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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zog eine Grimasse. »Allerdings werde ich wohl bald taub werden, wenn ich mir
euer Geschnatter noch länger anhören muss. Ihr seid ja
schlimmer als die Gänse.«
Artus nickte. »Es geht Euch besser«, sagte er. Dann
wandte er sich zu Gwinneth um. »Ich muss mich für meine fehlenden Manieren entschuldigen, Mylady«, sagte er.
»Ich bin noch gar nicht dazu gekommen, Euch in aller
Form willkommen zu heißen. Camelot steht zu Recht in
dem Ruf, eine goldene Festung zu sein, nun, wo Ihr in
seinen Mauern weilt.«
»Ihr schmeichelt mir, König Artus«, sagte Gwinneth. Sie
lächelte, aber ihre Stimme war eine Spur kühler, als sie
hätte sein sollen.
»Ganz im Gegenteil, Mylady«, antwortete Artus. »Und
nennt mich nicht König, ich bitte Euch. Artus. Mein Name
ist Artus. Ich kannte Euch schon, als Ihr noch ein kleines
Kind wart. Wie ich sehe, seid Ihr zu einer wunderschönen
jungen Frau herangewachsen.«
»Ihr Gemahl ist zu beneiden«, sagte Dulac. Er hatte die
Worte noch nicht ganz ausgesprochen, da bereute er sie
schon.
Artus reagierte im ersten Moment gar nicht und Dulac
begann schon zu hoffen, dass er die Worte vielleicht nicht
gehört hätte.
Aber natürlich hatte er sie gehört. Nach einem Augenblick wandte er sich zu Dulac um und sein Gesicht schien
zu Stein zu erstarren. Es war kein Zorn in seinen Augen,
sondern etwas anderes. Sein Blick bohrte sich in den Dulacs, suchte dann den Gwinneths und kehrte wieder zu
Dulac zurück. Er weiß es, dachte Dulac. Er spürte einfach,
dass es so war.
»Ja«, sagte Artus kühl. »Ihr Gemahl ist in der Tat zu beneiden.«
Dulac dachte der Panik nahe über irgendeine Erwiderung nach, die Artus vielleicht besänftigen mochte, doch
in diesem Moment kam ihm das Schicksal zu Hilfe: Die
Tür flog auf und ein Mann in zerfetzter Kleidung torkelte
herein. Er atmete keuchend und schnell und schien kaum
noch die Kraft zu haben, sich auf den Beinen zu halten.
Taumelnd legte er zwei, drei Schritte zurück, prallte gegen
den Tisch und fiel auf die Knie, wobei er gleich zwei
Stühle mit sich riss.
Artus war herumgefahren und fast alle Ritter waren von
ihren Stühlen aufgesprungen; einige Hände hatten sich
ganz von selbst auf die Schwertgriffe gesenkt, aber auf
den meisten Gesichtern spiegelte sich nur Verwirrung und
Schrecken.
»Was ist geschehen?!« Artus war mit zwei, drei weit
ausgreifenden Schritten bei dem Gestürzten und ließ sich
neben ihm auf ein Knie herab. »Wer bist du? Sprich!«
»Ich … ich … Herr«, keuchte der Mann. »Die … die
Pikten. Sie …«
Seine Stimme versagte. Sosehr er sich bemühte, er
brachte nur noch ein schreckliches Röcheln und Keuchen
zustande. Artus fuhr zu Dulac herum und winkte herrisch.
»Junge! Bring Wasser!«
Wie Dagda zuvor musste der Mann mit Wein vorlieb
nehmen, den er in tiefen, gierigen Zügen zu trinken versuchte, wobei er allerdings das meiste verschüttete und
sich ein paar Mal verschluckte, was dann immer in einem
qualvollen Hustenanfall endete. Als er den Becher halb
geleert hatte, nahm Artus ihn ihm aus der Hand und sagte
fast sanft: »Jetzt beruhige dich erst einmal. Auf einen
Moment mehr oder weniger kommt es nun auch nicht
mehr an.«
Der Mann nickte dankbar. Dulac konnte sehen, wie er
mit aller Macht versuchte, seinen pfeifenden Atem wieder
unter Kontrolle zu bekommen. Er sah schrecklich aus.
Seine Kleidung, die die Farben und das Emblem Camelots
zeigte, starrte vor Schmutz, aber auch vor eingetrocknetem
Blut, und es schien noch immer endlos zu dauern, bis er
endlich die Kraft fand, aufzustehen. Artus richtete einen
der Stühle auf, die er mit sich gerissen hatte, und half ihm
darauf Platz zu nehmen.
»Jetzt rede.«
»Die Pikten, Herr«, antwortete der Krieger, noch immer
keuchend vor Anstrengung und am ganzen Leib zitternd.
»Sie haben die Grenze im Norden mit zweihundert Mann
überschritten.«
»Zweihundert?«
»Mindestens, Herr!«, antwortete der Krieger. »Vielleicht
sogar mehr.«
»Wann?«, fragte Galahad scharf.
»Gestern Abend, bei Sonnenuntergang. Wir hatten keine
Chance, Sir. Sie haben uns vollkommen überrascht. Es
waren einfach zu viele.«
»Niemand macht dir einen Vorwurf«, sagte Artus. »Bist
du als Einziger entkommen?«
Für einen ganz kurzen Moment erschien so etwas wie
Schrecken in den Augen des Mannes. »Ich wäre bei meinen Kameraden geblieben um mit ihnen zu sterben, Herr,
aber –«
»– aber dann wärst du jetzt nicht hier um uns zu warnen
und Camelot würde

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