Gracie in Love
hinaus.
Seltsam. Als er zurück nach Los Lobos gekommen war, hatte er dieses Haus wirklich verabscheut. Die riesige Villa stand für all das, was er an seinem Onkel hasste. Doch in den letzten Monaten war ihm das Haus ans Herz gewachsen. Die Geräumigkeit, die Ruhe. Und die Bank mochte er inzwischen auch. Es gefiel ihm, sich mit Zahlen zu beschäftigen, den Menschen etwas zu ermöglichen, die Finanzierungsmöglichkeiten auszureizen und seinen Kunden bestmögliche Konditionen zu bieten. Das würde ihm fehlen.
Gracie schüttelte ihn am Arm. „Hörst du mir überhaupt zu?
„Nein.“
„Das habe ich mir gedacht.“
Ihre dunkelblauen Augen, ihr ungezwungenes Lächeln, ihr Strahlen, wenn sie beide zusammen waren – das alles nahm Riley jetzt intensiv wahr. Ihm fiel partout nichts ein, was er nicht an ihr mochte. Sie war perfekt. Zumindest für ihn.
„Ich habe gesagt, sobald der Bürgermeister festgenommen ist, musst du dich in einer Radioansprache an die Bevölkerung richten. Du kannst den Menschen versichern, dass der Übergang reibungslos verlaufen wird. Sie werden dich als ihren neuen Bürgermeister mögen.“
„Das funktioniert so nicht“, sagte er.
„Was?“
„Yardley hat mich bestimmter Dinge bezichtigt, und ich werde ihn jetzt im Gegenzug anderer schlimmer Dinge beschuldigen. Wem werden die Wähler glauben? Jemandem, den sie seit sechzehn Jahren kennen, oder mir?“
„Aber es gibt konkrete Anklagepunkte gegen ihn.“
„Es wird dauern, bis die Staatsanwaltschaft Anklage gegen ihn erheben kann. Heute ist Sonntag. Vor Mitte nächster Woche wird gar nichts passieren – und die Wahl findet schon am Dienstag statt. Yardley kann alles lange genug hinauszögern und die Wahrheit über das Testament meines Onkels veröffentlichen. Und wenn die Leute erst einmal die wahren Hintergründe davon erfahren, warum ich hier als Bürgermeisterkandidat antrete, spielt es doch überhaupt keine Rolle mehr, was Yardley vorgeworfen wird. Denn es ist ja so – ich mache das alles nur wegen des Geldes.“
„Aber ... Nein! Wir müssen uns etwas ausdenken.“ Grade stellte ihre Kaffeetasse ab und nahm seinen Arm. „Du hast dich doch richtig ins Zeug gelegt. Ich lasse nicht zu, dass man dir jetzt Steine in den Weg legt. Kannst du es dir nicht noch einmal überlegen? Vielleicht möchtest du ja doch hierbleiben und Bürgermeister werden. Du könntest sagen, dass sich deine Auffassung geändert hat.“
Er lächelte sie an. „Selbst wenn – wer würde mir das abnehmen?“
„Ich. Ich werde ...“ Sie schloss den Mund. Mit geröteten Wangen sagte sie zu ihm: „Heirate mich. Das erwarten die Menschen. Ein Happy End. Also heirate mich. Jill kann uns die nötigen Papiere sofort fertig machen. Ich bin nicht scharf auf dein Geld, und das lasse ich gern schriftlich niederlegen. Wir machen einen Ehevertrag und heiraten noch heute. Lass uns nach Las Vegas fliegen. Am Abend sind wir wieder zurück. Dann verkünden wir es morgen, und du wirst die Wahl gewinnen, ganz bestimmt. Und irgendwann trennen wir uns dann wieder. So könnte es funktionieren.“
Es ist ihr ernst, dachte er gerührt. Sie war bereit, alles zu tun, um ihm zu helfen.
„Immerhin geht es um siebenundneunzig Millionen Dollar“, meinte sie, ihn erinnern zu müssen.
„Das ist mir durchaus bewusst.“
„Und?“
Das Gefühl, das er erst jetzt benennen konnte, hatte er schon seit Langem gehabt, doch erst jetzt wurde ihm klar, was es war.
Er strich ihr die Haarsträhnen nach hinten und küsste sie.
„Ich liebe dich, Gracie Landon“, sagte er leise.
Ungläubig sah sie ihn an. „Wie war das?“
„Ich liebe dich. Ich habe noch nie eine so erstaunliche Frau gekannt. Du folgst deinem Herzen, das bewundere ich. Ich möchte dich heiraten, Kinder mit dir haben und mit dir alt werden.“
Nur zu gern hätte sie ihm jetzt gleich geantwortet, doch er legte einen Finger auf ihre Lippen.
„Aber nichts davon werde ich tun, bevor die Wahl stattgefunden hat.“
„Was?“ War er denn von allen guten Geistern verlassen? „Spinnst du? Wieso willst du warten?“
„Irgendwann wirst du dir vielleicht die Frage stellen, ob ich es nicht doch nur wegen des Geldes getan habe.“
Mit beiden Händen vor dem Gesicht schüttelte sie unablässig den Kopf. „Das ist alles nicht wahr“, murmelte sie vor sich hin. „Riley, jetzt hör mal zu. Wir können doch wenigstens unsere Verlobung bekannt geben.“ Sie packte ihn bei den Schultern. „Ich liebe dich auch. Schon lange.
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