Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Graf Dracula auf Schreckenstein

Graf Dracula auf Schreckenstein

Titel: Graf Dracula auf Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
Vom Netzwerk:
Schienen verlegt, runde Schienen aus Stahlrohr, weil der Kameramann wieder einen Einfall gehabt hatte. Er wollte die gesamte Fechtszene von der Treppe bis zum Torbogen in einer Einstellung drehen, das heißt, mit der Kamera neben den Fechtenden herfahren. Hierfür mußte der ganze Hof gleichmäßig ausgeleuchtet werden — eine langwierige Angelegenheit.
    Der Rex ließ den Unterricht fortsetzen. Als Walter den Gong schlug und die Ritter sich zum Mittagessen begaben, wurde die Szene gerade zum erstenmal probiert. Während der Schweigezeit am Ende des Essens hörte sich das Fechten an, als klappere jemand mit dem Besteck.
    Ottokar ging zum Schwarzen Brett, läutete mit der Kuhglocke und sagte an: „Heute nachmittag ist Gartenzwergtheater am Stolleneingang. Der Eintritt ist frei.“
    Die Ritter johlten in Vorfreude; die Mini-Darsteller hatten sich von ihren Rollen als arme Würstchen noch nicht so weit erholt, um ebenso laut mitlachen zu können.
    Drunten im Burghof wurde immer noch gefochten. Da die beiden Schauspieler ihre Rollen mit den Degen gut gelernt hatten, war die lange Einstellung schon nach der dritten Wiederholung „gestorben“. Stab und Technik versorgten sich während des Umbaus mit belegten Broten und Bier. Der Kameramann wollte nämlich für die Szene am Stollen einen bestimmten Sonnenstand, der nun schon fast erreicht war.
    „Sie drehen die Szene auf Nacht“, erläuterte Doktor Waldmann den Rittern, die sich am Stolleneingang einfanden. „Das heißt, sie nutzen das Sonnenlicht, setzen aber einen gelben Filter vor die Optik, daß es im Film so aussieht, als wäre es Nacht.“
    Unter den immer zahlreicher werdenden Zuschauern befanden sich auch sechzehn Mädchen. Sie waren in drei Booten von Rosenfels herübergerudert.
    „Oooooh!“ sagten sie enttäuscht. „Wenn wir gewußt hätten, daß hier nur Kindertheater gespielt wird, wären wir drüben geblieben.“
    Diese Bemerkung ärgerte die Minis, die auf ihren Auftritt warteten, und, dick geschminkt, mit ihren Zipfelmützen und langen Bärten aussahen wie geschrumpfte Greise.
    „Bleibt genau so sitzen!“ sagte der Kameramann. Er hatte es wieder sehr wichtig. Wa kam, steuerte auf die Mädchen zu und war alsbald umringt. Wölkchen stiegen auf. Esther zog an einer Zigarette, Bettina hustete, Eva und Konstanze pafften, als wollten sie feststellen, wem es zuerst schwindelig wird.
    „Blöde Gänse!“ schimpfte der kleine Kuno aus seinem Vollbart.
    „Kommen denn keine richtigen Schauspieler?“ wollte Sophie von Wa wissen. Die Mädchen kicherten und pafften.
    Da kam Känguruh den Hang herunter, neben ihm der leibhaftige Graf Dracula, ein großer, breitschultriger Mann in schwarzem Trikot mit Teufelsmütze und einem schwarzen Umhang, der, an Knien und Handgelenken befestigt, an Fledermausflügel erinnerte. Als er den Mund aufmachte, waren die oberen Eckzähne lang.
    „Soll das der Obergrusler sein?“ machte sich Pummel lustig.
    „Das ist der Kinosaurier!“ bemerkte Mücke todernst.
    Und Känguruh erläuterte für alle: „Das ist Graf Dracula, der Vampir. Er sein kommen geflogen zu verfolgen Linda. Linda schon in Berg, den bewachen Zwerge. Zwerge liegen vor Eingang und so tun als schlafen. Dracula mit feurige Atem sie blasen weg.“
    Vor versammelter Ritterschaft wurde die Szene geprobt. Die Minis machten ihre Sache trotz Gelächter und dummer Bemerkungen der Mädchen sehr gut.
    „Was lacht ihr denn, ihr Geigen?“ schimpfte der kleine Eberhard.
    Dieter, dem Tränen über die Backen kullerten, antwortete: „Wenn du einen Spiegel dabeihättest, würdest du nicht so dumm fragen.“
    Gießkanne und der Rex hatten sich abgewandt. Sie konnten einfach nicht mehr vor Lachen. Die Mädchen lachten überhaupt nicht. Sie hatten den Drachenmann umringt, kicherten, pafften und ließen sich Autogramme geben.

    „Gänse!“ brummte Beni.
    Nur einer stand da, lachte nicht, sagte nichts, starrte nur zu den Zwergen hinüber, mit einem Ausdruck, als wäre er am liebsten der Sechste im Bunde, trotz seiner Größe und kraftstrotzenden Statur: Dampfwalze.
    „Bitte Ruhe —bitte Ton...“
    Zigaretten flogen ins Gras, Ottokar und Stephan hoben sie auf. Für einen Augenblick war es still. Dann fing ein Gerät, das bisher niemand bemerkt hatte, an zu fauchen. Es sah aus wie ein alter elektrischer Heizofen mit Propeller und machte einen Wind, daß es den Zwergen die Bärte wegbog. Mit diesem künstlichen Sturm kam Dracula auf ein Zeichen Känguruhs ins Bild, schaute wild

Weitere Kostenlose Bücher