Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
seinen Hals zu reden, aber er
schien es nicht zu bemerken.
»Und?«, fragte Mordred.
»Ich musste einen großen Umweg machen, um ungesehen aus der Stadt zu kommen«, beharrte Evan. »Und es
war auch nicht leicht, die Wahrheit aus diesem Dummkopf
von Schankwirt herauszubekommen. Erst wollte er gar
nicht reden, aber am Schluss habe ich dann doch erfahren,
was Ihr wissen wollt.«
»Ach«, sagte Mordred. Seine Hand strich über den
Schwertgriff.
Evan druckste einen Moment herum. »Ihr … hattet uns
eine Belohnung versprochen«, erinnerte er.
»Und die wirst du auch bekommen«, antwortete Mordred. »Ich kann dir versichern, dass sie dem Wert deiner
Informationen angemessen sein wird.«
»Herr?«, fragte Evan verständnislos.
Mordred seufzte. »Du bekommst dein Goldstück«, sagte
er resignierend. »Sprich!«
Auf Evans Gesicht erschien ein breites, fast triumphierendes Grinsen. »Ich weiß, wo Uther und sein Gefolge
sind«, sagte er.
»Wie schön für dich«, sagte Mordred gepresst. »Und
hättest du vielleicht auch die Güte, uns an deinem Wissen
teilhaben zu lassen?«
»Ein ganzes Goldstück?«, vergewisserte sich Evan.
»Ganz für mich allein?«
Mordred zog das Schwert einen Fingerbreit aus der
Scheide und ließ es mit einem scharrenden Laut wieder
zurückschnappen. »Sagen wir, ich verspreche dir auf jeden
Fall ein Stück Metall«, antwortete er und das verstand
offensichtlich sogar Evan, denn er wurde plötzlich blass.
»Im … im Schwarzen Eber«, sagte er hastig. »Sie wollen gegen Mittag dort rasten.«
»Der Schwarze Eber ?«
»Ein Gasthaus, zwei Stunden den Weg hinab«, antwortete Evan. »Mit Euren schnellen Pferden aber viel weniger.« Er atmete erleichtert auf. »Bekomme ich jetzt das
Goldstück?«
Immerhin nahm Mordred die Hand vom Schwert und
das war vermutlich ein größeres Glück, als Evan auch nur
ahnte. »Sobald ich mich davon überzeugt habe, dass du
die Wahrheit gesagt hast«, sagte er.
»Aber –«, protestierte Evan.
»Zweifelst du etwa an meinem Wort?«, fragte Mordred
kalt.
»Na…na…natürlich nicht, Herr«, stammelte Evan. »Es
ist nur so, dass … dass die anderen sich auf mich verlassen
und …«
»Ihr bekommt, was euch zusteht«, unterbrach ihn Mordred. »Wenn ich Uther wirklich im Schwarzen Eber finde
und mit ihm reden kann, dann kommen wir spätestens
morgen nach Camelot und ihr bekommt eure Belohnung.«
Evan dachte einen Moment angestrengt über diesen
Vorschlag nach, aber selbst er schien zu begreifen, dass es
besser war, Mordred nicht noch weiter zu reizen.
»Dann … reite ich jetzt besser wieder zurück«, sagte er
stockend.
»Tu das«, antwortete Mordred. »Und kein Wort über unser Treffen. Ich will Uther überraschen.«
»Sicher«, sagte Evan nervös. »Und … und vielen Dank
auch noch einmal, Herr.« Er begann mit reichlich ungeschickten Bewegungen seinen Esel auf dem schmalen
Weg zu wenden und beeilte sich loszureiten.
Mordred sah ihm finster nach, bis er ein gutes Stück entfernt war. Dann sagte er leise: »Heldaar, sorge dafür, dass
er nicht redet. Er hat eine lose Zunge.«
Einer der drei piktischen Krieger stieg in den Sattel und
ritt in die Richtung davon, aus der sie gekommen waren,
und Mordred wandte sich zu dem Dunkelhaarigen um, mit
dem er am Anfang gesprochen hatte.
»Es fällt mir schwer, zu glauben, dass Uther es uns so
leicht machen soll«, sagte er.
»Er weiß nicht, dass wir hier sind«, gab der Pikte zu bedenken.
»Er weiß es«, versicherte Mordred grimmig. »Du begehst den gleichen Fehler, der daran schuld ist, dass dein
Volk in der Vergangenheit beinahe ausgelöscht wurde,
mein Freund. Du unterschätzt deine Feinde. Ich tue das
nicht. Ich kenne Uther seit vielen Jahren. Er ist alt geworden, ein Wolf, dem allmählich die Zähne ausfallen. Aber
er bleibt ein Wolf.«
Der Pikte verzog geringschätzig die Lippen. »Das ist
auch nur ein großer Hund.«
Auch er wird nicht mehr allzu lange leben, dachte Dulac. Und was ihn selbst anging: Er würde es nicht mehr
lange in dieser Stellung aushalten. Alles unterhalb seines
Bauchnabels war mittlerweile vollkommen gefühllos –
abgesehen von dem pochenden Schmerz in seinem rechten
Knie –, aber sein Rücken und seine Schultern schmerzten
unerträglich. Wenn er nur die mindeste Bewegung – und
das dazugehörige Geräusch – machte, dann würde der Pikte ihn auf jeden Fall überleben.
»Machen wir uns auf den Weg«, sagte Mordred, als hätte er die Antwort des Pikten gar nicht

Weitere Kostenlose Bücher