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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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–«
»Ich weiß, was ich gesagt habe«, unterbrach ihn Gwinneth. In ihrer Stimme und ihrem Blick waren ein Ernst, der
ihn frösteln ließ. »Und ich habe es so gemeint, damals wie
heute.« Sie zögerte einen Moment. »Glaubst du, dass du
… das kannst? Nur mein Freund sein?«
»Das würde Artus niemals erlauben«, sagte er, aber
Gwinneth schüttelte sofort den Kopf.
»Er wird es, wenn ich ihn darum bitte«, sagte sie.
»Seid Ihr da so sicher?«
»Das bin ich«, bestätigte Gwinneth. »Ich habe geschworen, dass es in meinem Herzen keinen Platz für einen anderen Menschen geben wird, und ich werde diesen Schwur
halten. Artus weiß das.« Sie sah ihn auffordernd an.
»Kommst du mit zurück?«
Dulac antwortete nicht gleich, sondern blickte auf den
See hinaus. Vielleicht, dachte er, gibt es doch so etwas wie
eine Macht des Schicksals – aber wenn, dann besaß sie
einen wirklich sonderbaren Sinn für Humor. Genau an
diesem Platz hatte er alles gefunden, wovon er jemals geträumt hatte. Aus diesem Traum war ein Albtraum geworden und nun, wo er sich genau an diesem Platz wieder von
der Rüstung und dem magischen Schwert getrennt hatte,
schien es, als würde ihm sein altes Leben zurückgegeben.
Vielleicht steckte ja tatsächlich irgendein Sinn dahinter,
aber wenn, dann konnte er ihn nicht erkennen.
»Nun?«, fragte Gwinneth. »Was willst du? Dich weiter
in den Wäldern herumtreiben und von Pilzen und Wurzeln
leben oder mit mir nach Camelot kommen? Du wirst dir
schlimmstenfalls eine Standpauke von Artus anhören müssen, die nicht einmal ernst gemeint ist.«
Dulac überlegte lange – obwohl es im Grunde nichts zu
überlegen gab. Das Leben in den Wäldern, von dem sie
sprach, hatte er zwar nicht geführt, aber er würde es führen, sobald sie auf ihr Pferd stieg und davonritt. Es gab
keinen Platz, an den er gehörte, keinen Ort, wohin er gehen konnte, buchstäblich niemanden, den er kannte – und
schon gar niemanden, der ihm helfen würde. Der bevorstehende Krieg warf bereits seine Schatten über das Land
und abgesehen davon, dass er einen Fußboden schrubben
und Wein servieren konnte, verfügte er über keinerlei besondere Fähigkeiten. Er würde nicht lange in den Wäldern
leben und sich von Wurzeln und Beeren ernähren, sondern
spätestens im nächsten Winter erfrieren, wenn er nicht
zuvor verhungert oder auf irgendeine andere Weise zu
Tode gekommen war.
Und wenn er mit nach Camelot ging, konnte er wenigstens in Gwinneths Nähe bleiben.
Statt irgendetwas davon laut auszusprechen deutete er
mit einer Kopfbewegung an sich herab und fragte mit einem verlegenen Grinsen: »Und Ihr glaubt wirklich, Artus
hätte nichts dagegen, wenn ich zusammen mit Euch zurückkomme … nackt und mit Eurem Mantel bekleidet?«
Gwinneth begann schallend zu lachen, und wie sich
zeigte, waren die Kleider auch tatsächlich kein Problem,
so wenig wie der Rückweg nach Camelot. Gwinneth hatte
nicht ganz die Wahrheit gesagt, als sie behauptet hatte,
allein gekommen zu sein. Sie schwang sich auf ihr Pferd
und ritt ohne irgendeine Erklärung davon, kam aber schon
nach wenigen Minuten wieder und sie führte nicht nur ein
zweites gesatteltes Pferd am Zügel hinter sich her, sondern
warf ihm auch – noch immer ohne etwas zu sagen – ein
eng zusammengeschnürtes Bündel zu, das ein Paar aus
feinstem Leder gefertigter Stiefel, eine Hose aus robustem
Stoff und eine weiße Bluse enthielt. Seine Frage, woher
die Kleider stammten, ignorierte sie ebenso hartnäckig wie
seine auffordernden Blicke, wegzusehen oder sich wenigstens herumzudrehen, während er sich anzog, sodass er
dazu gezwungen war, sich umständlich anzukleiden, ohne
dabei den weißen Mantel abzulegen, der mittlerweile nass
war und wie eine faltige zweite Haut an seinem Körper
klebte.
Gwinneth sah seinen Verrenkungen mit unverhohlener
Schadenfreude zu. Kaum dass er fertig war und den nassen
Mantel abstreifte, ritt sie ein Stück näher und machte eine
auffordernde Kopfbewegung auf das reiterlose Pferd neben sich. »Schaffst du es allein in den Sattel oder soll ich
ein paar Zweige abschneiden und dir eine Leiter bauen?«,
fragte sie spöttisch.
Dulac schluckte die spitze Bemerkung hinunter, die ihm
auf der Zunge lag, und deutete stattdessen auf das Pferd.
»Woher kommt dieses Pferd?«, fragte er misstrauisch.
»Aus König Artus’ Stall«, antwortete Gwinneth. »Und
nun beeil dich. Meine Zofe wird allmählich ungeduldig.
Und ich fürchte, meine

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