Gralszauber
sie wirkte auf eine Art gefasst, die Dulac klarmachte, dass
sie gar nicht mit ihm reden wollte, sondern dass sie ihm
etwas mitzuteilen hatte.
»Es ist meine Schuld, Dulac«, begann sie. »Ich hätte dir
keine Hoffnungen machen dürfen.«
»Hoffnungen? Aber –«
»Du hast sie dir gemacht«, behauptete Gwinneth. »Du
musst dich deswegen nicht schämen. Es war meine Schuld
ganz allein. Mir war die Zeit lang und ich habe einen netten Jungen gesehen, mit dem ich ein bisschen plaudern
konnte. Für mich war es nicht mehr. Ich hätte wissen müssen, was ich damit anrichte. Es tut mir Leid.«
»Ich verstehe«, sagte Dulac bitter. »Wir passen nicht zusammen, Ihr und ich. Eine Königin und ein einfacher Junge, der nicht einmal weiß, wo er geboren ist und wer seine
wirklichen Eltern waren.«
Gwinneth sah ihn lange genug wortlos an, um ihn seine
Antwort bedauern zu lassen, dann sagte sie leise und traurig: »Das habe ich wohl verdient.«
»Verzeiht, Mylady«, sagte Dulac hastig. »So … so habe
ich das nicht gemeint.«
»Doch, das hast du«, sagte Gwinneth. »Und du hast
Recht. So grausam es dir auch vorkommen mag, Dulac,
aber es ist die Wahrheit. Wir stammen aus verschiedenen
Welten, du und ich, und wir werden immer in verschiedenen Welten leben. Ich hätte niemals mit dir reden dürfen.
Mir war nicht klar, was ich damit anrichte. Bitte verzeih
mir. Wirst du das tun?«
»Selbstverständlich, Mylady«, sagte Dulac. Er kämpfte
mit letzter Kraft um seine Beherrschung. Seine Stimme
klang selbst in seinen eigenen Ohren kälter, als er es beabsichtigt hatte. Gwinneths Blick wurde noch trauriger.
»Wir werden uns nicht wieder sehen können, Dulac«,
sagte sie noch einmal. »Es ist besser so, auch für dich,
glaube mir.«
»Selbstverständlich, Mylady«, sagte Dulac noch einmal.
»Ich nehme an, das entspricht auch Artus’ Befehl.«
»Seinem Wunsch«, verbesserte ihn Gwinneth. »Ja.«
Nun wurde ihm auch klar, warum es Artus so eilig gehabt hatte, einen neuen Küchenmeister für Camelot zu
finden.
Ganz plötzlich wusste er, dass er Camelot vermutlich
nicht mehr betreten würde; wenigstens nicht, solange
Gwinneth zu Gast auf der Burg war.
»Artus und ich werden heiraten«, sagte Gwinneth plötzlich. Sie sah ihn dabei nicht an.
»Ihr werdet … was ?«, krächzte Dulac. Er hatte Gwinneths Worte gehört, aber er wollte den Sinn nicht verstehen.
»Wir werden heiraten«, wiederholte Gwinneth, noch
immer ohne ihm in die Augen zu sehen. »Wir haben darüber geredet, während des gesamten Weges zurück und
auch gestern.«
»Heiraten? Aber … aber Euer Gemahl ist noch nicht
einmal richtig beerdigt und –«
Gwinneth unterbrach ihn mit einer sanften Handbewegung. »Natürlich nicht sofort, sondern erst nach einer angemessenen Trauerzeit«, sagte sie.
»Aber Artus ist … ist alt genug, um Euer Vater zu
sein!«, stammelte Dulac.
»So wie Uther alt genug war, um mein Großvater zu
sein«, sagte Gwinneth ruhig. »Erinnerst du dich, was ich
dir über Uther und mich erzählt habe? Wir waren vor Gott
und dem Gesetz vermählt, aber er war nicht wirklich mein
Mann. Er hat mich zur Frau genommen um mich zu beschützen. Artus hat mir dasselbe Angebot gemacht und ich
werde es annehmen. Ich muss es wohl tun, Dulac. Ich
kann nirgendwohin. Mordred würde jedes Königreich zerstören, in dem ich Aufnahme finden könnte.«
Dulac schwieg. Seine Augen begannen zu brennen und
er hatte wirklich alle Mühe, die Tränen zurückzuhalten.
Aber anders als Gwinneth wohl annahm, waren es Tränen
der Wut und der Enttäuschung. Gwinneth erzählte ihm
nichts anderes als das, was sie auch schon dem Silbernen
Ritter erzählt hatte, und im Grunde hätte er sich denken
können, dass es früher oder später so kommen würde.
Aber nach kaum zwei Tagen?
Artus hatte wahrlich keine Zeit verloren!
»Gibt es denn …« Seine Stimme versagte ihm den
Dienst. Er musste ein paar Mal schlucken, ehe er noch
einmal ansetzen konnte. »Gibt es denn gar keinen anderen,
dem Euer Herz gehört?«
Gwinneth antwortete nicht gleich. Ihr Blick schien geradewegs durch ihn hindurch zu gehen und sich auf einen
Punkt in weiter Ferne zu richten. Was sie wohl sagen würde, hätte sie geahnt, dass Dulac wusste, was sie in diesem
Moment sah?
»Nein«, sagte sie schließlich, sehr leise und sehr traurig.
»Für einen Moment habe ich vielleicht geglaubt, dass es
jemanden gäbe, aber es … es war wohl nur ein Traum.«
Nein, das war es nicht, wollte Dulac schreien. Es
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