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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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das die Männer wieder lebendig?«, fragte Dulac
leise.
Artus maß ihn mit einem Blick, der Dulac klarmachte,
dass er nicht verstand, was er meinte.
»Diese Männer waren unschuldig«, sagte Artus schließlich. »Sie waren keine Soldaten. Mordred führt Krieg gegen Diener und Bauern.«
»Das war kein Krieg«, grollte Lancelot. »Rache. Er hat
diese Männer getötet um mich, Lancelot, zu treffen.«
Oder mich, dachte Dulac düster.
Artus machte eine Bewegung, wie um aus dem Sattel zu
steigen, überlegte es sich dann anders und schüttelte müde
den Kopf. Und so bitter es war, Lancelot musste sich eingestehen, dass er Recht hatte. Sie hatten weder die Zeit
noch die Kraft, abzusteigen und den Männern wenigstens
ein christliches Begräbnis zukommen zu lassen; ja nicht
einmal sie mit Steinen zu bedecken, damit sie nicht von
wilden Tieren oder Aasfressern gerissen wurden. Vielleicht war dies das Schlimmste, was sie den Männern antun konnten. Und somit Mordreds größter Triumph.
Er überlegte einen Moment, dann wusste er, was er zu
tun hatte.
Er würde Artus und die überlebenden vier Tafelritter bis
Camelot begleiten und dann gehen. Das Gemetzel an den
wehrlosen Männern bewies, dass Mordred keineswegs
geschlagen war. Er hatte die Männer getötet, um seine
Wut an ihnen auszulassen, aber das war nicht der alleinige
Grund. Diese toten Männer waren eine Botschaft an Artus
– und auch an ihn –, wie sie eindeutiger nicht sein konnte:
Es war nicht vorbei. Es gab keinen Ort zwischen Hier und
Camelot, an dem sie sicher waren.
Lancelots Schwert war das Einzige, das zwischen Camelot und Mordreds Rache stand.
»Ich werde Euch bis Camelot begleiten«, sagte er.
Artus sah ihn leicht irritiert an. Zuerst glaubte Lancelot,
es läge daran, dass er bisher noch gar nicht auf den Gedanken gekommen war, er könnte irgendetwas anderes
vorhaben als sie nach Camelot zu begleiten. Dann aber sah
er auch die neuerliche Verletztheit in Artus’ Augen und
endlich wurde es ihm klar. Sowohl Artus als auch seinen
Begleitern war bewusst, dass Lancelot ihre einzige Chance
darstellte, Camelot lebend zu erreichen. Sie waren hilflos,
kaum in der Lage, sich in den Sätteln zu halten, geschweige denn sich zu verteidigen. Dieser Umstand allein war
schmerzlich genug. Aber ungleich schlimmer war die Tatsache, dass er Artus und die anderen wissen ließ, dass es
so war. Vielleicht war diese eine, unbedachte Bemerkung
der Grund für alles, was später geschehen sollte, aber das
konnte Dulac in diesem Moment weder wissen noch hätte
er es überhaupt für möglich gehalten. Er würde Artus und
die anderen bis Camelot begleiten und mit seinem Schwert
und der Kraft der magischen Rüstung beschützen und
dann würde er gehen um niemals zurückzukehren.
Doch es sollte anders kommen.
    Für die Strecke von Camelot bis zum Cromlech hatten sie
einen Tag und einen Teil der darauf folgenden Nacht gebraucht. Für den Weg zurück brauchten sie den Rest der
Nacht, den gesamten nachfolgenden Tag und die Nacht,
die ihm folgte. Die Ritter waren erschöpft, verwundet und
am Ende ihrer Kräfte, sodass sie immer längere Pausen in
immer kürzeren Abständen einlegen mussten. Die Sonne
berührte zum zweiten Mal den Horizont und setzte die
Nacht in Flammen, als der Fluss und Camelot endlich unter ihnen lagen.
    Selbst Lancelot, der von den Kräften der magischen Rüstung zehrte, konnte sich vor Erschöpfung kaum noch im
Sattel halten. Seine Augen brannten. Jeder Muskel in seinem Leib war verkrampft und tat weh und sein Rücken
fühlte sich an, als wollte er im nächsten Moment einfach
durchbrechen. Er fragte sich, wie Artus und seine schwer
verwundeten Begleiter diese Tortur durchstanden.
    Nicht davon zu reden, welchen Anblick sie bieten mussten. Sie waren mit wehenden Fahnen und in Glanz und
Prunk losgezogen, eine kleine, aber prachtvolle Armee,
die jeden, der sie sah, mit einem Schauer von Ehrfurcht
erfüllte. Was nach Camelot zurückkehrte, war ein zerschlagener, blutbefleckter Haufen von Männern, der kaum
noch die Kraft hatte, sich im Sattel zu halten.
    Ihr Kommen blieb nicht unbemerkt. Sie waren noch
mehr als eine Meile von der Stadtmauer entfernt, als das
große Tor geöffnet wurde und das rote Licht von mehr als
einem Dutzend Fackeln die Dämmerung erhellte. Eine
weit auseinander gezogene Kette dunkler Gestalten trat im
Schein dieser Fackeln aus dem Tor und kam ihnen entgegen.
    Während sie näher kamen, zerfiel die Gruppe in zwei
Teile. Etwa

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