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Graciana - Das Rätsel der Perle

Graciana - Das Rätsel der Perle

Titel: Graciana - Das Rätsel der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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Funkeln in den Augen, was Graciana erst recht verlegen machte.
    »Ich wollte Euch nicht beleidigen«, entgegnete sie tapfer. »Aber ich bin es gewohnt, mich mit dem Wasser aus dem Brunnen zu waschen.«
    »Wie bescheiden«, spottete der Seigneur und verbarg seine Verblüffung.
    Irgendwie hatte er trotz allem nicht damit gerechnet, dass Graciana aus so einfachen, bäuerlichen Verhältnissen stammte. Die stolze Selbstsicherheit, die von ihr ausging, passte nicht zu einem schlichten Bauernmädchen. Möglicherweise war sie der Bastard eines hohen Herrn. Es gab genügend Ritter, die sich nicht darum kümmerten, ob sie eine Magd schwängerten, wenn sie das arme Ding gebrauchten.
    Kaum hatte er diese Erklärung gefunden, entdeckte er das sehnsüchtige Verlangen, mit dem sie den dampfenden Zuber betrachtete. Ihm selbst war es völlig egal, ob er sich hier reinigte oder wie sein Knappe das Badehaus benutzte, das für alle Burgbewohner zugänglich war. Es gefiel ihm, ihr diesen Gefallen zu tun, und er gestand sich ein, dass er zu gerne wüsste, wie sie aussah, wenn sie lächelte.
    »Nun denn ...« Seine Bewegung umfasste das Gemach, in dessen Kamin inzwischen ein wärmendes Feuer brannte, und den dampfenden Zuber davor. »Bediene dich, meine Schöne! Wer weiß, wann ich dir wieder solchen Luxus bieten kann. Ich befürchte, Lunaudaie ist nicht mit der Burg von Josselin zu vergleichen. Es war lange Zeit belagert und besetzt, sicher wurde vieles zerstört.«
    »Aber ich ...« Graciana richtete ihre Worte an die geschlossene Tür. Der Seigneur war einwandfrei ein Mann schneller Entschlüsse und schneller Taten. Er war fort, ehe sie protestieren konnte.
    Sie holte einmal tief Luft und erhob sich dann langsam. Sie trat vorsichtig an das hohe, glänzende Kupferschaff, das jetzt zur Hälfte mit dampfendem Wasser gefüllt war. Sie streckte die Fingerspitzen aus und tauchte sie in wohlig warmes Wasser. Wie herrlich!
    Auf einem Hocker daneben hatte die Magd die Tücher ausgebreitet und Töpfe mit den verschiedensten Essenzen bereit gestellt. Lavendel- und Wacholderdüfte umschmeichelten Gracianas Nase, in einem Steingefäß fand sich angerührtes Seifenpulver, und sie konnte der Versuchung nicht länger widerstehen.
    Sie warf einen zögernden Blick zur Türe. Es gab keinen Riegel, aber wer sollte sie schon schelten, dass sie das Angebot des Seigneurs annahm? Im Nu löste sie die Schnüre des Mieders und des Rocks, zögerte jedoch beim Hemd. Es gehörte sich nicht, dieses letzte Kleidungsstück abzulegen, und die Nonnen wuschen sich normalerweise im Schutze ihres Hemdes. Aber sie war keine Nonne mehr! Es graute ihr davor, mit diesem schmutzigen, zerrissenen Hemd in das herrliche Wasser zu tauchen. Kurz entschlossen streifte sie es ab und stieg so schnell über die hohe Kante des Badezubers, als könne sie damit den Anblick der eigenen nackten Haut vor sich selbst verbergen.
    Mit halb angezogenen Knien tauchte sie bis zum Hals in den himmlisch warmen Genuss. Ihre zahllosen Kratz- und Schürfwunden brannten im ersten Augenblick, aber das waren Kleinigkeiten im Vergleich zu dem unbeschreiblichen Wohlgefühl, das nach und nach durch ihren Körper zog. Vorsichtig streckte sie die Hand nach dem Lavendelfläschchen aus und goss eine sparsam bemessene Portion in das Wasser. Der Duft war himmlisch, und ehe sie darüber nachdachte, hatte sie gut die Hälfte der Essenz nachgegossen.
    Von den betäubenden Lavendeldüften umweht, lehnte Graciana geraume Zeit einfach nur mit halb geschlossenen Lidern an der Wand des Zubers und genoss die Wonne dieses nie gekannten Behagens. Niemals in ihrem ganzen Dasein hatte sie so etwas empfunden. Schmeichelnde Wärme, Entspannung, angenehme Düfte und die Möglichkeit, nur den eigenen, angenehmen Empfindungen nachzuhorchen. Um sie herum schwammen ihre nassen langen Haare wie Schlingpflanzen in einem Teich, und in das Öl auf der Wasseroberfläche mischten sich bereits die unverkennbaren Spuren von Schmutz.
    Halb bedauernd, halb pflichtbewusst, setzte sie sich irgendwann auf und griff nach der Seifenschale. Sie massierte die Flüssigkeit in ihre feuchten Haare, rubbelte sich von Kopf bis Fuß damit ab und spülte die letzten Seifenreste mit einem Eimer warmen Wassers ab, der neben dem Badezuber für diesen Zweck bereitstand. Dann stieg sie aus dem Wasser und hatte sich gerade in eines der weichen Tücher gehüllt, als sich die Tür öffnete. Mit einem erschreckten Aufschrei erstarrte sie mitten in der

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