Gracie in Love
der einen hätte er am liebsten laut losgelacht, beim Anblick der anderen überkam ihn ein Bedürfnis nach Gracies Tabletten gegen Sodbrennen.
„Du hast Besuch“, wandte er sich an Zeke.
„Es tut mir leid“, entschuldigte sich Gracie vermutlich zum siebenundvierzigsten Mal innerhalb der letzten zwei Minuten.
„Schon okay“, beschwichtigte Riley sie. Und er meinte es so.
„Ist es nicht. Es ist schrecklich. Ich sollte dich endlich in Frieden lassen.“
Sie standen am einen Ende des Flurs, während Zeke und Alexis sich am anderen Ende eine hitzige, wenn auch geflüsterte Diskussion lieferten.
„Ich wollte erst gar nicht mit“, erklärte Gracie. „Aber sie hat mir ein dermaßen schlechtes Gewissen gemacht, dass ich schließlich nicht anders konnte. Wenn man mir so kommt, hab ich einfach keine Chance.“
„Das wundert mich nicht.“ Er konnte sich gut vorstellen, wie sie dem Drängen von Freunden oder ihrer Familie nachgab, selbst wenn es zu ihrem eigenen Nachteil war.
„Er hat ihr gesagt, er wäre heute Abend hier. Und sie wollte sichergehen.“
„Das habe ich mir schon gedacht.“
Gracie starrte die schwarz-weißen Fußbodenfliesen an. „Habe ich schon gesagt, dass es mir leidtut?“
„Hast du, und es reicht jetzt. Außerdem ist es ja nicht deine Schuld.“
„Ich weiß, aber ich komme mir trotzdem bescheuert vor. Ich habe versucht, dir aus dem Weg zu gehen. Das ist mir zwei Tage lang gelungen, falls dir das aufgefallen ist. Ich dachte, das wäre besser für uns beide.“
Es war ihm aufgefallen. Allerdings würde er es nie zugeben, nicht einmal vor sich selbst, dass er sie regelrecht vermisst hatte.
„Stehst du immer noch unter Beschuss wegen dieses blöden Zeitungsartikels?“, wollte er wissen, während er ihr eine Haarsträhne hinters Ohr strich.
„Was?“ Sie sah ihn an, senkte dann den Blick. „Nein. Ich habe den Kontakt zu meiner Familie vermieden. Eigentlich zu allen. Ich dachte, ich könnte mich schön aus allem raushalten – und dann tauchte plötzlich Alexis auf.“
„Wir gehen jetzt.“
Zeke hatte den Arm um Alexis gelegt.
„Vielleicht können wir den Rest dann morgen besprechen“, fügte er hinzu.
„Klar.“
Alexis wandte sich an ihre Schwester. „Gracie, ich ruf dich morgen an, ja?“
„Ja, ja. Gute Nacht.“
Als sich die Haustür hinter ihnen schloss, seufzte Gracie.
„Ich weiß nicht, ob sie zu Hause weiter streiten oder zum Versöhnungssex übergehen.“
„Das will ich gar nicht wissen.“
Das Sexleben anderer Leute interessierte ihn nicht. Höchstens das von Gracie – mit ihm. Er dachte an ihren letzten Kuss. Vielleicht konnte man hier noch etwas ausbauen, auch wenn sein Verstand ihn davon abhalten wollte.
„Du nimmst die Sache ja echt sehr gelassen“, lobte Gracie ihn.
Er sah sie gerne an. Er mochte ihre blauen Augen und wie ihr Mund ihre Gefühle verriet. Er mochte es, wenn sie seinen Ohrring mit dieser Mischung aus Faszination und Zweifel betrachtete. Und es gefiel ihm, dass sie Torten kreierte, Stürme toll fand und für einen supertollen Backofen alles tat.
„Ich freue mich, dass du vorbeigekommen bist“, erwiderte er.
„Was?“ Sie blinzelte. „Ach so, ja. Ich bin vorbeigekommen. Mit Alexis.“
Gracie errötete und wandte ihre ungeteilte Aufmerksamkeit wieder dem Fußboden zu.
„Tja ... Alexis ist weg. Dann sollte ich jetzt wohl auch besser gehen.“
Nein! Auch wenn sie vielleicht keinen Sex haben würden, wollte er nicht, dass sie schon wieder ging und ihn allein ließ.
Nein, das stimmte so nicht. Er hatte nichts dagegen, allein zu sein. Er wollte schlicht und einfach, dass Gracie blieb.
„Soll ich dir mal das Haus zeigen?“, fragte er deshalb.
Mit allem hatte sie gerechnet, doch damit nicht. Dass er sie freundlich rauswarf oder sie aufforderte, mit nach oben zu kommen und sich auszuziehen, okay. Aber nicht, dass er hier den Fremdenführer spielte.
Ihr war durchaus bewusst, dass es besser wäre, jetzt zu gehen. Aber sie lächelte ihn an und nickte.
„Gerne.“
Er legte seine Hand auf ihren Nacken.
„Das ist die Eingangshalle“, erklärte er.
„Das hatte ich mir fast gedacht, die Fliesen verraten es. Aber das Haus ist echt riesig!“ Sie betrachtete den eleganten Kronleuchter, der im zweiten Stock von der Decke hing. „Wie hält man so was sauber?“
„Keine Ahnung.“
Seine Finger berührten ihre Haut. Am liebsten hätte sie gar nichts mehr gesagt, sondern nur noch wohlig gestöhnt und sich an ihn
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