Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral
rasmin darisin min mu ’ auwili. Als ich sah, daß unser L a ger, die Stätte unserer Liebe ein Teppich bedeckte, wußte ich, daß du mich verlassen hattest.«
Madulain schlug einen letzen Akkord und lächelte ihren Firouz an.
Als die beiden ihr Bündel geschnürt hatten und sie z u sammen zum Schiff gingen, dachte Guiscard daran, was wohl William sagen würde, dieser alte Hurenbock, dieses flämische Schlitzohr! Doch er ließ nichts davon verla u ten, daß der Mönch geradezu fester Bestandteil der Mannschaft geworden und auch nicht, daß er zur gle i chen Stund ’ hier in Konstantinopel war.
Beim Betreten der Triëre meldete die Wache, daß der junge Graf den capitano gesucht habe, sehr aufgeregt, aber wieder gegangen sei.
»Hamo L ’ Estrange!« knurrte der Amalfitaner. »Das hat sicher Zeit bis morgen früh!«
Clarion hatte sehr wohl in der Nacht gehört, wie Hamo auf der Triëre aufgetaucht war und nach erregtem Wor t wechsel – davon war sie aufgewacht – auch nach ihr g e fragt hatte, dann aber das Angebot, die Contessa zu wec k en, barsch zurückwies. Für einen Augenblick hatte sie mit dem G e danken gespielt, den ›kleinen Bruder‹ an ihre Seite zu h o len, ihm von ihres Leibes Hitze abzugeben, sein schönes Glied hart – Nein! Stöhnend lenkte sie ihre eigene Hand zwischen die Schenkel und nach wenigen – tausen d mal verfluchten Griffen – schob sich das Bild von Creans ve r narbtem Körper über ihren zuckenden Schoß.
In der Sonne des Apoll
Konstantinopel, Herbst 1247
Die Uhr des Hephaistos zeigte mit hellem Klang die fünfte Stunde an. Benedikt wachte auf und nötigte den schlaftru n kenen William, mit ihm für sein Seelenheil zu beten.
»… ora pro nobis peccatoribus, nunc et in hora mortis nostrae. Amen.«
Als sie die Anrufung Mariae beendet hatten und William wieder seiner Lagerstatt zustrebte, stellten sie fest, daß die Kinder fort waren, ihre Decken waren aber noch warm.
»Sie werden im Pavillon sein!« beruhigte sich William.
Benedikt aber schwante sogleich Unheil. »Man hat sie geraubt!«
»Wer denn?« murmelte William und schlief gleich wi e der ein.
Benedikt blieb wach liegen und starrte hinauf zu den runden Öffnungen in der Gewölbedecke – in der Hof f nung, dort den Himmel zu sehen. Es fiel aber nur das indirekte Licht ein, das mit dem Hellerwerden im Mo r gengrauen den Keller in ein trübes, diffuses Graublau tauchte.
Gavin hatte mit Erleichterung vernommen, daß der hohe Besuch zu nächtlicher Stunde nicht ihm gegolten hatte. Er verspürte keine Lust, sich die Nacht weiter um die Ohren zu schlagen und noch in sein Quartier in der Sommerres i denz zu reiten.
So weckte er Sigbert, der ihm bereitwillig ein Lager in seinem Zimmer bereitete. Doch mit der gleichen Selbstve r ständlichkeit verfiel der Deutschritter auch wieder in ein kräftiges Schnarchen, das Gavin ein Einschlafen u n möglich machte.
Er erhob sich leise und ritt in der Morgendämmerung aus der Stadt, um sich an die Spitze seiner Templer zu ste l len. Mit ihnen im Rücken würde sich alles überstehen la s sen, was da auf ihn zukommen sollte.
Nach Passieren der Stadtmauer kamen ihm doch Zwe i fel. Bei der nächsten Kapelle am Wegesrand stieg er ab und kniete nieder. »Ave Maria, gratia plena, Dominus tecum, benedicta tu in mulieribus«, betete er laut, »et benedictus fructus ventris tui, Jesus.« Er setzte seinen Helm wieder auf und schwang sich auf sein Pferd. »Vive Dieu Saint-Amour!« Das aufgehende Licht versprach einen schönen Tag.
Lorenz von Orta strich wie ein streunender Hund durch die mit Abfällen der Nacht besäten Gassen. Er liebte diese Stunde des ersten orangevioletten Tageslichtes, das auch die Asyle der Armut für kurze Zeit in versöhnliche Pastel l töne tauchte. Wie sehr bedauerte es der kleine Mönch, für solche Farbenpracht keine bunte Kreide zu besitzen, der Rötel allein vermochte die Stimmung nicht wiederzugeben. Dennoch erwog er, das am Straßenrand abgestellte Wäge l chen mit dem Zeltdach, als letztes Idyll zu verewigen, b e vor er heimkehrte.
»Hallo, schöner Fremder!« gurrte plötzlich eine Stimme, die ihn aus seinen Träumereien riß. Jetzt erst sah er die Frau am Brunnen, die sich Gesicht und Brüste mit kaltem Wasser besprengte.
»I-Inga-?«
»Ingolinde aus Metz!« rief sie sich ihm in Erinnerung.
»O ja«, dämmerte es dem Mönch. »William!«
»Zum Teufel mit William!« schimpfte sie. »Wo steckt diese stramme Zier Eures Ordens?«
»Was kümmert ’
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