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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Kap Lëuca zu.
    Guiscard hatte auf diese Eile gedrängt. »Wie ich Vitus von Viterbo einschätze«, vertraute er mir an, dem ob solch seemännischem Tatarenritt gar furchtbar übel war, »wird er die abgesoffene Barke in Grund und Boden rammen, aber keine Zeit verlieren, uns nachzusetzen wie ein von Harp u nen getroffener Hai!«
    »Besonders, wenn ihm gesteckt wird, daß der brave Ke l lermeister in Wahrheit der Steuermann des Teufels ist!« stöhnte ich und spie – hoffentlich das letzte Mal – über die Reling. Vor uns tauchte der Turm von Lëuca auf, den wir in einem waghalsigen Manöver umsegelten, was mir nochmals den Magen umdrehte. Gottergeben lächelte ich dennoch meinem Peiniger zu. Wir hatten es geschafft, kein Vitus hatte uns eingeholt!
    Zwei Jahre waren vergangen. Zum erstenmal sah ich O t ranto vom Meer aus, die Stadt, die Bucht und das K a stell. Mächtig lagerte es auf den Klippen, und wenn es schon von Land aus einen unangreifbaren Eindruck e r weckt hatte, die Seeseite beherrschte es wie ein lauerndes Raubtier, dessen Tatzenhieb ein jedes in Sichtweite vo r beifahrendes Schiff befürchten mußte. Und da schoß auch schon die berüchti g te Triëre der Gräfin aus dem befestigten Hafenbecken und hielt mit geblähten Segeln und den mörderisch blitzenden Rudern direkt auf uns zu.
    Der pisanische Kapitän beeilte sich, Flagge zu zeigen, und die Triëre drehte bei. Es gab kein schlechtes Hallo, als die Soldaten der Gräfin ihren alten Bootsmann wiedere r kannten, jetzt mit Holzbein. Um zu beweisen, daß er seine affengleiche Geschicklichkeit noch nicht verloren hatte, griff sich der Amalfitaner eines der zum Mast fü h renden Taue und schwang sich in bester Piratenmanier hinüber auf die Triëre, wo ihn die Arme der Ruderer au f fingen, die ihn hochleben ließen, indem sie ihn gleich dreimal in die Luft warfen.
    Der pisanische Kapitän ließ seinen Segler vor der Mole ankern, denn Guiscard hatte ihm die Bezahlung unserer Fährkosten durch die Gräfin zugesichert. So traten wir zu dritt vor Laurence, die mir unverändert, doch wenig e r freut über meinen Besuch erschien.
    Sie kam nicht dazu, ihre Mißlaunigkeit in Worte zu fa s sen, denn die Tür krachte auf, und die Kinder kamen h e reingestürmt:
    »William! William!«
    Sie rissen mich fast um. Was vor drei Jahren noch blasse Bündel gewesen waren, so wie wir sie aus dem Monts é gur errettet hatten, waren jetzt braungebrannte, sehnige Ra n gen. Die kleine Yeza, frech wie immer, schleuderte ihre blonden Zöpfe und versuchte mir mit einem Satz an die Brust zu springen.
    »Wenn dein dicker Bauch nicht wär ’ , William!« scher z te sie. »Wie können dich die Mägdelein küssen? Sag es mir!«
    »Eine Jungfer, die auf sich hält«, schalt Roç seine G e fährtin, »die läßt sich – und William braucht nicht zu kü s sen«, fiel ihm abweichend ein, »denn der ist Mönch!«
    »Was aber nichts besagt«, mischte sich Clarion ein, »und jetzt fort mit Euch!«
    »William soll bei uns -!« maulte Roç, und Yeza u m klammerte meinen Arm, um ihn nicht wieder loszulassen.
    »William ist gerade erst angekommen und bleibt sicher über Nacht«, fuhr die Gräfin säuerlich dazwischen, »und jetzt gebt Frieden!«
    Die Zofen standen schon in der Tür und winkten die G ö ren zaghaft zu sich; sie an die Hand zu nehmen traute sich das Personal wohl nicht mehr.
    »Verhungert seht Ihr nicht aus, William«, Laurence musterte mich, ihren Bootsmann, von dessen Abenteuern wenigstens ein Holzbein zeugte, während mein Bäuc h lein mir erhalten geblieben war, und den pisanischen K a pitän wie drei Bittsteller. »Was kann ich für Euch tun, bevor Ihr weiterreist?«
    Sie hatte es kaum ausgesprochen, da wurde die Tür um ein anderes Mal aufgerissen und die Kinder zerrten einen älteren Minoriten in den Saal, der sich lachend wehrte.
    »Ein Freund von dir, William!« verkündete Roç und e r wartete meine begeisterte Zustimmung, dabei fürchtete ich nichts so sehr wie das Zusammentreffen mit einem O r densbruder.
    »Lorenz von Orta«, stellte ihn die Gräfin mir vor, »päp s tlicher Legat!« Ich erkannte ihn sofort wieder. Er hatte mich in Parm a v or Vitus gewarnt und uns bei der Flucht aus der Stadt geholfen. Ich blinzelte ihm zu. »Und das hier ist William von Roebruk, vormaliger Hauslehrer des K ö nigs von Frankreich, zur Zeit ›ent-laufen‹!« setzte sie m o kant hinzu.
    Der Legat begrüßte mich gar freundlich, ohne erkennen zu lassen, daß wir uns längst begegnet

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