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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Körper der Erschlagenen waren
ebenso wie das Blut und die zerbrochenen Waffen verschwunden. Selbst die Fuß- und Hufspuren waren nicht
mehr da.
    Merlin lag noch immer so friedlich auf dem Altar, als
schliefe er nur. Er wirkte uralt, aber nicht gebrechlich; ein
alter Mann, aber kein Greis. Was hätte Dulac darum gegeben, hätte er die Augen aufgeschlagen und ihm eines seiner so unendlich sanftmütigen Lächeln geschenkt.
    Er würde es nie wieder tun. Ein bitterer Kloß schnürte
Lancelot die Kehle zu und plötzlich liefen Tränen unter
dem Visier über sein Gesicht. Es war, als hätte er erst jetzt
wirklich begriffen, dass Dagda tot war. Vielleicht war er
tatsächlich dreihundert Jahre alt gewesen, wie er einmal
im Scherz behauptet hatte, aber am Ende hatte er vor einem Feind kapitulieren müssen, dem selbst die mächtigste
Magie nicht gewachsen war – dem Tod.
    Er schrak aus seinen Gedanken hoch, als er Schritte hinter sich hörte, drehte sich aber nicht herum. Trotzdem
wusste er, dass es Artus war, noch bevor er seine Stimme
hörte.
    »Er war ein guter Freund«, sagte Artus. »Der beste, den
ein Mann sich wünschen konnte.«
»Wie ist er gestorben?«, fragte Lancelot.
»Er wurde Opfer derselben schwarzen Magie, die auch
für diesen Frevel hier verantwortlich ist«, sagte Artus düster. »Und auch dafür wird Mordred bezahlen.«
Lancelot drehte sich zu Artus herum. Der Blick des Königs war auf den Altar gerichtet und der Ausdruck, der auf
seinem Gesicht lag, war blanker Hass.
»Mordred«, wiederholte Lancelot leise. »Ihr hasst diesen
Mann sehr.«
»Ja«, antwortete Artus einfach. Und dieses eine Wort
sagte mehr, als es jede langatmige Erklärung gekonnt hätte.
Obwohl er Euer Sohn ist?
Lancelot sprach die Frage nicht laut aus, aber sie lag ihm
so deutlich auf der Zunge, dass er für einen Moment fast
davon überzeugt war, es getan zu haben. Artus zeigte jedoch keinerlei Reaktion, sodass Lancelot innerlich aufatmete.
Nach einer Weile räusperte sich Artus unbehaglich. »Es
ist spät«, sagte er. »Wir müssen aufbrechen. Vor uns liegt
noch ein weiter Weg. Ihr könnt Sir Lioness’ Pferd haben.
Es ist unverletzt und ich bin sicher, er hätte nichts dagegen, dass Ihr es reitet.«
Lancelot nickte. Er war sicher, dass das Einhorn ihn
trotz seiner Verletzung tragen konnte, aber er hatte fast
Angst davor, wieder in seinen Sattel zu steigen. Auf eine
besondere Weise war ihm das silbergepanzerte Schlachtross noch viel unheimlicher als die Rüstung.
Sie gingen zurück zu den anderen. Galahad und Gawain
hatten Lioness bereits auf den Rücken eines der herrenlosen Pferde gebunden, von denen fast zwei Dutzend auf der
Lichtung herumliefen, und waren gerade dabei, dasselbe
mit Braiden zu tun; allerdings sehr viel behutsamer.
Artus führte ihn zu dem Pferd des getöteten Tafelritters,
doch als er aufsitzen wollte, hörte er Hufschlag und das
Einhorn erschien hinter ihm.
Sein Bein war unversehrt. Die Wunde war spurlos verschwunden und auch seine Rüstung blitzte im Mondlicht,
als wäre sie frisch poliert.
Lancelot sah an sich herab und stellte fest, dass dasselbe
für ihn galt. Vorhin, als er unter den Pikten gewütet hatte,
war seine Rüstung von Kopf bis Fuß mit Blut besudelt
gewesen. Nun war sie makellos. Er musste sein Schwert
nicht ziehen um zu wissen, dass auch die Runenklinge
wieder so sauber war wie an dem Tag, an dem sie geschmiedet worden war.
Er drehte sich herum und begegnete Artus’ Blick. Dem
König konnte die unheimliche Veränderung unmöglich
entgangen sein, aber er sagte nichts dazu, sondern wandte
sich hastig ab, machte einen Schritt und ließ sich dann in
die Hocke sinken, um einen der Toten auf den Rücken zu
drehen. Als er sich wieder aufrichtete, wirkte er erleichtert.
»Habt Ihr erwartet, jemand Bestimmten zu finden?«,
fragte Lancelot geradeheraus.
Artus machte eine beinahe abwehrende Bewegung. »Befürchtet«, verbesserte er ihn. Ohne dass Lancelot eine entsprechende Frage stellte, fuhr er fort: »Einen Jungen.«
»Einen Jungen?« Dulacs Herz schlug ein wenig schneller.
»Meinen Küchenjungen, um genau zu sein«, antwortete
Artus. »Und nebenbei Merlins guten Freund. Ich habe ihn
mitgebracht, damit er Abschied nehmen kann, aber nun ist
er fort.«
»Vielleicht lebt er nicht mehr«, antwortete Dulac.
»Er ist nicht unter den Toten«, erwiderte Artus kopfschüttelnd. »Ich bin froh, dass es so ist. Er ist wohl weggelaufen.«
Statt zu antworten hob Lancelot beide

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