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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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noch mal einen Blick in diese grausige Tiefe!«
    »Euer Todesmut, Komtur, gereicht dem Kaiser zur E h re.«
    »Friedrich weiß von nichts!« entgegnete der bärbeißige Sig-bert. »Und dabei wollen wir es auch belassen.«
    Sie wurden ins Innere der Burg geführt, wo gerade in feierlichem Zuge die parfaits und die credentes, jeder mit einer brennenden Kerze, singend in den Rittersaal des Do n jon strömten. Dann wurde die Saaltür geschlossen. Sie mußten draußen warten.
    »Christen, die ihre Auferstehung noch vor ihrem Tode feiern?« flüsterte der Mann, der sich Konstanz von Sel i nunt nannte, respektlos. Sein Alter war schwer zu b e stimmen, sein dunkler Teint, sein gut ausrasierter Backenbart, beso n ders aber seine scharfgekrümmte Hake n nase, verliehen ihm das Aussehen eines Raubvogels, was durch seine unruh i gen dunklen Augen noch verstärkt wurde.
    Der alte Ritter ließ sich Zeit. »Tod? – Sie achten ihn g e ring, sie leugnen ihn«, brummte er bärbeißig, »- das ist ja ihre Häresie!« Sigbert von Öxfeld, langgedientes Mit g lied des Deutschen Ritterordens, war ein Hüne von Mann: Alemannen-Schädel, glattes Kinn, Falten wie ein gutmüt i ger Bernhardiner.
    Da die Soldaten und Ritter, die mit ihnen stehen, in e r griffenem Schweigen verharrten, sprachen auch sie nicht weiter miteinander; auch stellten sie keine Fragen.
    Interludium Nocturnum
    Montségur, Frühjahr 1244 (Chronik)
    In die Schwarze Magie, in die Mystik der Kabbala eing e führt zu werden, war seit Studienbeginn heimliches Se h nen des dicklichen Bauernjungen aus Flandern gewesen. Kaum in Paris angekommen, ließ ich keine alchemistische Vo r führung, keine Geisterbeschwörung aus. Wahrend ich ta g süber die Vorlesungen des stupenden Dominikaners Albe r tus hörte, den sie schon d am als Magnus, den Großen, nan n ten, zog ich des Nachts durch die Gassen in der Schar me i nes englischen Mitbruders Roger Baconius, Magister A r tium und doctor mirabilis; er war ’ s, der aus dem fläm i schen »Willem« den mundanen »William« machte, ein Name, den ich mir gern zu eigen machte. Ich besuchte auch den berühmten Astrologus Nasir ed-Din el-Tusi und drän g te mich auf der Univers i tät zu den Vorlesungen des Ibn al-Kifti, eines weithin gepriesenen Medicus, um von ihnen Einblick in die G e heimnisse die Orients zu erlangen.
    Indes, all dies verblaßte zu unbeschwertem, farblosem Spuk und zu Spökenkiekerei angesichts der Tatsache, daß in dem tiefen Walde jenseits des Lasset eine leibha f tige Hexe lauerte, die mich nicht nur bei Namen und G e stalt kannte, sondern auch über mein Schicksal geheimes Wi s sen besaß.
    Die präzise vorhergesagten Umstände beim Tod des Basken waren unheimlich genug – gut, mit dem ›Gralhüter‹ hatte sie wohl geirrt; ich hatte jedenfalls keinen bemerkt. Aber das ständige Geraune vom Gral ließ mir keine Ruhe mehr.
    Diese Loba wartete auf mich, auch wenn sie das Gege n teil verkündet hatte – das halten Frauen so, erst recht eine Hexe. Sie saß im dunklen Tann des Corret wie eine Spi n ne – und ich dummer, dicker Brummer schwirrte noch herum, das Licht umkreisend, von dem selbiger, studierter theol o gus obdrein, wissen müßte, daß es ihm die Fl ü gel, wenn nicht gar Leib und Seel ’ zu versengen vermag. Solcher Art war die Unruhe, die mich in jener Nacht u m hertrieb.
    Ich hatte den Soldaten unterhalb des Pog eine Zeitlang zugeschaut, wie sie unter der Anleitung des Profoß die ri e sigen Scheiterhaufen errichteten. Dicke Pfosten an den Ecken, kräftige Querbalken, junges Holz, das lange stan d hält, gut untermischt mit trockenem Reisig oder Stroh. E i nen ›bon bucher‹ zu bauen ist eine richtige Kunst. Ich konnte sie jedoch nicht von Herzen bewu n dern, denn beim Besuch des Erzbischofs, der sich händ er eibend vom For t gang der Arbeiten überzeugte, wurde mir flau im Magen, und ich suchte das Weite; das heißt, ich beschloß erst mal, Gavin Montbard de Bethune mit den Fragen heimzus u chen, die mir auf der Seele bran n ten. Indes, am Eingang der LassetSchlucht hielten mich seine Sergeanten auf, die mich doch genau kannten.
    »Es geht jetzt nicht«, sagten sie fest. »Die Ritter haben sich versammelt!«
    Ich spürte, daß jedes Insistieren zwecklos war, und ich trollte mich wieder. Aber meine Neugier war geweckt, ha t te ich doch Lichtschein zwischen den Zelten gesehen.
    Ich stieg seitlich in den Wald hoch. Es war schon ein unheimliches Unterfangen in einer solchen Nacht. Gei s ter und Elfen

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