Gracie in Love
noch erwarten“, keuchte sie. „Ich will endlich mit dir zusammen sein.“
„Ich auch mit dir.“
„Ich liebe dich, Franklin.“
„Ich dich auch, Schätzchen.“
Bei Bill’s Mexican Grill gab es großartiges Essen, aber das Ambiente war alles andere als besonders. Den Gastraum konnte man eigentlich nur als schäbig bezeichnen. Deshalb fiel es Gracie besonders schwer, sich für ein Outfit zu entscheiden.
Auf jeden Fall wollte sie toll aussehen. Sie und Riley würden sicher im Mittelpunkt stehen, wenn man sie entdeckte. Und wenn die Leute schon tratschten, dann sollten sie wenigstens sagen können, dass Gracie wunderbar aussah.
Das hatte sie verdient. Denn damals, als ihre Verknalltheit in Riley zum Stadtgespräch wurde, war sie erst vierzehn gewesen und, wie hatte es die Nachbarin ihrer Mutter, Mrs. Baxter, formuliert, hatte „unvorteilhaft“ ausgesehen mit ihren langen, dürren Armen und Beinen und der flachen Brust. Von ihrer gruseligen Frisur, der Zahnspange und der Akne mal ganz abgesehen. Igitt.
Aber mit der Zeit hatte sich das alles verändert. Sie war vielleicht immer noch keine Schönheitskönigin, aber unvorteilhaft sah sie nun wirklich nicht mehr aus. Sie war stolz auf ihre weiblichen Kurven, auf ihr glänzendes Haar und ihre makellose Haut.
Sie sah in den Spiegel, ignorierte die Lockenwickler auf ihrem Kopf und hielt sich das blaue Kleid an. Es war hübsch und hatte ein großes Dekollete, und genau deshalb war es Gracie zu auffällig. Es war so ein „Seht mal, ich habe eine Verabredung“-Kleid. Aber auf jeden Fall wollte sie heute Abend ein Kleid oder einen Rock tragen. Eine Hose wäre einfach zu langweilig. Außerdem hatte sie sich gerade frisch die Beine enthaart und Selbstbräuner aufgetragen. Mit dem gleichmäßigen Ergebnis war sie sehr zufrieden.
„Der khakifarbene Rock?“, überlegte sie laut. „Und dazu das hellblaue Twinset?“
Besagtes Twinset war mit einer eleganten Perlenstickerei versehen. Sie hatte es im letzten Herbst zu einem Schnäppchenpreis in einem Second-Hand-Laden in Palos Verdes ergattert, wo reiche Damen ihre Sommergarderobe verhökerten.
Sie suchte in ihrem Schrank nach dem Rock, wurde aber plötzlich durch ein Klopfen an ihrer Haustür gestört. Ein rascher Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es noch nicht Riley sein konnte. Es war erst kurz nach sechs.
Gracie schnappte sich den Rock, warf ihn aufs Bett und lief zur Tür. Sie öffnete und konnte sich ein entsetztes Stöhnen gerade noch verkneifen. Es war ihre Schwester Vivian.
Tränen liefen ihr übers Gesicht, sie stand da wie ein Häufchen Elend. Gracies erster Impuls war Mitleid. Doch dann besann sie sich. Das war ihre Schwester, die von einer megateuren Hochzeit träumte, aber eigentlich gar nicht heiraten wollte.
„Was ist denn jetzt schon wieder?“, fragte Gracie barsch.
Unaufgefordert drängte sich Vivian an ihr vorbei ins Haus. Sie schluchzte. „Es ist alles aus. Mit Tom.“
„Mal wieder?“ Beim Klang ihrer Stimme erschrak Gracie über sich selbst. Wie gefühllos konnte sie doch sein.
„Du verstehst das nicht“, heulte Vivian. „Vorher war ich schuld. Ich habe Tom immer wieder gesagt, ich heirate dich nicht, und bin gegangen. Ich wollte doch nur ein bisschen Aufmerksamkeit von ihm! Er war in letzter Zeit immer so still und ernst. Aber nach gestern Abend, als ich wieder mal gegangen bin, hat er sich heute Morgen von mir verabschiedet. Er sagte, es wäre Schluss. Ich sei nicht bereit, ihn oder überhaupt jemanden zu heiraten.“
Vivian bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und schluchzte weiter. Gracie tätschelte ihr beruhigend die Schulter. Sie hätte ihre Schwester auch in den Arm nehmen können, aber das wollte sie nicht. Dazu waren sie sich zu fremd geworden.
Vivian zog ein Taschentuch aus ihrer Jeans. „Er hat gesagt, ich wäre zu unreif. Er liebt mich, hat er gesagt, aber er würde sich erst wieder mit mir treffen, wenn ich erwachsen geworden wäre.“
„Das tut mir leid für dich“, tröstete Gracie sie.
Vivian schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, was ich machen soll. Er redet nicht mal mehr mit mir. Er meint es wirklich ernst. Er sagt, es tat ihm jedes Mal weh, wenn ich die Hochzeit abgesagt habe, aber das wäre mir offensichtlich egal. Er hat gesagt, ich würde immer nur an mich denken. Es wäre falsch, dass Mom einen Kredit aufnimmt, um die Hochzeit zu bezahlen. Er hat gesagt, ich wäre eine verwöhnte Göre und ich sollte mich schämen.“
Wieder fing sie an zu
Weitere Kostenlose Bücher