Gralszauber
Händen und legte all seine verbliebene Kraft in einen einzigen
Schlag, der Mordreds ungeschützte Seite traf.
Die Klinge prallte ebenso an Mordreds Rüstung ab wie
Lancelots Hieb zuvor. Mordred knurrte wie ein gereizter
Hund, schlug Artus seine gepanzerte Faust ins Gesicht und
hätte die Gelegenheit gehabt, seinen Gegner nun zu töten,
denn Artus ließ sein Schwert fallen und brach hilflos in die
Knie. Mordred ließ die Gelegenheit jedoch ungenutzt verstreichen, hob Schild und Schwert auf, die er fallen gelassen hatte, und drehte sich zu Lancelot um. Er wusste genau, welcher seiner Gegner im Moment die größere Gefahr darstellte.
Lancelot hatte nicht vor, ihm eine Chance zu lassen oder
sich gar zu einem ritterlichen Zweikampf zu stellen. Das
Kribbeln in seiner Hand hatte aufgehört und er spürte, wie
ihn neue, pulsierende Kraft durchströmte. Rücksichtslos
trieb er das Einhorn an und galoppierte auf Mordred zu.
Diesmal war er gewarnt und täuschte einen weit ausholenden und leicht ungeschickten Schlag an, korrigierte seine
Bewegung, aber dann im letzten Moment und führte einen
geraden Stich nach Mordreds Brust. Der schwarze Ritter
wich dem Angriff jedoch mühelos aus, vollführte eine
blitzschnelle Wendung und landete einen Treffer bei Lancelot, der zwar von dessen Rüstung abprallte, ihn aber um
ein Haar aus dem Sattel geworfen hätte. Noch bevor er
sein Gleichgewicht wieder gefunden hatte, drang Mordred
auf ihn ein und versetzte ihm zwei blitzschnelle Hiebe.
Auch diesmal schützte ihn die Rüstung vor dem scharfen
Stahl, aber die Kraft, mit der Mordred zuschlug, war grausam. Lancelot krümmte sich vor Schmerz, klammerte sich
mit verzweifelter Kraft am Sattelzeug fest und schaffte es
irgendwie, das Pferd zur Seite und ein paar Schritte weit
weg zu lenken. Mordred setzte ihm sofort nach, aber die
wenigen Augenblicke, die er auf diese Weise gewann,
reichten ihm aus. Die magische Rüstung verlieh ihm neue
Kraft, und als Mordred diesmal heranstürmte, konnte er
seinen Hieb nicht nur mit dem Schild parieren, sondern
trat ihm gleichzeitig mit solcher Wucht vor die Brust, dass
Mordred ein paar Schritte zurücktaumelte und stürzte.
Lancelot nutzte die Atempause, um das Einhorn in einem Bogen herumzuzwingen und zu einem neuerlichen
Angriff loszupreschen. Mordred stemmte sich hoch, warf
sich zur Seite und führte einen Schwerthieb gegen die
verwundbaren Fesseln des Pferdes. Er traf nicht richtig.
Das Schwert hätte das Bein des Tieres zweifellos durchtrennt, aber seine Spitze schrammte nur daran entlang und
fügte dem Tier einen tiefen, blutenden Schnitt bis fast hinauf zum Kniegelenk zu. Das Einhorn kreischte vor
Schmerz und Wut und kam ins Stolpern und Lancelot verlor endgültig den Halt und flog in hohem Bogen über seinen Hals hinweg.
Er prallte mit solcher Wucht auf den Rücken, dass ihm
für einen Moment schwarz vor den Augen wurde. Hätte er
das Bewusstsein verloren, dann wäre es wahrscheinlich für
immer gewesen.
Nach einem Moment lichteten sich die Schleier vor seinen Augen jedoch und er bekam auch wieder Luft. Mit
zusammengebissenen Zähnen und ächzend vor Schmerz
stemmte er sich in die Höhe und sah sich um.
Mordred war längst wieder auf die Füße gekommen und
hatte Schwert und Schild aufgehoben. Aus einem Grund,
den Lancelot nicht nachvollziehen konnte, hatte er darauf
verzichtet, die Gelegenheit zu nutzen und seinen hilflos
am Boden liegenden Gegner anzugreifen.
Lancelot erhob sich, langsam und mit umständlichen
Bewegungen, die keinen anderen Zweck hatten als den,
Zeit zu gewinnen, in der ihm die Rüstung neue Kraft verleihen konnte.
Er warf einen raschen Blick in die Runde. Das Einhorn
war ein Stück weit davon gelaufen und zog das verwundete Bein an und Artus lehnte erschöpft am Altarstein.
Der Kampf war vorüber. Die Pikten waren entweder tot
oder geflohen, aber auch von den Tafelrittern stand keiner
mehr auf den Beinen. Es gab nur noch Mordred und ihn.
Mordred zögerte immer noch anzugreifen. Er starrte ihn
abschätzend durch die schräg stehenden Sehschlitze seiner
Drachenmaske an, dann sagte er: »Ich habe doch gesagt,
dass wir uns wieder sehen, mein Freund. Nur hätte ich
selber nicht geglaubt, dass es so bald der Fall sein würde.
Was macht deine Schulter?«
Lancelot schwieg. Er trat Mordred einen Schritt entgegen, blieb wieder stehen und hob Schwert und Schild; eine
Herausforderung, die Mordred unmöglich missverstehen
konnte. Trotzdem
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