Gracie in Love
war kein Typ, der leicht Nein sagen konnte – erst recht nicht, wenn jemand aus der Familie sie um einen Gefallen bat. Selbst wenn dieses Verwandtschaftsgefühl nur einseitig war.
„Ich habe dir gesagt, ich will mit der Sache nichts mehr zu tun haben“, wiederholte Gracie und spürte, wie ihr Widerstand schwand.
„Ich schwöre dir, da läuft was. Ich weiß, ich habe schon oft dummes Zeug geredet und Zeke beschuldigt, obwohl gar nichts war. Ich weiß, das überzeugt dich nicht. Auch wenn ich früher oft übertrieben habe, diesmal tue ich es nicht. Diesmal macht Zeke wirklich was.“
Gracie musste lächeln. „Irgendwas wird er tun, ja.“
„Du weißt, was ich meine.“
Ihr Lächeln gefror. „Alexis, du bringst mich in eine sehr unangenehme Lage. Mom glaubt, ich verwandle mich zurück in das Stalker-Mädchen. Mein Bild prangte erst kürzlich wieder auf der Titelseite der Lokalzeitung, und dieses elende Machwerk, die ‚Gracie-Chroniken‘ haben sie auch wieder ausgegraben.“
„Ich weiß. Und das tut mir alles auch furchtbar leid. Bitte, nur dieses eine Mal noch! Du musst auch gar nichts machen. Komm einfach mit, als moralische Unterstützung. Wenn er wirklich nicht da ist, brauche ich emotionalen Halt.“
Gracie schüttelte den Kopf und stach in das Blatt, das sie gerade dekorierte. Sie wusste, dass sie es bereuen würde. Aber sie konnte einfach nicht Nein sagen. „Na gut“, seufzte sie. „Um wie viel Uhr soll ich dich abholen?“
„Die Zahlen sehen nicht nur gut aus“, sagte Zeke grinsend. „Sie sind geradezu fantastisch. Wenn morgen Wahl wäre, würde nicht einmal Yardleys Mutter für ihren Sohn stimmen.“
Riley nahm sein Bier in die Hand. „Wie konnte das passieren?
„Soweit ich das beurteilen kann, hat es mit Gracie zu tun. Die Zahlen explodierten förmlich, nachdem das Bild von euch beiden in der Zeitung war. Dazu noch die alten Artikel über den liebeskranken Teenager Gracie und was sie alles unternahm, um ihren Auserwählten für sich zu gewinnen.“
Riley schüttelte den Kopf. Die Welt war doch verrückt. „Die Leute lieben mich also wegen Gracie.“
„Sie lieben dich, weil Gracie dich liebt. Oder liebte. Die Leute stehen auf Romanzen. Ganz Los Lobos will, dass eure Geschichte gut ausgeht.“
„Aber es gibt keine Romanze!“
Zeke zog die Brauen hoch. „Dann sollten wir daran vielleicht etwas ändern.“
Riley sah seinen Wahlkampfmanager ungläubig an. „Ich will dir mal eins sagen. Ich werde auf keinen Fall so tun, als hätte ich eine Beziehung mit Gracie, nur um mehr Stimmen zu kassieren!“
„Aber ...“ Dem festen Blick seines Chefs konnte Zeke nicht standhalten.
„Aber wenn man euch wenigstens mal zusammen in der Stadt sehen würde ... Ich meine ... Ginge das nicht?“
Riley kippte sein Bier runter. Wie verfahren war diese Kiste denn inzwischen? Er hatte es bewusst langsam angehen lassen, um die Bürger von Los Lobos für sich zu gewinnen. Er hatte ihnen Zeit gelassen, damit sie sich an ihn gewöhnen konnten. Er hatte für die Little League Süßigkeiten gespendet, die neuen Trikots gesponsert, das Football-Team der örtlichen Highschool finanziell unterstützt und die Mädchenbasketballmannschaft. Er hatte dem Spielmannszug eine Konzertreise nach Italien finanziert. Und das alles, ohne eine Miene zu verziehen. Und jetzt sollte er auch noch eine Beziehung mit Gracie vortäuschen, nur damit seine Popularität stieg?
Aber was störte ihn an dieser Vorstellung? Es war nicht so schrecklich, mit Gracie zusammen zu sein. Er mochte sie und würde auch gerne mit ihr ins Bett gehen. Eigentlich sollte er froh sein, dass sein Plan ganz offensichtlich aufging und er bald im Besitz von siebenundneunzig Millionen Dollar sein würde.
„Wir müssen uns auf das Rededuell vorbereiten“, erinnerte Zeke ihn. „Wie sieht es nächste Woche bei dir aus?“
„Gut. Haben wir uns schon für ein Format entscheiden?“
Zeke stieß einen Laut der Verachtung aus. „Ich rechne nicht damit, dass dieser Abend sonderlich Format haben wird, aber ich kann ja mal fragen.“
„Bist du sicher, dass deine Unterstützung für mich dir nicht bei deinem Doppelleben in die Quere kommt?“
„Ich habe es dir doch schon gesagt. Ich habe keine Affäre.“
„Wenn nur Alexis das auch glauben könnte“, erwiderte Riley. In diesem Moment klingelte es.
Er stellte sein Bier ab und ging in den Flur, um zu öffnen. Zeke folgte ihm. Riley starrte die beiden Frauen an, die draußen standen. Beim Anblick
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