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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Hände an den
Helm und öffnete das Visier. Es war ihm jetzt gleich, ob er
sein Geheimnis preisgab oder nicht. Trotz allem Groll, den
er Artus gegenüber gehegt hatte, wollte er nicht, dass der
König ihn als Feigling in Erinnerung behielt.
Artus fuhr überrascht zusammen, als er in sein Gesicht
sah. Seine Augen weiteten sich ungläubig.
»Artus, ich hätte –«
»Verzeiht«, unterbrach ihn Artus. »Meine Reaktion war
ungehörig. Ich muss mich entschuldigen. Ich war nur
überrascht, weil … Ihr noch so jung seid.«
Es ist wie bei Gwinneth, dachte Dulac. Artus erkannte
ihn nicht. Zehn Jahre lang waren sie sich tagtäglich begegnet und nun blickte Artus ihm aus kaum einen Schritt
Entfernung ins Gesicht und wusste nicht, wem er gegenüberstand.
»Manchmal täuscht der äußere Eindruck«, sagte er.
»Lasst uns aufbrechen. Ihr habt Recht. Es ist spät.«
    Der Rückweg durch den verwunschenen Wald war so unheimlich wie der Hinweg. Anders als am Abend ritt Lancelot jetzt an der Seite des kleiner gewordenen Trupps,
direkt hinter Artus. Trotz der unheimlichen Heilung war
Lancelot nicht in den Sattel des Einhorns gestiegen, sondern hatte das Pferd des toten Tafelritters genommen, wie
Artus es vorgeschlagen hatte. Das Einhorn selbst trabte
direkt hinter ihm her, und auch wenn Lancelots Verstand
ihm sagte, dass dieser Gedanke absolut lächerlich war, so
glaubte er doch die missbilligenden Blicke des Tieres zwischen den Schultern zu spüren.
    Wie schon einmal ließ ihn sein Zeitgefühl im Stich,
während sie durch den Tunnel aus Schwärze ritten, der
durch den Wald führte. Bestimmt waren es nicht mehr als
wenige Minuten, aber ihm – und wie er später einmal erfahren sollte, allen anderen auch – kam es vor, als wären
es Stunden. Lancelot atmete innerlich auf, als sie endlich
aus dem Wald heraus waren und der mit Geröll übersäte
Hohlweg vor ihnen lag.
    Die Pferde bewegten sich noch sehr viel vorsichtiger als
auf dem Hinweg den steilen Pfad hinab. Unter ihren Hufen
lösten sich immer wieder Steine, die in größer werdenden
Felslawinen zu Tal polterten, aber sie schafften es wie
durch ein Wunder bis zum Fuß des Hügels, ohne dass ein
größeres Unglück geschah. Dann jedoch hielt Artus abrupt
an und hob alarmiert den Kopf.
»Was habt Ihr?«, fragte Lancelot.
     
»Etwas stimmt nicht«, antwortete Artus halblaut. »Die
    Männer sollten Wachen aufstellen, aber hier ist niemand.«
Das Lager befand sich hinter der nächsten Wegbiegung,
wie Lancelot sehr wohl wusste, aber das konnte er natürlich nicht sagen. Stattdessen schnippte er mit den Fingern
und das Einhorn trabte gehorsam an seine Seite. Lancelot
wechselte in den Sattel des silbergepanzerten Schlachtrosses, befestigte den Schild am linken Arm und zog das
Schwert aus der Scheide. Dann ritt er wortlos an Artus
vorbei und setzte sich an die Spitze des kleinen Trupps.
Er war nicht einmal wirklich überrascht, als er um die
Wegbiegung ritt und das Lager vor sich sah. Es war, als
hätte er es nicht nur geahnt, sondern irgendwie gewusst.
Das Lager war verheert. Die Diener und Knappen, die
Artus und seine Ritter bis hierher begleitet hatten, lagen
erschlagen am Boden und die Wut der Angreifer war so
groß gewesen, dass sie nicht einmal vor den Pferden Halt
gemacht hatten. Mehr als ein Dutzend Pferdekadaver lag
zwischen den toten Männern. Das Lagerfeuer war auseinander gerissen und niedergetrampelt worden und selbst die
beiden Zelte, die die Männer aufgestellt hatten, waren zerfetzt und zerrissen.
»Mordred«, sagte Artus. Seine Stimme klang leer. So als
wäre das Entsetzen, mit dem ihn der Anblick erfüllte, so
groß, dass es selbst seinen Hass auf Mordred erschlagen
hatte.
Auch Lancelot konnte nur nicken. Er war von einem
hilflosen Zorn erfüllt, der es ihm unmöglich machte, auch
nur ein einziges Wort zu sagen. Er wusste, dass Artus
Recht hatte.
Was sie sahen, war Mordreds Werk. Die Männer waren
nicht einfach nur erschlagen worden. Jeder von ihnen hatte
mindestens eine tödliche Wunde, die meisten aber gleich
mehrere, und der Ausdruck ewig eingefrorenen Entsetzens
auf ihren Gesichtern bewies Lancelot, dass sie einer sinnlosen Raserei zum Opfer gefallen waren. Diese Männer
hatten niemandem etwas getan. Sie waren keine Krieger
gewesen, sondern Stallburschen, Diener und einfache Bedienstete, von denen die meisten wahrscheinlich noch
niemals eine Waffe in der Hand gehabt hatten.
»Und auch dafür wird er bezahlen«, murmelte Artus.
»Macht

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