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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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rührte er sich nicht, sondern fuhr fort:
»Wie ich sehe, hast du dich entschieden, auf welcher Seite
du stehen willst. Nicht dass es mich überrascht. Um ehrlich zu sein, habe ich mir fast gewünscht, dass du dich so
entscheidest.«
Lancelot zögerte jedoch. Er hatte keine Angst vor Mordred, aber ihm war klar, dass er es mit einem sehr viel
gefährlicheren Gegner zu tun hatte als bisher. Mordred
war ein Meister der Schwertkunst.
»Du kannst dich immer noch entscheiden«, sagte Mordred. »Camelot wird fallen, so oder so. Die Frage ist, ob
du leben willst oder sterben.«
»Ich habe mich bereits entschieden«, sagte Lancelot.
»Ja, das habe ich gehofft«, antwortete Mordred. Sein
Angriff kam so schnell, dass Lancelot ihn nicht einmal
sah.
Mordred schien sich einfach in einen schwarzen Schemen zu verwandeln, der in einem Moment dort und im
nächsten hier war, und Lancelot taumelte unter einem
Schwerthieb zurück, der seinen Schild mit solcher Gewalt
traf, dass er glaubte, sein Arm wäre gebrochen. Trotzdem
schlug er selbst mit kaum weniger Kraft zurück und diesmal gab es keinen Zweifel: Er sah, wie die Schneide des
Runenschwertes Mordreds Oberarm traf und von dem
schwarzen Eisen zurückprallte, ohne auch nur einen Kratzer zu hinterlassen.
Weil Mordred nämlich ebenfalls eine magische Rüstung
trug!
Die Erkenntnis versetzte Lancelot für einen Moment fast
in Panik. Mordreds schwarze Rüstung war das Gegenteil
seines eigenen silbernen Panzers, aber Lancelot wusste
plötzlich, dass sie ihrem Träger die gleiche Unverwundbarkeit verlieh wie ihm und ihm vermutlich auch dieselbe
unerschöpfliche Kraft verlieh.
Mordred drang erbarmungslos auf ihn ein. Seine Hiebe
prasselten immer schneller auf Lancelot herab. Lancelot
wehrte sich, so gut er konnte, aber er begriff schon nach
wenigen Momenten, dass er verlieren würde. Er war Mordred nicht gewachsen. Jetzt, wo sie beide mit den gleichen
Waffen kämpften, zählten nur noch Kraft und Erfahrung
und Mordred war nicht nur viel stärker als er, sondern
hatte den Schwertkampf auch ein Leben lang geübt.
Lancelot wurde rasch in die Defensive gedrängt und
kam kaum noch dazu, seinerseits einen Hieb anzubringen.
Seine Kräfte ließen rapide nach. Jeder Treffer, den Mordred anbrachte, entzog seinem Körper mehr Kraft, als ihm
die silberne Rüstung geben konnte. Noch ein paar Augenblicke und der Kampf war zu Ende. Lancelot wurde
Schritt für Schritt zurückgetrieben.
Während er rückwärts vor Mordred davontaumelte, fiel
sein Blick auf Artus und den Altarstein. Artus hatte den
Helm abgenommen und lehnte kraftlos an dem schwarzen
Stein. Sein Gesicht war blutüberströmt und grau vor Erschöpfung und seine Augen waren leer. Merlins Leichnam
lag unberührt und wie schlafend ausgestreckt auf dem
schwarzen Altar.
Dann erschien ein sonderbares, graues Leuchten über
dem Altar. Es war nur ein Schimmer, so blass, dass man
ihn kaum sah, und es war nicht nur Licht und auch nicht
nur Nebel, sondern etwas wie eine unheimliche Mischung
aus beidem, das für einen Moment wie blass leuchtender
Morgendunst hin und her wogte … und dann eine Form
annahm. Die Form eines Fokales. Eines prachtvollen, goldenen Trinkbechers …
Es war der Gral.
Lancelot erkannte ihn jenseits allen Zweifels. Über Merlins reglosem Körper schwebte der Heilige Gral, der auch
auf seinem Schild und seiner Rüstung zu sehen war, und
von dem plötzlich ein dünner, zitternder Finger ausging,
der lautlos und sehr schnell herübergriff und Lancelot berührte. Er erlosch, kaum dass es geschehen war, und im
selben Moment verschwand auch der Gral selbst, aber
Lancelot fühlte, wie ihn eine neue, ungeheure Kraft durchströmte.
Als Mordred das nächste Mal zuschlug, versuchte er
nicht den Hieb abzuwehren, sondern nahm ihn hin ohne
ihn wirklich zu spüren und schlug seinerseits zurück.
Mordreds Rüstung knirschte, als sich das Runenschwert
hineinfraß. Funken stoben auf und plötzlich lief hellrotes
Blut über das schwarze Eisen. Mordred keuchte, taumelte
zwei, drei Schritte zurück und starrte eine Sekunde lang
fassungslos auf seinen Arm herab. Dann brüllte er vor
Wut, riss sein Schwert in die Höhe und stürmte heran.
Lancelot empfing ihn mit einem einzigen gewaltigen
Hieb, der Mordreds Schwert traf und wie Glas zersplittern
ließ.
Mordred taumelte zurück, starrte den nutzlosen
Schwertgriff in seiner Hand einen Moment lang mit vollkommener Fassungslosigkeit an – und fuhr auf dem Absatz

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