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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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daraufgeworfen, da brach er in sardonisches Gelächter aus. Er hielt dem Leg a ten den Abdruck seines eigenen Petschafts vor die N a se.
    »Das Siegel des Sultans von Kairo?«
    Andreas war kreidebleich geworden. »Unmöglich!« stammelte er. Zu seinem Entsetzen erbrach der Kardinal das Siegel und öffnete das Schreiben. Heraus flatterte ein Zettel; der Kardinal hob ihn auf und las:
    »›William von Roebruk grüßt Matthäus von Paris …‹ «
    Jetzt war auch dem Kardinal das Lachen vergangen. Er zerknüllte den Zettel und warf dem Legaten den Brief vor die Füße. Dann wandte er sich um und stürmte grußlos aus der Halle.
    Vitus hockte noch immer im ›Archiv für Angelegenhe i ten des Reiches‹ und haderte mit sich selbst. Es war seine verfluchte Eitelkeit – sein Stolz, es dem Alten zu zeigen –, die ihn bewogen hatte, erst noch schnell in der Engel s burg Bericht zu erstatten, anstatt sofort nach Ostia zu eilen …
    »Ich warte«, tönte die eiskalte Stimme in den Raum. »Was hast du mir zu sagen, außer daß du Hand auf me i ne Laus Santae Vir-gini hattest legen wollen?«
    Ehe Vitus antworten konnte – er wußte, wie eigen C a poccio mit seinem Segler war; nicht mal dem Papst … –, da klopfte es schon wieder an der Tür.
    »Der Sekretär des Hafenkommandanten!« wurde geme l det. »Es ist dringend!«
    Vitus zögerte. »Laß dir Bericht erstatten!« befahl die Stimme barsch, aber gedämpft.
    Die Tür wurde aufgeschlossen und der Sekretär eing e lassen. Es war ein älterer Mann, der es gewohnt war, sac h lich vorzutragen:
    »Der Kommandant des Hafens läßt ausrichten: Das we i sungsgemäß dem William von Roebruk übergebene Schiff blockiert versenkt die Hafenausfahrt.« Er nahm keine Rücksicht darauf, daß Vitus aschfahl im Gesicht ward, und fuhr fort: »William von Roebruk wurde von einem plöt z lich meerseitig auftauchenden pisanischen Schnellsegler übernommen, Kurs: Süden!«
    Wie ein Häufchen Elend sackte der grobschlächtige V i terbese in seinem Sessel zusammen.
    »Das will der Hafenkommandant noch melden: Er hat das Individuum wiedererkannt, das zusammen mit ein i gen Spießgesellen das Schiff enterte, die mit Äxten b e hende die Lecks in die Wanten schlugen, bis es sank – nachdem es mit einem riskanten Wendemanöver die Laus Santae Vi r gini gerammt und ihr die Flanke aufgeschlitzt hatte: Es war Guiscard, der Amalfitaner, ein ehemals berüchtigter Pirat, der gleiche, der vor zwei Jahren so frech den Hafen übe r fallen hat und mit Langbooten den Tiber hoch bis hier zum Kastell vorgedrungen ist. Der Herr Kommandant ist sich ganz sicher – ›auch wenn der Kerl jetzt ein Holzbein trägt!‹«
    Der Sekretär hatte alles gesagt und schaute erwartung s voll auf Vitus, der ihn anstarrte wie einen Spuk, ein aus dem Grab gestiegenes Gerippe. Er wies mit spitzen Fi n gern auf den Sekretär, als wolle er ihn aufspießen. Der schlug beklommen und heimlich ein Kreuz, als Vitus seinen Kopf wieder zwischen seinen Händen verbarg.
    »Übrigens«, fügte er dann gefaßt noch hinzu, »der Herr Kommandant erbittet – in Anbetracht der merkwürdigen Umstände – um Bestätigung des Hinrichtungsbefehls für den Begleiter des William von Roebruk. Der sagt, er sei ›Matthäus von Paris‹, und es müsse sich um ein Versehen handeln …«
    »Zwanzig Stockhiebe!« ertönte eine Stimme, die den Sekretär gar sehr verschreckte. »Und dann herschicken!«
    Er verneigte sich in die Richtung, aus der sie gekommen war, dann gegen Vitus und war froh, schnell aus der Tür zu sein. Wieder war das zweimalige Einschnappen der Ve r riegelung zu hören.
    »Das war also deine Vertrauensperson.« Die Stimme e r klang nun wie aus der Ferne, obgleich der Kardinal wieder seinen Platz eingenommen hatte. Er vermochte seine ma ß lose Enttäuschun g n icht zu verbergen, doch die verhaltene Trauer kündigte keine milde Nachsicht an, sondern den harten Strafvollzug gegen das eigene Blut.
    Eine lebenslange Bande mußte durchschnitten werden. Der taglio, dachte Vitus, der endgültige Schnitt, war unausweichlich, Frage nur, wo er angesetzt wurde. T e s t a oder croce. Das eine – Kopf ab – war endgültig, das Kreuz mußte getragen werden.
    »Strafe mich!« sagte Vitus. »Ich habe mein Leben ve r wirkt.«
    »Tausend Peitschenhiebe wären ein zu geringes Äquiv a lent für die Strafe, die du meinem Leben bereitest, Vitus; ich bin gestraft gewesen mit jedem Tag deiner Existenz. Ich muß sie nun auslöschen«, die Stimme klang leer

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