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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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ste i len Höhe des so lange umkämpften Pog noch einmal auf im blassen Azur eines wolkenlosen Frü h lingshimmels.
    Knapp noch drei Wochen waren es bis zum Passahfest, Anno Domini 1244.
    Die erste verging wie im Fluge; die Spannung der u n mittelbaren Kriegsführung, des täglichen Handwerks, war gewichen un d h atte dem Bedürfnis nach Erholung, nach Schlaf, Platz gemacht. Sie ging einher mit dem Ordnen der Ausrüstungsgegenstände für den Abtransport. Doch dann, als alles, was an Vorkehrungen für die große Stu n de zu treffen war, bereit stand, trat eine Leere ein, die alsbald aufs Gemüt schlug. Ein Belagerungsheer, das nicht bel a gert, war ja auch wohl ein Unding.
    Das Warten zerrte an den Nerven. Wir begannen die T a ge der zweiten Woche zu zählen. Auf Geheiß des Sen e schalls, der uns jetzt noch weniger benötigte denn zuvor, wanderten wir Prediger durch das Lager, um mit unseren frommen Gebeten der Soldateska Geduld und Friedferti g keit einzuflößen, denn schon flackerten die ersten Streiti g keiten zwischen den verschiedenen Kontingenten auf: Schlägereien wegen eines Weibsbildes, Messerstechereien beim Würfelspiel, geboren aus Suff, Langeweile und schlechter Laune. Wir beteten auch mit d e nen, die dafür gehenkt wurden.
    Ich traf auf den Bischof Durand aus Albi, in dessen L a ger Aufbruchstimmung herrschte. Er beaufsichtigte in H o sen und Wams das Zerlegen und Verpacken seiner Schle u dermaschinen, von denen nur ein Bündel von Balken, z u sammengerollter Seile und ein Haufen geschmiedeten E i sens übrigblieb. »Ist das die adoratrix murorum?« fragte ich enttäuscht angesichts des armseligen Gerippes einer so glorreichen Konstruktion.
    »Ach, meine Singdrossel aus Assisi!« begrüßte er mich polternd. »Die adoratrix hockt noch da oben im Fels, bis auch der letzte Verteidiger abgezogen ist!« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Du wärst mir ein schöner Str a tege, sie schon vorher zu demontieren! Vertrauen ist wie der Glaube an den Allmächtigen, Tatsachen erst schaffen Gewißheit!«
    Der Scholar in mir fühlte sich durch solche Gottesinte r pretation herausgefordert. »Ist doch unser Schöpfer w e der Tat noch Ding –« , hub ich an.
    »Doch«, unterbrach er meine Rede. »Beides! Deine armselige Gewißheit macht ihn dazu, obgleich Er als Täter es nicht nötig hat!«
    »Also, kann ich ihm auch vertrauen im Gebet?«
    »Ihm schon, aber nicht den Menschen!«
    Ich glaube, auch er nahm mich nicht sehr ernst. Auch wirkte er auf mich, mit seinen aufgekrempelten Ärmeln, nicht wie ein Bischof. Ich sah mich schon in das Spiel e i nes Geistes verwickelt, dem ich nicht gewachsen war, als mein Seneschall vorbeiritt und mir winkte, daß ich ihm folgen sollte. Er war in Begleitung von Gavin Mon t bard de Bethune, der aber nicht erkennen ließ, daß wir uns kannten.
    Ich hechelte hinter den Rössern her bis zum Rundzelt des Erzbischofs. Pierre Amiel, in vollem Ornat, stürzte h e raus, kaum daß er uns kommen hörte, faßte sich dann aber schnell, wohl um seine Erscheinung als höchster kirchl i cher Würdenträger und Legatus Papae voll auf uns wi r ken zu lassen.
    »Warum«, hub er an, »machen wir dem kein Ende? Di e se Ketzerbrut –«
    »Eminenz«, schnitt Hugues des Arcis ihm das zu erwa r tende Lamento ab, das stets in geifernden Hetztiraden zu gipfeln pflegte, »weil ich mein Wort gegeben habe und weil die gewährte Frist von fünfzehn Tagen billig ist – g e messen an dem Leben meiner Soldaten, die ich verli e ren würde, wollte ich das Kapitulationsabkommen br e chen und Menschen angreifen, die –«
    »Ketzer!« schnaubte der Erzbischof. »Als Vertreter –«
    »Ich handle im Namen des Königs von Frankreich!« setzte der Seneschall energisch dagegen, der nicht begri f fen hatte, warum Pierre Amiel mitten in seiner Erklärung abgebrochen hatte: Hinter ihnen, auf der flach abgetrag e nen leichten Anhöhe, wo der Altar für die täglichen Me s sen errichtet war, erschien, eskortiert von acht Tempelri t tern, eine schwarze Sänfte. Ebenso viele Träger, Sergea n ten in dunklem Tuch, trugen sie und setzten sie jetzt ab.
    Der Vorhang öffnete sich einen Spalt, und ein Abakus kam zum Vorschein, der den Vorhang leicht beiseite schob. Eine feine, weiße Hand war kurz zu sehen. Der Befehlsstab winkte einen der Templer herrisch zu sich. Es war ein au f fallend junger Ritter, mit fast mädchenha f ten Zügen; doch Gavin war ihm bereits zuvorgekommen und hatte schon die Sänfte erreicht. Er

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