Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
Vom Netzwerk:
angebotenen Sitzgelegenheit keinen G e brauch. »Der stand auch an der Mole, um mich zu erwa r ten. Grad ’ hatt ’ er mich begrüßt, da ruft er plöt z lich: ›Ich seh ’ Gespenster! Alle bösen Geister – dort drüben geht William von Roebruk! Der kann doch noch nicht von den Mongolen zurück sein? Kommt, Andreas, laßt uns ihn b e grüßen – und sofort verhaften!‹ Ich sagte: ›Guter Matthäus, besorgt mir erst mal mein Schiff – und dann verhaftet, wen Ihr wollt!‹ Doch Matthäus hörte nicht auf mich, er ließ mich einfach stehen« – der aufgebrachte Legat ve rb arg se i ne Indignation nicht –, »rennt würdelos hinüber zu dem Franziskaner, nimmt ihn freundlich unter den Arm, und die beiden schlendern plaudernd, als gäb ’ s mich gar nicht, zum Hafenkommandanten. Dieser William zieht ein Dokument heraus, reicht es dem Hafenkommandanten, der erbricht das Siegel, liest es zweimal, ruft dann nach seinen Wac h soldaten und läßt den Matthäus abführen, obgleich der he f tig schreit, daß es eine Verwechslung sei, jener sei der Wi l liam von Roebruk. Den hingegen behandelt der Komma n dant mit ausgesuchter Höflichkeit, führt ihn zu einem Schiff – ich hätt ’ s ja nicht genommen, es war der mo r scheste Lastkahn im Hafenbecken. Ich verlier ’ die Geduld, der Hafenkommandant wird obstinat. ›Das war mein letztes verfügbares Schiff, Herr Legat!‹ erfrecht er sich zu behau p ten. »Ich empfehle, sich für einige Tage in Rom einzuqua r tieren. Ich werde Euch gern Nachricht zukommen lassen, Hochwürden, wenn sich eine Passage ergibt!‹ – ›Und das da?‹ Ich zeige auf den schlanken Schnellsegler, der dort liegt, voll aufgetakelt, fertig zum sofortigen Auslaufen. ›Vorbestellt für besondere Miss i on!‹ fertigt mich der Kerl ab. ›Ich bin Legat!‹ fahr ’ ich ihn an. »Und ich bin empört. Erst läßt mich die perfide Serenissima nicht auf die terra ferma zur Weiterreise durch die Lombardei …‹ – ›Die kl u gen Venezianer verhinderten nur, daß ein Legat sich in G e fahr begibt‹, weist er mich zurecht. ›… dann nötigt mir Venedig noch mal eine Reise um den ganzen Stiefel auf, gegen doppelte Bezahlung, durch stauferische Gewässer – und auch nur bis hierher nach Ostia! Wegen der Pisaner! Und jetzt behandelt Ihr, Herr Kommandant, mich wie –‹, mir fe h len die Worte, aber der Rohling erdreistet sich, sie mir zu ergänzen: ›Wie einen höchst weltfremden Legaten, der es versäumt hat in der Terra Sancta schon ein genues i sches Schiff zu besteigen!‹ – ›Unverschämter!‹ – ›Ihr könnt Euch beschweren!‹ – und das tue ich hiermit!« Ob des e r littenen Torts außer Atem, wollte sich Andreas de Longju-meau jetzt in den Sessel fallen lassen, Ausdruck seiner e m pörten Meinung, er könnte jetzt hier sitzen bleiben, bis der diensthabende Kardinal Abhilfe geschaffen habe.
    Der aber sprang behende auf, legte seinen Arm um die Schulter des Andreas. »Das schönste Schiff sollt Ihr h a ben – sogleich wird Euch volle Genugtuung geleistet, für all die Unbill, die Ihr im Namen Christi erlitten!« Und damit komplimentierte er ihn zur Tür hinaus.
    Vitus wollte ihnen folgen, doch der Kardinal ließ sie vor seiner Nase ins Schloß fallen. Das Geräusch des sich do p pelt umdrehenden Schlüssels verriet ihm, daß für ihn der Spaß nun ein Ende hatte. Zwar war während des L a mentos des Legaten zwischen ihm und dem Alten einiges an am ü siertem Zwinkern hin- und hergegangen, doch ab der Ve r haftung des Matthäus war dem Kardinal wieder die starre Maske wie ein Visier heruntergefallen.
    Vitus hockte sich auf den freigewordenen Sessel des L e gaten und vergrub seinen Kopf in den Händen.
    Dem Kardinaldiakon von Santa Maria in Cosmedin, Ra i ner von Capoccio, Herrn von Viterbo, gelang es indes nicht so ohne weiteres, den päpstlichen Legaten abzuschü t teln.
    »Das versprochene Schiff?« quengelte dieser sofort. »Ich habe dem Heiligen Vater wichtige Briefe zu überbri n gen –«
    »Ach«, sagte der Kardinal, »Ihr meint wohl den Brief, den man dem Lorenz von Orta abgenommen?«
    »Ausgetauscht«, berichtigte ihn der Legat. »Ich habe es höchstselbst bewerkstelligt!« verkündete er und zog triu m phierend das Schreiben an den Papst aus seinem Rock.
    »Darf ich es mal sehen?« fragte der Kardinal voll höc h stem Mißtrauen.
    »Vorsicht! Verletzt das Siegel nicht!« Andreas reichte ihm das corpus delicti mit spitzen Fingern.
    Der Kardinal hatte kaum einen Blick

Weitere Kostenlose Bücher