Gralszauber
so überfüllt, dass sie absteigen und zu Fuß durch das Tor gehen
mussten. Die Trümmer waren zwar beiseite geräumt worden, aber alles war voll gestopft mit Steinen, Balken,
Dachziegeln und anderen Baumaterialien und Dutzende
von Handwerkern waren damit beschäftigt, die Schäden zu
reparieren.
Dulac wollte sich mit einer Frage an Gwinneth wenden,
aber er kam nicht dazu, denn in diesem Moment ging die
Tür des Palas auf und Artus, Galahad und Mandrake traten
ins Freie. Braiden folgt ihnen. Sein rechter Arm hing in
einer Schlinge, was bewies, dass seine Verletzung trotz
der langen Zeit noch immer nicht vollständig ausgeheilt
war, die drei anderen Ritter aber machten einen durchaus
gesunden Eindruck.
Vor allem Sir Mandrake lebendig und gesund zu erblikken erfüllte Dulac mit großer Erleichterung. Er hatte den
Gedanken mit einigem Erfolg aus seinem Bewusstsein
verdrängt, aber tief in ihm war doch die nagende Furcht
geblieben, den Tafelritter getötet zu haben.
Als Artus ihn sah, blieb er mitten im Schritt stehen und
ein Ausdruck von Überraschung erschien auf seinen Zügen.
Nicht unbedingt freudiger Überraschung, wie Dulac unangenehm berührt feststellte. Vielleicht war Gwinneths
Einschätzung, was Artus’ Gefühl ihm gegenüber anging,
doch ein wenig zu optimistisch gewesen. Aber nun konnte
er nicht mehr zurück, zumal Gwinneth ihn am Oberarm
ergriff und hinter sich her die Treppe hinauf und auf Artus
zu zog.
»Artus, schau, wen ich gefunden habe!«, sagte sie aufgeregt.
Artus’ Stirnrunzeln vertiefte sich noch, als er Dulac mit
einem langen Blick von Kopf bis Fuß musterte.
»Ja«, sagte er. »Ich erinnere mich, dass uns jemand abhanden gekommen ist. Du hast ihn gefunden, sagst du?
Darf ich fragen, wo?«
»Am See«, antwortete Gwinneth. »Ich wollte ausreiten,
und als ich dort ankam, da stand er im Wasser.«
»Und dabei sind ihm seine Kleider abhanden gekommen, nehme ich an. Sind sie weggeschwommen?«
Dulac wollte antworten, aber Gwinneth kam ihm zuvor.
»Seine alten Kleider hingen in Fetzen«, sagte sie. »Vier
Wochen in den Wäldern sind ihnen nicht sehr gut bekommen. Er wollte dir nicht in Lumpen unter die Augen treten.«
Artus’ Blick verriet, was er von dieser Antwort hielt,
aber er gab sich damit zufrieden. Einen Moment lang sah
er Dulac noch auf die gleiche, nicht besonders angenehme
Art an, dann drehte er sich herum und wechselte ein paar
Worte mit den Rittern, die Dulac nicht verstand, woraufhin sich diese rasch entfernten. Dann drehte er sich wieder
zu Dulac um.
»Du bist also wieder da«, begann er. »Glaub es oder
nicht, ich freue mich, dich unversehrt wieder zu sehen. Ich
hatte ehrliche Angst, dass die Pikten dich getötet oder verschleppt hätten.«
»Beinahe hätten sie das auch«, improvisierte Dulac. »Ich
… es tut mir Leid, Herr. Als ich sie aus dem Wald brechen
sah, da habe ich es einfach mit der Angst zu tun bekommen und bin weggelaufen. Einer der Barbaren hat mich
verfolgt. Ich konnte ihm entkommen, aber dabei habe ich
mich im dichten Wald verirrt. Ich … ich wollte zurück um
Euch beizustehen, aber ich habe mich immer tiefer im
Wald verirrt.«
Artus lächelte flüchtig. »Mach dir keine Vorwürfe«, sagte er. »Wir hatten Hilfe genug. Wenn du zurückgekommen
wärst, hätte es dich vielleicht das Leben gekostet. Aber wo
bist du die ganze Zeit über gewesen?«
Dulac druckste einen Moment herum und schließlich
wählte er die Antwort, von der er annahm, dass Artus sie
erwartete. »Ich … ich wäre ja zurückgekommen, aber ich
… ich habe es nicht gewagt. Ich fürchtete, dass Ihr mich
für meine Feigheit bestraft.«
»Feigheit?« Artus hob die linke Augenbraue. »Es ist
nicht unbedingt ein Zeichen von Mut, sich allein gegen
hundert Bewaffnete zu stellen. Eher von Dummheit. Was
hättest du getan, wenn Gwinneth dich nicht getroffen hätte? Den Rest deines Lebens als Einsiedler in den Wäldern
verbracht?« Er lachte. »Aber gut, jetzt, wo du wieder hier
bist, müssen wir überlegen, was wir mit dir tun.«
»Tun?« Dulac sah sich unbehaglich um.
»Dein alter Platz ist besetzt«, antwortete Artus. »Ich habe Tander die Verantwortung über Küche und Keller Camelots übertragen.«
»Das … hat mir Gwin –« Dulac verbesserte sich rasch.
» Lady Gwinneth schon gesagt.«
Sein Versprecher entging Artus keineswegs, aber er sagte nichts dazu. »Gehen wir hinunter und sehen wir, ob wir
eine Aufgabe für dich finden. Dein Ziehvater wird sich
sicher
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