Grace - Die Biographie
dieFotografin Liz Imbrie (Celeste Holm) eintreffen, vom Magazin Spy zu den Lords geschickt, um über die Upper-Class-Hochzeit zu berichten, als Gegenleistung dafür, dass sie nichts über die Affäre von Tracys Vater veröffentlichen, beginnt sich das Personenkarussell zu drehen. Im Verlauf der Handlung sieht sich Tracy drei Männern gegenüber, die alle an ihr interessiert sind. Denn auch Reporter Mike findet Gefallen an der Noblesse und Kühle, die Tracy ausstrahlt. Während er ihr ein Ständchen bringt, den Cole-Porter-Song You’re Sensational , und sich allmählich betrinkt, endet das spontane Tête-à-Tête mit einer inzwischen auch angetrunkenen Tracy später am Vorabend der Hochzeit im weitläufigen Garten. Am Ende dieses Reigens wird Dexter es sein, der an Georges Stelle zusammen mit Tracy zur Trauung schreitet, und sie zum zweiten Mal heiratet. Louis Armstrong, der sich selbst spielt, begleitet von seiner Band »All-Stars«, fungiert hier als eine Art griechischer Chor in Einzelperson: Er führt musikalisch in die Handlung ein (»End of sound – beginning of story.«) und kommentiert diese ab und an aus der Außensicht.
Am 17. Juli 1956 kommt Die oberen Zehntausend – in Technicolor und im VistaVision-Format gedreht (Kamera: Paul C. Vogel) – in die amerikanischen Kinos, bevor er in den darauffolgenden Monaten in anderen Ländern an den Kinostart geht. Die zeitgenössische Kritik schreibt etwa: »Ein perfekt inszeniertes Musical mit parodistischen Zügen; dank witziger Dialoge und schwungvoller Musik (Höhepunkt: Louis Armstrong) ein unterhaltsamer Genre-Klassiker.« 282
Die Kleider und Abendgarderoben, die in dem Musical zu sehen sind, sind, wie zuvor bei der MGM-Produktion Der Schwan , erneut Entwürfe von Kostümdesignerin Helen Rose. Trägt Grace zu Beginn des Films eine beigefarbene Bluse kombiniert mit beiger Hose und einem dunkelbraunen breiten Gürtel, so ist sie später etwa in einem hellblauen Chiffonkleid zu sehen oder in einem weißen, an eine griechische Toga erinnernden Gewand.
Grace wirkt in Die oberen Zehntausend ausgesprochen feminin. Es ist eine Weiblichkeit, unter der Verletztheit liegt. Ein Element, welches sich durch den gesamten Film zieht. Eine Verletztheit, die aus der Kluft resultiert, die zwischen eigener, innererund fremder, äußerer Wahrnehmung besteht: Alle sehen in Tracy Lord eine unberührbare, unnahbare, kühle schöne Göttin ohne Herz. Selbst ihr eigener Vater. Tracy, die um ihrer selbst willen geliebt werden möchte, fühlt sich nicht wahrgenommen, nicht erkannt, nicht gesehen (als ihr Vater mit ihr spricht, trägt er eine Sonnenbrille). Der Hochmut ihrer Filmfigur Tracy Lord kaschiert lediglich ihre Unsicherheit, sowohl wegen ihrer bevorstehenden Hochzeit – und der Situation, plötzlich zwischen drei Männern zu stehen – als auch hinsichtlich ihres problematischen Verhältnisses zu ihrem restriktiven Vater. Es ist der Schutzschild der Verletzten.
In der zentralen Sequenz des Films – die wegen ihrer Dreiteilung wie ein szenisches Triptychon, ein dramaturgischer Dreiakter von zehn Minuten wirkt und in der Mitte des Filmes angesiedelt ist – befindet sich Tracy Lord ganz allein am Swimmingpool des großen Anwesens der Herrenvilla bei Newport. Hinter dem azurblauen Pool erstreckt sich ein flacher cremefarbener Rundbau mit weißen Säulen. Hier und da steht eine Statue. Säulen, Statuen – die Szenerie dieses Settings hat etwas Klassizistisches, etwas Antikes. Die Farben strahlen, der Pool könnte nicht blauer sein. Kontrastierend hierzu ist Grace nun ganz in Weiß gekleidet, in ein bodenlanges Gewand.
Dann kommt Dexter-Haven vorbei, um ihr sein Hochzeitsgeschenk zu übergeben und auch, um mit ihr zu reden. Tracy legt das Gewand ab, darunter hat sie einen Badeanzug an, ebenso in Weiß, der in einem sehr kurzen Mini-Faltenrock endet und ihre langen Beine gut zur Geltung bringt. Die Dialogsequenz ist voller Anspielungen und Doppeldeutigkeiten und im amerikanischen Original noch etwas expliziter als in der abgeschwächten, etwas betulich formulierten deutschen Synchronisation:
C. K. Dexter-Haven (Bing Crosby): »Ich weiß, es hat dich schwer getroffen, wie dein Vater sich gegen deine Mutter benommen hat (…) da wolltest du einen vollkommenen Mann. Du wolltest dich dagegen sichern und hast mir nie recht getraut. Im Grunde wolltest du gar nicht einen Mann, der ein Mann ist, sondern nur den Hohepriester einer jungfräulichen Göttin. (…) Es ist jammerschade,
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