Gralszauber
Hochzeit war schon auf die nächste Woche angesetzt worden?
Artus überging die Frage. Seine Stimme wurde kälter,
als er weitersprach. »Ich habe dich um dieses Treffen gebeten, weil das Töten ein Ende haben muss, Morgaine«,
sagte er. »Befiehl Mordred, dass er aufhört.«
Morgaine lachte. »Aber warum sollte ich das tun, Bruder?«
»Er kann nicht gewinnen, Morgaine«, antwortete Artus.
»Du weißt das und ich weiß das. Und es wird Zeit, dass
auch Mordred es begreift.«
»Ich fürchte, er würde nicht auf mich hören, Artus,
selbst wenn ich versuchen würde ihn zurückzuhalten«,
seufzte Morgaine. »Er ist ein richtiger Starrkopf, weißt
du? Ein Charakterzug, den er von seinem Vater hat, fürchte ich.«
Sie hob die Schultern. »Außerdem – warum machst du
dir Sorgen, wenn du doch so sicher bist, nicht verlieren zu
können?«
»Weil es sinnlos ist!«, begehrte Artus auf. »Ich bitte
dich, Morgaine! Ich flehe dich an, bring Mordred zur Vernunft! Willst du denn wirklich, dass dieses Land in einem
Meer von Blut ertrinkt? Mordreds Pikten können niemals
gegen uns bestehen!«
»Dann hast du ja nichts zu befürchten«, sagte Morgaine
kühl. »Auf der anderen Seite …« Sie breitete die Hände
aus. »Wenn du so sehr um das Wohl deiner Untertanen
besorgt bist … du weißt, was ich will. Gib meinem Sohn,
was ihm zusteht, und du kannst den Krieg verhindern.«
»Die Macht über Camelot?« Artus schüttelte heftig den
Kopf, aber Morgaine unterbrach ihn mit einer heftigen
Geste, bevor er weiterreden konnte.
»Den Platz, der ihm zusteht!«, zischte sie. »Was willst
du? Es sind deine eigenen Gesetze! Die Gesetze deiner
Menschenfreunde, an denen dir ja so viel liegt! Er ist dein
Sohn, Artus. Der Sohn des Königs. Der Prinz von Camelot. Der Platz an deiner Seite steht ihm zu nach deinen
eigenen Gesetzen.«
»Unmöglich«, antwortete Artus. »Die Menschen in Camelot vertrauen mir. Ich soll sie der Terrorherrschaft dieses … dieses Wahnsinnigen ausliefern?«
»Immerhin würden sie leben«, antwortete Morgaine kalt.
»Du willst es also«, sagte Artus traurig. »All diese unschuldigen Menschen, Morgaine. Hunderte werden sterben. Vielleicht Tausende. Hasst du mich wirklich so
sehr?«
»Hassen?« Morgaine schien einen Moment über dieses
Wort nachzudenken. Dann zuckte sie mit den Achseln.
»Du überschätzt dich, Bruder«, sagte sie. »Aber das war
ja schon immer dein größter Fehler. Ich hasse dich nicht.
Du bist mir vollkommen gleichgültig. Ich will für meinen
Sohn, was ihm zusteht, nicht mehr und nicht weniger.«
»Was ihm zusteht …« Artus schüttelte den Kopf. »Was
willst du wirklich, Morgaine? Ist dein Rachedurst erst befriedigt, wenn Mordred und ich uns auf dem Schlachtfeld
gegenüberstehen? Hasst du mich so sehr, dass du zusehen
willst, wie ich ihn töte? Oder er mich?«
»Du bist ein Narr, Artus«, sagte Morgaine abfällig. »Ein
Dummkopf und ein Narr. Du hast nichts verstanden. Gar
nichts.«
»Ich verstehe, dass es wohl sinnlos ist, an deine Vernunft appellieren zu wollen oder an dein Gewissen«, sagte
Artus traurig. »Ich bitte dich noch einmal, Morgaine: Dies
ist eine Sache zwischen dir und mir! Willst du wirklich ein
ganzes Land ins Verderben stürzen, um dich an mir zu
rächen?«
»Es liegt ganz allein bei dir, ob es zum Krieg kommt
oder nicht, Artus«, antwortete Morgaine kalt. Plötzlich
lachte sie. »Aber um unserer alten Freundschaft willen
werde ich großzügig sein. Ich gebe dir eine Woche Bedenkzeit. Oder einen Monat, ein Jahr … solange du
willst.«
Artus’ Augen wurden schmal. »Wie meinst du das?«
»Was geschehen wird, liegt ganz bei dir, Artus«, antwortete Morgaine. »Mordred wird nicht angreifen, solange
du darauf verzichtest, dieses Kind zu heiraten. Du willst,
dass sie dir einen Erben schenkt, aber das kann ich nicht
zulassen. Du hast bereits einen Sohn. Ich werde nicht zusehen, wie du ihn um das bringst, was ihm zusteht.« Sie
trat noch näher an ihn heran. »Verzichte auf diese Ehe und
ich werde sehen, was ich tun kann. Heirate sie und ich
verspreche dir, dass Mordred und ich dir ein ganz besonderes Hochzeitsgeschenk machen werden.«
Artus fuhr zusammen. Seine Hand verschwand unter
dem Mantel.
»Nur zu«, sagte Morgaine. Sie machte eine auffordernde
Handbewegung. »Worauf wartest du? Zieh dein Schwert
und töte mich. Das würde dir eine Menge Sorgen abnehmen. Tu es. Ich werde mich nicht wehren.«
Artus begann zu zittern. Dulac konnte sein
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