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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und legte die Hand auf
seine Schulter.
Dagda erhob sich ächzend von seinem Stuhl. »Dann
werde ich mich an die Arbeit machen.«
»Ihr wollt was?«, keuchte Dulac.
»Eine Stunde ist nicht viel Zeit«, antwortete Dagda.
»Die Ritter werden noch ein Mahl zu sich nehmen wollen,
bevor sie aufbrechen. Es kämpft sich schlecht mit leerem
Magen.«
Er streckte die Hand aus und Dulac wollte zu ihm eilen,
aber Artus hielt ihn mit einer befehlenden Geste zurück.
Mit der anderen Hand deutete er auf Evan. »Der Junge da
kann Euch helfen. Ich will, dass Dulac uns begleitet.«
»Was für ein Unsinn!«, polterte Dagda. »Was sollte er
Euch nutzen?«
»Er wird Eure Aufgabe übernehmen«, sagte Artus. »Ihr
seid zu krank um uns zu begleiten, aber jemand muss als
Zeuge und Chronist mit uns reiten. Ihr habt ihn doch das
Schreiben und Lesen gelehrt, oder?«
»Ja«, sagte Dagda, »aber –«
»Dann ist es ja gut«, fiel ihm Artus ins Wort. »Keine
Sorge – er wird nur beobachten. Ich werde persönlich dafür sorgen, dass er nicht einmal eine Waffe berührt.« Er
fuhr mit einer beinahe zornig wirkenden Bewegung zu
Dulac herum. »Geh zum Stall und such dir ein Pferd aus.
Und ihr anderen: Macht euch fertig. Wir verlassen Camelot in genau einer Stunde!«
    Es war ein zugleich prachtvoller wie etwas sonderbar anmutender Zug, der eine Stunde später durch das Burgtor
ritt und sich nach Norden wandte: Vierunddreißig Ritter,
ein König und ein Junge, der ebenso aufgeregt wie verwirrt war – und zornig. Artus hatte zu verhindern gewusst,
dass er noch einmal mit Dagda reden oder Gwinneth sehen
konnte. Einer von Artus’ Rittern war die ganze Zeit über
in seiner Nähe geblieben, vorgeblich um ihm bei der Auswahl des Pferdes zu helfen und ihm zu zeigen, wie er Sattelzeug und Geschirr anzulegen hatte. Dulac zweifelte
jedoch nicht daran, dass er in Wahrheit auf Geheiß des
Königs gehandelt hatte.
    Aber warum? Selbst wenn Artus spüren sollte, dass zwischen Gwinneth und ihm etwas war, was nicht sein durfte
– warum hielt er ihn von Dagda fern? Selbst den Lederbeutel mit den Oblaten und seinen Schreibutensilien hatte
ihm Evan gebracht, nicht Dagda.
    Dulacs Zorn legte sich jedoch, kaum dass sie die Burg
verlassen hatten. Um die Straße nach Norden zu erreichen,
mussten sie quer durch die Stadt reiten und natürlich sorgte der schimmernde Tross für allgemeine Neugier und
Aufregung. Die Männer ritten in voller Rüstung und auch
ihre Pferde waren in Schabracken und schwere Kettenpanzer gehüllt. Die Stadt dröhnte unter dem Donnern der Hufe
und an den Lanzenspitzen der Männer waren bunte Wimpel befestigt und am Beginn des Zuges flatterte das
prachtvolle Banner Camelots. Das Sonnenlicht brach sich
auf Stahl und silbernen und goldfarbenen Rüstungsteilen,
sodass es nahezu unmöglich war, den Heereszug anzusehen ohne geblendet zu werden. Doch trotz dieses prachtvollen Anblickes war die Menschenmenge, die bald die
Straße säumte, erstaunlich still. Dulac hörte nur ganz selten einen Hochruf oder ein »Lang lebe der König!« und
der Ausdruck auf den allermeisten Gesichtern, in die er
schaute, war eindeutig Furcht. Die schlimmen Neuigkeiten
schienen bereits die Runde gemacht zu haben. Die Menschen wussten, dass Artus und seine Ritter nicht zu einer
Parade ritten, sondern in den Krieg.
    Sie verließen die Stadt und ritten zwei Stunden in scharfem Tempo nach Norden. Begegneten ihnen am Anfang
noch vereinzelte Fuhrwerke, Reiter oder auch Menschen,
die zu Fuß unterwegs waren, so wurde die Landschaft
rechts und links des Weges doch bald immer einsamer. Es
gab keine Gehöfte mehr, keine Häuser, und endlich verschwand auch die Straße selbst und unter den hämmernden Hufen der Pferde war nur noch nacktes Erdreich und
Gras.
    Eine weitere Stunde lang sprengten sie in rasendem
Tempo direkt nach Norden und wichen höchstens einmal
von dieser Richtung ab um einem Waldstück auszuweichen oder einem Sumpfgebiet, die häufiger wurden, je
weiter sie nach Norden vordrangen.
    Dulac wusste schon bald nicht mehr, woher er die Kraft
nahm, sich noch im Sattel zu halten. Jeder Muskel in seinem Leib schmerzte und er spürte mittlerweile jeden einzelnen Hufschlag des Pferdes wie einen Tritt, der ihn selber traf. Das Pferd, das Sir Braiden für ihn ausgesucht
hatte, war ein kräftiges, gut trainiertes Tier, aber es war
deutlich am Ende seiner Kräfte. Es fiel ihm immer schwerer, mit den anderen Tieren Schritt zu halten. Dabei trug

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