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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unheimlich still.
Und noch etwas war wieder wie beinahe immer: Als er
ein paar Minuten unterwegs war, erschienen drei schattenhafte Gestalten vor ihm und vertraten ihm den Weg.
»Was wollt ihr?«, fragte Dulac kurz angebunden. »Verschwindet! Ich habe heute keine Zeit für euch.«
Statt den Weg jedoch freizugeben nahm Mike breitbeinig vor ihm Aufstellung und verschränkte herausfordernd
die Arme vor der Brust. Evan und Stan postierten sich
rechts und links von ihm.
»Nicht so hastig«, grinste Mike. »Was soll das heißen,
du hast keine Zeit für uns? Für gute Freunde hat man immer Zeit. Oder hast du gar etwas Wichtigeres vor? Vielleicht einen Besuch beim König?«
»Du hast es erraten«, antwortete Dulac in einem Ton,
der weitaus sicherer klang, als er sich in Wahrheit fühlte.
Die drei waren auf Streit aus und er war ihnen mit seiner
verletzten Schulter eindeutig nicht gewachsen.
»Irgendwie fällt es mir schwer, zu glauben, dass du zum
König willst«, griente Mike. »Ich habe gehört, du wärst
bei ihm in Ungnade gefallen.«
Schlechte Nachrichten machen schnell die Runde, dachte Dulac, darin unterschied sich Camelot offenbar von
keiner anderen Stadt auf der Welt. Laut sagte er: »Da hast
du offenbar was Falsches gehört. Gib den Weg frei – oder
soll ich Artus sagen, dass ich zu spät komme, weil ihr
mich aufgehalten habt?«
»Artus, hört, hört«, sagte Mike lauernd. »Er nennt den
König also schon beim Namen. Ich frage mich, worüber
sie wohl sonst noch so geredet haben.«
Es dauerte noch einen Moment – aber dann begriff Dulac endlich, warum Mike und die beiden anderen ihm aufgelauert hatten. Sie waren nicht gekommen, um sich einen
ihrer wenig lustigen Scherze mit ihm zu erlauben oder ihn
aus purer Langeweile zu verprügeln, wie sie es manchmal
in der Vergangenheit getan hatten, sondern aus einem viel
ernsteren Grund.
Nachdenklich sah er Evan an. Er war ein wenig enttäuscht von ihm, hatte er doch geglaubt, das Eis zwischen
ihnen wenigstens ein bisschen gebrochen zu haben, und
Evan besaß immerhin den Anstand, den Kopf zu senken
und seinem Blick auszuweichen. Trotzdem wirkte er auf
eine grimmige Art ebenso entschlossen wie die beiden
anderen.
Die drei Jungen waren nicht gekommen, weil sie nichts
mit ihrer Zeit anzufangen wussten, sondern weil sie in den
zurückliegenden fünf Tagen buchstäblich Todesängste
ausgestanden hatten. Nicht ganz zu Unrecht.
»Ich habe Artus nichts gesagt, wenn es das ist, was ihr
wissen wollt«, sagte er.
»Gesagt? Worüber?«
»Über eure kleine Verabredung mit den Pikten«, antwortete Dulac. Tatsächlich hatte er keine Sekunde lang daran
gedacht, Evan und die beiden anderen zu denunzieren.
Artus hätte sie zweifellos auf der Stelle hinrichten lassen, und auch wenn er ihnen in der Vergangenheit oft genug die Pest an den Hals gewünscht hatte, so wollte er
doch nicht ihren Tod. Er war sicher, dass die drei ihre
Lektion gelernt hatten.
»Hätte ich etwas gesagt, dann wärt ihr jetzt schon tot«,
fügte er hinzu.
»Das ist wohl wahr«, seufzte Mike. Seine Hand kroch
unter sein Hemd und blieb dort. »Aber wer sagt uns, dass
das auch so bleibt?«
»Ich«, antwortete Dulac.
Mike schüttelte den Kopf. Die Hand unter dem Hemd
schloss sich um etwas. Dulac war ziemlich sicher, dass es
ein Messer war. »Ich fürchte, das allein reicht nicht«, sagte
er. »Wenn du es dir doch noch anders überlegst …«
Dulac verstand. Er war nicht sicher, was Stan und Evan
anging, aber Mike war eindeutig mit dem festen Entschluss hierher gekommen, ihn umzubringen.
Es ging so schnell, dass es ihn selbst überraschte. Dulac
drehte sich zur Seite. Seine Stirn prallte so hart gegen
Stans Gesicht, dass er das Nasenbein des Jungen brechen
hören konnte. Im gleichen Sekundenbruchteil fegte er
Evan die Beine unter dem Leib weg, sodass er hilflos zu
Boden fiel und schwer mit dem Hinterkopf auf dem harten
Kopfsteinpflaster aufschlug. Sofort stieß er den rechten
Arm vor. Sein Handballen traf Mikes Kehlkopf und ließ
ihn mit einem erstickten Keuchen zusammenbrechen.
Während er fiel, glitt seine Hand unter dem Hemd hervor
und ein Messer klirrte zu Boden.
Vielleicht war Dulac von allen Beteiligten am meisten
überrascht, auf jeden Fall aber zutiefst erschrocken. Es
war noch nicht einmal eine Sekunde vergangen und das
Schlimme war: Er hatte nichts von alledem wirklich gewollt. Etwas in ihm hatte registriert, dass er in Gefahr war,
und mit gnadenloser Konsequenz

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