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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Moment lang mit aller Kraft
an ihren Umrissen. Eigentlich trat sie nicht aus dem Wald,
sondern erschien .
»Du kommst spät«, sagte Artus anstelle einer Begrüßung.
»Man könnte auch sagen, du warst zu früh«, antwortete
Morgaine. Sie lachte leise, trat endgültig aus dem Wald
heraus und gerann endlich zu einem Körper. Sie blieb
knapp vor Artus stehen und sah sich in alle Richtungen
um. »Du hast tatsächlich Wort gehalten und bist allein
gekommen! Ich bin überrascht!«
»Das wundert mich nicht«, antwortete Artus kühl. »Verrat und Wortbruch sind ja deine eigentlichen Namen, nicht
wahr?«
Dulac hatte Mühe, der Unterhaltung zu folgen. Morgaine? Morgaine le Faye? Zusammen mit Artus? HIER?!
Morgaine lachte, aber es klang ein wenig gezwungen.
»Auf jeden Fall bist du da«, sagte sie.
»Das bin ich«, antwortete Artus zornig. »Also?«
»Also?« Hätte man Morgaines Gesichtsausdruck trauen
dürfen, dann hätte man meinen können, sie wäre die Unschuld in Person.
»Du wolltest mich treffen«, sagte Artus. Dann noch
einmal: »Also?«
»Du willst es also wirklich tun«, sagte Morgaine kopfschüttelnd. »Es fällt mir immer noch schwer, das zu glauben, Bruder.«
Bruder?
Dulac war im allerersten Moment nicht einmal sicher,
ob er richtig gehört hatte. Bruder?
»Du sprichst von –«
»– von diesem dummen Kind, ganz genau«, fiel ihm
Morgaine ins Wort. Von einer Sekunde auf die andere war
ihre Stimme kalt, so kalt wie Eis und so schneidend wie
Stahl. Wie hatte sie ihn genannt, dachte Dulac betäubt. Bruder? Aber das war unmöglich! Es konnte nicht sein;
Von Uther – und vor allem Dagda! – hatte er erfahren,
dass Mordred Artus’ Sohn war, und schon diese Tatsache
erschien ihm in Anbetracht der Umstände unglaublich
genug. Und er wusste, dass Morgaine le Faye Mordreds
Mutter war.
Es konnte nicht sein. Es war … vollkommen ausgeschlossen, dass Morgaine zugleich Mordreds Mutter wie
Artus’ Schwester war! Es durfte nicht sein. Wie sollte er
jemals wieder Respekt vor einem König haben, der einen
Sohn mit seiner eigenen Schwester gezeugt hatte?!
»Ihr Name ist Gwinneth«, sagte Artus. »Nur falls du es
vergessen haben solltest.«
»Das habe ich nicht«, antwortete Morgaine. »Ich verstehe bloß nicht, was du dir davon versprichst, Artus. Glaubst
du wirklich, du könntest den Verlauf des Schicksals ändern, weil du dieses … dieses Kind heiratest?«
Dulacs Herz erstarrte zu einem Klumpen aus Eis in seiner Brust. Sie sprachen über Gwinneth. Seine Gwinneth!
»Dieses Kind ist zufällig die Frau, die ich liebe«, sagte
Artus.
Morgaines Antwort bestand aus einem abfälligen Lachen.
»Die einzige Frau«, sagte sie betont, »die du in deinem
ganzen Leben geliebt hast und jemals wirklich lieben
wirst, Artus, bin ich.«
»Was willst du?«, fragte Artus.
Morgaine bedachte ihn mit einem perfekt geschauspielerten, verwirrten Augenaufschlag. »Was ich will? Aber du hast mich doch um dieses Zusammentreffen gebeten.«
Es fiel Dulac immer schwerer, ruhig zu bleiben. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Artus traf sich
mit Morgaine ?
»Du weißt verdammt noch mal ganz genau, was ich
will.«
Artus schrie fast. Seine Stimme zitterte vor Spannung,
die Dulac in seinem Versteck regelrecht spüren konnte.
»Ja, vielleicht weiß ich, was du willst«, antwortete Morgaine. »Aber weißt du es auch?« Sie hob gebieterisch die
Hand, als Artus etwas erwidern wollte. »Du bist ein Narr,
Artus. Ein romantischer, dummer Narr. Glaubst du denn
wirklich, du könntest die Welt retten, indem du ein Kind
ehelichst?« Sie machte eine herrische Geste, mit der sie
Artus das Wort abschnitt, bevor er antworten konnte. »Sei
ausnahmsweise einmal ganz ehrlich, Bruder: liebst du
sie?«
Dulac starrte Artus aus seinem Versteck heraus an. Ein
glühender Dolch senkte sich in sein Herz und der Schmerz
wurde schlimmer mit jeder Sekunde, die Artus mit seiner
Antwort zögerte. Als er endlich antwortete, schien sich
irgendetwas in ihm vor Entsetzen zu krümmen.
»Liebe«, sagte Artus. »Ein großes Wort, Morgaine. Was
ist schon Liebe? Etwas für romantische Narren.« Er lachte
bitter. »Eine Krankheit, wenn du mich fragst. Eine sehr
angenehme Krankheit, aber dennoch nichts anderes. Ein
Fieber, das den Geist befällt.«
»Ich nehme nicht an, dass das die Brautrede ist, die du
der liebreizenden Gwinneth nächste Woche halten willst«,
sagte Morgaine spöttisch.
Nächste Woche? Dulac schrak innerlich zusammen. Die

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