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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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willst. Dieser Zufall wäre wohl gar zu groß. Aber es war
ein See wie dieser. Manchmal, wenn ich so am Ufer sitze,
dann … spüre ich es fast.«
»Du wurdest … an einem See gefunden?«, vergewisserte sich Dulac. Seine Stimme zitterte so sehr, dass sie den
Kopf von seiner Schulter hob und ihn einen Moment lang
irritiert ansah, bevor sie nickte.
»Niemand weiß, wer meine leiblichen Eltern sind«, bestätigte sie. »Vielleicht waren sie zu arm um ein Kind zu
ernähren. Vielleicht sind sie auch zu Tode gekommen.«
Sie machte eine vage Handbewegung. »Wozu über etwas
reden, was nicht nur vor langer Zeit geschehen ist und sich
ohnehin nicht rückgängig machen lässt. Mein Vater wollte
wohl nicht, dass ich es erfahre, aber Uther war der Meinung, dass ich das Recht hätte, es zu wissen.«
Dulac sagte immer noch nichts. Er starrte sie einfach nur
an. Er merkte nicht einmal, dass seine Hände zu zittern
begonnen hatten.
»Du siehst aus, als hättest du gerade ein Gespenst gesehen«, sagte Gwinneth, zwar lachend, aber auch in leicht
verunsichertem Ton. »Bist du jetzt enttäuscht, weil ich
nicht von Geburt an blaublütig bin?«
»Nein, das … das ist es nicht«, stammelte Dulac. Es ist
nur …«
Dass du mir gerade meine eigene Geschichte erzählt
hast und das beinahe wortwörtlich. Aber das sprach er
nicht aus. Wie konnte er es? Und selbst wenn, wie hätte
sie ihm glauben können?
»Es klingt ein bisschen wie ein Märchen, ich weiß«, sagte Gwinneth, als er nicht weitersprach. »Ich erzähle die
Geschichte normalerweise auch niemandem. Nur Uther
hat sie gekannt und jetzt Artus – und du. Aber du musst
mir dein Wort geben, sie niemandem zu sagen.«
Statt zu tun, was sie von ihm erwartete, und ihr sein
Wort zu geben, fragte er: »Artus?«
»Wir werden bald Mann und Frau sein«, erinnerte
Gwinneth. »Wir haben keine Geheimnisse voreinander.
Und ich habe auch mit Artus über dich gesprochen.«
»Über … mich ?«
»Du brauchst wirklich keine Angst zu haben«, versicherte Gwinneth. »Artus würde es niemals laut zugeben, aber
er hat mir verraten, dass er wohl ein wenig eifersüchtig auf
dich war.«
»Eifersüchtig?«
»Er ist ein Mann«, antwortete Gwinneth, als wäre das allein Erklärung genug. »Aber nachdem du verschwunden
warst, hat er sich große Vorwürfe gemacht. Er hat mir
versprochen, dass du auf Camelot bleiben darfst, wenn du
willst.«
Es war Dulac bisher schwer gefallen, ihren Worten auch
nur zu folgen. Seine Gedanken kreisten noch immer um
die schier unglaubliche Eröffnung, die sie ihm gemacht
hatte. Jetzt aber riss er die Augen auf. Immerhin hatte Artus nichts unversucht gelassen, um ihn an einen Ort zu
bringen, der möglichst weit weg von Camelot war. Und
vor allem von Gwinneth.
»Es ist wahr«, bestätigte Gwinneth. »Was er getan hat,
tut ihm Leid. Er bedauert es sehr – schon weil er Dagda
versprochen hat, sich um dich zu kümmern. Ich bin sicher,
dass er sich freuen würde, wenn du zurückkommst.«
Plötzlich grinste sie. »Schon weil dein Nachfolger in der
Küche ein heilloses Durcheinander angerichtet hat.«
»Tander?«
»Ja. Er hat alles gestohlen, was sich stehlen lässt, und
zwei von drei Goldstücken, die Artus ihm gibt, um auf
dem Markt einzukaufen, wandern in seine Tasche.«
»Mehr nicht?« Dulac war kein bisschen überrascht. »Ich
hätte gedacht, dass es neun von zehn sind.«
»Wären es wahrscheinlich auch, wenn Tander bis neun
zählen könnte«, antwortete Gwinneth im gleichen ernsthaften Tonfall.
»Warum wirft Artus ihn nicht einfach raus oder lässt ihn
einen Monat im Keller schmoren?« Dulac wusste die
Antwort auf seine Frage, bevor Gwinneth sie aussprach.
»Weil Artus nun einmal Artus ist«, sagte sie. »Er sagt,
der Moment würde schon kommen, Tanders Schulden
einzutreiben.«
»Ja«, seufzte Dulac. »Das klingt ganz nach Artus.«
Gwinneth lächelte, aber dann wurde sie wieder ernst. Sie
rückte ein Stück weit von ihm fort, sah ihm einen Moment
lang tief in die Augen und sagte dann: »Komm mit zurück
nach Camelot, Dulac.«
»Warum?«, fragte Dulac. »Weil Artus mich braucht? Er
wird auch ohne meine Hilfe mit Tander fertig.«
»Weil ich dich brauche.«
»Ihr?« Dulacs Herz jubilierte. Er hatte sich nicht einmal
zu wünschen gewagt, diese Worte aus ihrem Mund zu
hören.
Und nun hatte sie sie ausgesprochen.
»Ich brauche einen Freund, Dulac«, antwortete Gwinneth. »Es ist einsam auf Camelot.«
»Aber … aber Ihr habt selbst gesagt

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