie angebetet, für mich war sie eine der reizendsten Frauen, die ich kannte und mit der ich je gearbeitet hatte.« 287
Der Song True Love , eine vom Akkordeon begleitete Liebesballade, den Bing Crosby mit Grace Kelly im Duett singt, wird zu einem Klassiker, die Schallplatte ein millionenfach verkaufter Welterfolg: Während es Crosbys zwanzigste Goldene Schallplatte ist, ist es für Grace die erste und einzige.
Beide, Grace Kelly und Bing Crosby, haben ihre Erinnerungen an die nicht ganz einfachen Aufnahmen des weltbekannten Liedes:
»Ich bin sehr stolz auf meine Goldene Schallplatte. Natürlich hat Bing mich im Grunde mitgezogen. Mein Bruder hat einmal die sehr wenig brüderliche Bemerkung gemacht, seiner Ansicht nach gehöre es zu den ›Wundern der Moderne‹, dass ich mit meiner Stimme auf einer Goldenen Schallplatte singe. Aber mir hat das wirklich großen Spaß gemacht«, 288 so Grace Kelly über ihre einzige Schallplattenaufnahme. Und weiter: »Bing war völlig locker, er ist das alles ja gewöhnt und kann sogar noch mit der Pfeife im Mund eine Platte aufnehmen! Für mich war es eine recht einschüchternde Erfahrung, mit einem großen Orchester im Studio zu sein, aber Bing hat mir alle Angst genommen und mir hindurchgeholfen. Er hat eine sehr tiefe Stimme, und meine Stimme ist eher hell und etwas dünn, das war ein Problem bei dieser Aufnahme. Eigentlich hätte ich die Melodie singen sollen, aber unsere Stimmlagen waren einfach zu weit auseinander, so dass ich schließlich stattdessen die zweite Stimme singen musste.« 289
Bing Crosby über die Aufnahmen: »Ich hatte einigen Ärger mit dem Studio. Sie wollten nicht, dass sie auf der Platte singt; sie meinten, das müsste eine bessere Stimme sein. Aber ich war natürlich entschlossen, Grace mit auf diese Platte zu bringen, die meines Erachtens eine Chance auf Goldstatus hatte, und es gab einen ordentlichen Streit. Grace wusste nichts davon; ihr war es egal, ob sie singen durfte oder nicht, aber als sie dann durfte, hat sie sich doch sehr gefreut. Sie erwähnt es jedes Mal, wenn ich sie treffe oder von ihr höre.« 290
Die berühmte True-Love- Sequenz – der Song wird separat im Tonstudio eingesungen – wird am 6. März 1956 gedreht, dem letzten Drehtag von Die oberen Zehntausend. Es wird der letzte Drehtag überhaupt für einen großen Kinospielfilm im Leben der Grace Kelly sein.
Anstatt nach Drehschluss und der üblichen Abschlussparty umgehend nach New York zurückzukehren und sich auf ihre Anfang April bevorstehende Überseereise nach Europa vorzubereiten, bleibt Grace noch zwei Wochen in Los Angeles. Zum einen, um sich von ihren dort lebenden Freunden und Kollegen verabschieden zu können. Zum anderen wartet noch eine Pflicht auf sie: Bei der 28. Oscar-Verleihung am 21. März 1956 ist Grace es, die im Vorjahr als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde, die wiederum die goldene Statuette dem besten männlichen Hauptdarsteller übergibt – an Ernest Borgnine für seine Rolle in Delbert Manns Marty (1955). Das ist so Usus in Hollywood.
Hier, bei dieser Gelegenheit, entsteht auch eines jener seltenen Fotos, welches Grace Kelly und Audrey Hepburn zusammen zeigt – wie die beiden aparten Stilikonen backstage wahrscheinlich in einem der Masken- und Garderobenräume zusammen warten und sich in diesem Moment einen Blick zuwerfen, was im großen Garderobenspiegel hinter ihnen reflektiert wird.
Es wird Graces letzter Auftritt in der amerikanischen Traumfabrik an der West Coast sein. Es ist zugleich ihr Abschied von vielen ihrer Kollegen.
Ihr Abschied von Hollywood.
Von dem Moment an, als sie heiratete, war sie nicht mehr Grace Kelly.
Das Hinreißende an Fürstin Gracia war, dass sie Monaco ganz und gar in ihre Arme geschlossen hat. Sie hat sehr viel erschaffen in Monaco. Sie war nicht nur
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