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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gehört. »Der Junge
hat von zwei Stunden gesprochen. Wahrscheinlich brauchen wir nur eine, aber es ist auch nicht mehr lange bis
Mittag.«
Seine beiden Begleiter stiegen in die Sättel und auch
Mordred ging zu seinem Pferd und streckte die Hand nach
dem Zügel aus, hielt dann aber mitten in der Bewegung
inne – und drehte den Kopf genau in Dulacs Richtung!
»Da ist doch jemand«, murmelte er. Statt in den Sattel
zu steigen, drehte er sich wieder herum und ging langsam
auf das Seeufer zu.
Dulac erstarrte für eine Sekunde vor Entsetzen und
klammerte sich wider besseres Wissen an die Hoffnung,
dass Mordred doch noch stehen bleiben oder in eine andere Richtung gehen würde. Aber er tat weder das eine noch
das andere. Er blieb nicht stehen und er ging weiter und so
zielsicher auf Dulacs Versteck zu, als wüsste er genau um
seine Anwesenheit.
Dulacs Gedanken überschlugen sich. Selbst wenn er
noch die Kraft gehabt hätte, davonzulaufen – seine Beine
waren so gefühllos und taub, als wären sie zu Stein erstarrt
–, wäre es viel zu spät gewesen. Mordred war nur noch ein
paar Schritte entfernt. Er hatte nur eine einzige Chance.
Mordred hob die Arme, um das dichte Schilf zu teilen,
und im selben Moment, in dem er ins Wasser trat, ließ sich
Dulac zur Seite fallen.
Die Eiseskälte des Wassers nahm ihm auch noch den
Rest von Atem. Seine Lungen schienen explodieren zu
wollen und seine Finger gruben sich in schierer Verzweiflung in den Schlamm. Noch einen Moment und er würde
aufstehen müssen und dann würde Mordred ihn töten.
Aber wenigstens würde er noch ein einziges Mal atmen
können.
Unter seinen tastenden Fingern war plötzlich etwas Hartes, Glattes und sehr Großes. Halb wahnsinnig vor Atemnot und Angst riss Dulac seinen Fund aus dem Schlamm
und hatte trotz allem noch genug Energie, um ihn nicht
nur als uralten rostigen Helm zu erkennen, sondern sich
auch darüber zu wundern, wie dieses Rüstungsteil hierher
auf den Seegrund kam.
Ohne zu wissen, warum, griff er auch mit der rechten
Hand zu, stülpte den Helm über –
und konnte atmen.
Das Gefühl, endlich wieder Luft zu bekommen, war im
ersten Moment so überwältigend, dass Dulac sich nicht
einmal darüber wunderte, wo der rettende Sauerstoff in
diesem Moment überhaupt herkam, sondern einfach nur
tief ein- und ausatmete, immer und immer wieder, als wäre es das Einzige, was in seinem Leben überhaupt noch
eine Rolle spielte.
Erst nachdem sicherlich eine Minute vergangen war,
wagte er es, die Augen wieder zu öffnen und durch die
schmalen Sehschlitze des Helmes nach draußen zu sehen.
Mordreds Stiefel ragten kaum eine Handbreit vor ihm
aus dem Schlamm, aber er hatte sich herumgedreht und
blickte in die andere Richtung, von ihm weg. Vielleicht
hatte er doch noch eine Chance.
Zum allerersten Mal begann sich Dulac zu fragen, wieso
er eigentlich noch am Leben war. Er befand sich dreißig
Zentimeter tief unter Wasser! In dem Helm musste sich
eine Luftblase gefangen haben, als er untergegangen war.
Mordred bewegte sich. Seine Füße wirbelten noch mehr
braunen Schlamm vom Seegrund auf, sodass Dulac gar
nichts mehr sah, aber immerhin spürte er, dass Mordred
sich von ihm entfernte. So unglaublich es schien, er hatte
ihn nicht entdeckt.
Wie lange würde die Luft in seinem Helm reichen? Sicherlich nicht länger als ein paar Augenblicke. Sie
schmeckte jetzt schon eigenartig und würde bestimmt in
ein paar Minuten verbraucht sein.
Dulac zählte in Gedanken langsam bis zwanzig, dann
atmete er noch einmal tief ein, schlüpfte aus dem Helm
und richtete sich unendlich behutsam auf.
»… wohl getäuscht haben«, hörte er Mordreds Stimme.
Seine Stimme klang verzerrt, weil Dulac noch Wasser in
den Ohren hatte, aber immerhin bemerkte er, dass sie von
links kam, aus der Richtung, in der das Schilf noch ein
wenig dichter war. »Hier ist niemand.«
»Dann kommt aus dem Wasser und lasst uns weiterreiten. Es ist nicht mehr viel Zeit bis zur Mittagsstunde.«
Dulac bog vorsichtig das Schilf auseinander. Mordred
befand sich nur ein knappes Dutzend Schritte von ihm
entfernt, marschierte aber rasch auf das Ufer zu, ging ohne
noch einmal zu zögern zu seinem Pferd und stieg auf.
Seine beiden Begleiter wollten unverzüglich losreiten,
aber Mordred wandte sich noch einmal im Sattel um und
ließ seinen Blick über den See schweifen. Seine Augen
waren zu schmalen, misstrauischen Schlitzen zusammengekniffen.
»Ich hätte geschworen …«,

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