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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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sprach, mit dieser rauchigen Stimme voller Melancholie, die Mä n ner verrückt machen mußte nach ihr, und in der sie jetzt, bedächtig nach Worten suchend, for t fuhr:
    »Wir ernährten uns lieber von gelegentlichen Tagelö h nerarbeiten auf dem Lande – wir können beide zupacken –, halfen bei der Ernte und flickten Gerätschaften.«
    »Ach, Madulain«, unterbrach sie schroff der Mann, »warum erzählst du das alles? Seit dieser William in u n ser Leben eingegriffen hat, ist nichts mehr in Ordnung zu bri n gen, unsere Wurzeln sind im Tal der Punt –«
    »William?« sagte Guiscard und setzte den Becher ab, den er gerade zum Mund führen wollte.
    »Ein Soldat, der besser hätte Priester werden sollen!« sagte der Mann bitter-höhnisch. »Er nahm –«
    »Ihr seid Saratz, richtig?« Die beiden nickten, fast e r schrocken. »Keine Angst, ich verrat ’ euch nicht!« Gui s card goß sich und auch ihnen nach. »Ein rotblonder, stämmiger Flame? Er kam aus Otranto? William von Roebruk?«
    »Ja«, sagte die schöne blasse Madulain, »so hieß er«, und in ihren Augen glomm ein Glitzern. »Kennt Ihr ihn?«
    »Und ob!« sagte Guiscard. »Hätte ich nicht auf unserer Fahrt Ärger mit meinem Bein gekriegt«, er klopfte auf se i nen Holzstumpen, »ich wäre mit ihm unter die Lawine g e kommen!«
    »Und ist er mit Rüesch-Savoign glücklich geworden?« bohrte Firouz nach, plötzlich an der Geschichte intere s siert. »Ihre Hochzeit war am Tag, als wir Punt und Saratz verli e ßen …«
    »William verheiratet?« wunderte sich jetzt der Amalf i taner. »Wohl kaum!« Er schüttelte den Kopf. »Er muß gleich nach euch das Weite gesucht haben –«
    »Arme Rüesch!« sagte Madulain.
    »Recht geschieht ihr!« murmelte Firouz, was ihm einen flammenden Verweis einbrachte.
    »Sie liebte ihren William sehr, und«, fauchte sie ihren Firouz an, »wir beide säßen jetzt nicht hier!«
    »Was auch besser wär!« knurrte Firouz zurück, griff aber zärtlich nach ihrer Hand.
    »Deine Frau hat mal wieder recht«, schnalzte Guiscard gerührt. »Ich bin der Kapitän der Triëre von Otranto«, er ließ sich Zeit und füllte noch mal die Becher nach, womit der Krug leer war, »ich kann Euch beide auf meinem Schiff brauchen! Schlagt ein!«
    Die beiden starrten ihn an, eine Träne schimmerte kurz zwischen Madulains Wimpern, doch dann war sie die erste, die ihr Lachen wiederfand. Sie umarmte ihren Mann, bis der sich dann löste, aufstand und sein Glas erhob.
    »Wir werden Euch treu dienen, Rais!« sagte er feierlich und trank aus.
    Pian del Carpine hatte in der Sommerresidenz die ganze Nacht die von William und Lorenz beschriebenen Perg a mente gelesen, als endlich Yarzinth in das Zimmer schlüp f te.
    »Ich habe dir kandierte Früchte gebracht«, schmeichelte er, doch Pian sah kaum auf. So zog er sich aus und streckte seinen nackten Körper wohlig unter dem kalten Laken. »Kommst du nicht?«
    »Ich will die Geschichte noch fertig lesen, sie ist so e r hebend.«
    »Es ist deine ›Ystoria Mongalorum‹«, sagte Yarzinth mit zärtlichem Stolz.
    »Ah ja«, antwortete der Missionar, von der Ausmalung seines künftigen Ruhmes weit weggetragen, erst nach g e raumer Zeit.
    Yarzinth war eingeschlafen. Pian betrachtete seinen G e liebten, seinen ›Wärter‹ – mit dem Abschluß der Arbeiten würde auch dieses Verhältnis ein Ende finden. Er würde den Glatzkopf vermissen.
    Pian wandte sich wieder seiner Lektüre zu.
    »Qifa nabki min dhikra habibin / wa mansili bi saqti alu u wa / baina adduchuli fa haumali. Als ich sah, wie du in unserem Haus das Feuer löschtest – und du weintest, ahnte ich, daß ich dir Schmerz bereitet.«
    Die dunkle Stimme von Madulain hatte ihre Zuhörer in den Bann geschlagen. An den offenen Feuerstellen des H a fens, wo in dicken Kupferkesseln aus allerlei Abfällen der nächtlich einlaufenden Fischerflotte die ›Suppe des Me e res‹ zusammengekocht wurde und sich um die gl ü henden Roste um diese Stunde nicht gerade die feinen Leute auf Holzbänken drückten, war es still geworden.
    »Afatimu mahlan ba ’ ada hadha / at-tadalluli wa in kunti qad / azma ’ ti sarmi fa adschmili. Als ich sah, daß deinem Lieblingskamel, das uns trug, der Sattel aufgelegt war, fürchtete ich, daß du mich verlassen würdest.«
    Der rauchige, melancholische Gesang klang weit über den Kai, auf dem sie mit Firouz und Guiscard saß. Sie b e gleitete sich auf einer kleine Laute.
    »Wa inna schifa ’ i abratun / muhraqatun fa hal ’ inda /

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