Grace - Die Biographie
ich weiß, du könntest eine wunderbare Frau werden,wenn du nur von deinem Thron heruntersteigen würdest. Aber ich weiß, du wärst weniger hart, wenn dein Vater euch nicht so verletzt hätte.« Tracy: »Hast du mir sonst noch was zu sagen?« Dexter: »Ja! Ich wollte dir sagen, dass die ersten Wochen, die wir miteinander verlebt haben, unsagbar schön waren. Ich wollte dir dafür danken.« 283 Der Schlusssatz dieses an Subtexten und Bezügen reichen ersten Teils dieser zentralen Schlüsselsequenz aus Die oberen Zehntausend ist nahezu wortwörtlich mit jenem Satz Oleg Cassinis identisch, den dieser über seine anderthalb- bis zweijährige wichtige Beziehung mit Grace äußert, über diese »most enchanting years in my life«. Ganz ähnlich wie zuvor in dem Historienfilm Der Schwan , sind in dem Musical Die oberen Zehntausend Realität und Fiktion in Bezug auf Graces Leben einander sehr nahe, als ob diese Triple-Sequenz mit Dialogen versehen worden sei, die direkt aus dem Leben der Hauptdarstellerin entnommen wurden. Nachdem Dexter Tracy am Swimmingpool zurücklässt, versinkt diese wehmütig in Erinnerungen an ihre erste gemeinsame Zeit, an die Flitterwochen auf der True Love , Dexters Boot. Dexter hat es ihr nun als Hochzeitsgeschenk en miniature geschenkt, und sie setzt das Holzboot auf das Wasser des Pools. Es ist die Sequenz mit Grace Kellys einziger Gesangseinlage überhaupt. Dann – und hiermit beginnt der zweite Sequenzabschnitt – erscheint ihr Zukünftiger am Pool, George, der eine völlig abwesende, träumende, in sich versunkene Tracy vorfindet – so, wie Freunde Grace oft vorfinden, wie sie stundenlang im Schneidersitz vor einem Kamin oder an einem Fenster sitzt und sich anderswo hinträumt. George Kittredge (John Lund): »(…) Das ist es ja eben, was mir so gefällt. Du bist im Grunde unberührt geblieben in dieser törichten Ehe. Du hast so eine wunderbare Unnahbarkeit, wie eine Statue, die man verehrt.« Tracy: »Nein, George, ich will nicht verehrt werden – ich will, dass du mich liebst.« George: »Das versteht sich ja von selbst. Aber darüber hinaus möchte ich dir einen Tempel bauen, wie einer Göttin, um dich anzubeten und zu dir aufzuschauen.« Tracy (sehr hadernd): »Nun – wir werden sehen …« 284 Der dritte Sequenz-Abschnitt am Pool behandelt Tracys Verhältnis zu ihren Eltern, insbesondere jenes schwierige, distanzierte zu ihrem Vater. Seth Lord (Sidney Blackmer) und seine Ehefrau (Margalo Gillmore) – die just auch Margaret heißt, wie Grace Kellys deutsche Mutter – kommen zum Swimmingpool, und sofort entfacht sich ein Disput zwischen Vater und Tochter.
Mr. Seth Lord (Sidney Blackmer): »Der beste Rückhalt, den ein Mann haben kann, wenn er in die Jahre kommt, ist eine Tochter. Und besonders eine Tochter, die ihren Vater wahrhaft lieb hat und fest an ihn glaubt. Die keine überflüssigen Fragen stellt und die ihn nicht kritisiert.« Tracy (ironisch-spitzzüngig): »So eine Tochter bin ich natürlich nicht. Ich bin eine kalte Göttin.« Mr. Lord (belehrend-harsch): »Das sieht dir wieder ähnlich, dass du dich mit einer Göttin vergleichst. Du hast doch einen klaren Verstand, du bist bildschön und verfügst über einen Körper, der sportlich durchtrainiert ist. Du hast wahrhaftig das Zeug dazu, eine bezaubernde Frau zu werden – aber dir fehlt leider noch das Wichtigste: der Sinn für Menschlichkeit. Solange du den nicht hast, bist du wirklich nicht mehr als eine Bronzefigur!« Tracy (zutiefst verletzt, um Haltung ringend): »Das ist entsetzlich, dass man sich so was sagen lassen muss.« Mr. Lord: »Das ist entsetzlich, dass man so was sagen muss.« 285
Alle drei Sequenzabschnitte behandeln auf explizite Weise Themen aus Grace Kellys eigenem Leben: Die Wahl des richtigen Lebenspartners und Ehemannes, ihr äußeres Image der unnahbar Kühlen, das in starkem Kontrast steht zu ihrer inneren sensiblen Befindlichkeit, sowie die problematische Beziehung zu ihrem Vater John B. Kelly, der sie nie so sah, wie sie wirklich war und, auch dies eine Parallele, seine Ehefrau Margaret durch jahrelanges Fremdgehen verletzte, was Margaret Majer-Kelly stets geflissentlich und tunlichst ignorierte, da ihr das Wohlergehen der vier Kinder wichtiger war als der Zustand ihrer eigenen Ehe.
Über die Dreharbeiten zu ihrem letzten Film berichtet Grace: »Ich wollte immer schon gern ein Musical machen, und mit Bing Crosby und Frank Sinatra zu arbeiten war natürlich einfach nurwunderbar. Sie sorgen
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