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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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und müde, »ich mag keine Sühne mehr ersinnen.«
    »Gib mir ein Schiff, und ich werde nicht mehr unter de i ne Augen treten – es sei denn, du bist willens, die Köpfe der Kinder an Stelle meines blöden Schädels anzune h men. Ich werde –«
    »Ach Vitus«, seufzte der Alte, »du wirst es nie begre i fen, worauf es wirklich ankommt. Du bist eben nicht der Sohn, den ich mir immer gewünscht, sondern ein B a stard. Das ist auch meine Schuld, und es ist sicher schlechtes Gewissen, weshalb ich dich nicht mehr sehen will –«
    »Laßt uns keine Zeit verlieren, sonst –« Vitus sah, kaum daß er seinen Kopf gerettet hatte, nur seine enteilende Be u te vor sich. Der Kardinal lachte.
    »Du bist unverbesserlich, darin eben doch ein Capoccio, schon hast du vergessen, daß die Vögel dank deiner mon s trösen Warnungen – längst ausgeflogen sein werden!«
    »Ich kann sie noch –«
    »Nein, du kannst es nicht, und dessen bedarf es auch nicht. Die Kirche hat keine Zeit in deinem Sinne zu verli e ren, weil sie diesen Begriff nicht kennt. So wenig, wie die Kinder für sie eine Gefahr als solche darstellen; nein, die Bedrohung erwächst nur aus dem Plan derer, die sie in den Händen haben.«
    »Wollt Ihr sie lebend oder tot?« Vitus schöpfte Hof f nung für sein eigenes Wohlergehen.
    »Ich weiß es nicht«, murmelte der Graue Kardinal nach längerem Nachdenken. »Solange ich über die Geschicke der Nachfolge Petri wache, könnte ich mir auch ihren nüt z lichen Einbau in unsere Herrschaft auf Erden vorste l len! Sollte ich eines Tages jedoch nicht mehr sein und« – er bekam einen Lachanfall, daß Vitus glaubte, der Alte erst i cke – »solche Spatzenhirne wie du ihre Taten bestimmen, wäre es besser, sie wären tot!«
    »Also hat mein Spatzenhirn die Freiheit –«
    »Bedingt«, eröffnete ihm der Kardinal kalt. »Du wirst mit dem nächsten verfügbaren Schiff reisen, das den Leg a ten Anselm von Longjumeau ins Schwarze Meer ve r bringt, er soll zu Täbriz Khan Baitschu seine Aufwartung m a chen.«
    »Ich danke Euch!« rief Vitus erfreut und ließ sich von seinem Stuhl zu Boden fallen, kniete nicht, sondern warf sich platt auf den Bauch, wie Priester vor der Weihe. Mit Fra ’ Ascelin, schoß es ihm in den Sinn, Anselm, dem kle i nen Bruder des eben zurückgekehrten Andreas, wü r de er schon klarkommen. Kumpanei aus alten Tagen, wenn auch mit erheblichem Altersunterschied – oder gerade deshalb – und schließlich Dominikaner wie er!
    »Wachen«, sagte die Stimme unbeteiligt, »der Herr V i tus von Viterbo ist aller Ämter im Dienst entkleidet sowie aller Verfügungsgewalt im Kastell, im Heer und im H a fen. Legt ihn in Ketten und schafft ihn nach Ostia!«
    Der Sekretär des Hafenkommandanten, der weisung s gemäß im Vorraum gewartet hatte und darüber eing e schlummert war, fuhr aus seinem Dösen, als die Stimme jetzt direkt in sein Ohr bellte: »Richtet dem Kommanda n ten unseres Hafens aus, daß er den Vitus von Viterbo – ab s o fort bar aller Ehr und Rechte! – dem Schiff des L e gaten Anselm von Longjumeau zuteilt, sobald es aus Lyon ei n trifft. Er wird die nächsten zehn Monde als Rude r sklave eingesetzt!«
    »Besondere Behandlung?« fragte der Sekretär sachlich nach; er war an alles gewöhnt, auch an den plötzlichen Sturz von Herren, die gestern noch einem kleinen secret a rius das Leben zur Hölle machen konnten.
    »Ja«, tönte die Stimme, jetzt nicht mehr direkt in sein Ohr, denn er war ehrerbietig aufgesprungen, »der Rude r meister ist anzuweisen, den Sträfling auch des Nachts oder im Hafen nicht aufzuschließen, sondern ein Auge auf ihn zu haben – und, nicht zu vergessen, die Pei t sche!«
    »Der Herr Legat Andreas will nach Lyon gebracht we r den; der Kommandant hatte eigentlich gedacht –«
    »Nein«, sagte die Stimme, »der kann warten! Wir legen Wert darauf, daß der Vitus von Viterbo ohne Verzug se i ne Reise antritt!«
    William der Unglücksrabe
    Otranto, Frühjahr 1247 (Chronik)
    Seit meiner ›Flucht‹ aus Cortona und der Trennung von dem starken Roberto hatte ich mich ganz und gar auf die tollkühne Planung des Amalfitaners verlassen, was den Ablauf unserer Reise nach Otranto anging. Der pisan i sche Schnellsegler hatte nach dem turbulenten Aufkre u zen in der Hafeneinfahrt von Ostia, wo Guiscard und ich von der sinkenden päpstlichen Barke an Bord gehievt worden wa r en, nur einmal kurz in Messina angelegt und war dann durchgesegelt, am Golf von Tarent vorbei, und hielt jetzt auf

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