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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dabei, ihn aus Camelot zu verbannen, und er gewährte ihm noch dazu eine Ausbildung, wie er sie sich vor
wenigen Tagen nicht einmal zu erträumen gewagt hätte.
    Und dennoch verachtete er Artus für das, was er getan
hatte. Es wäre ihm fast lieber gewesen, hätte der König ihn
getötet.
    Es dauerte lange, bis er wieder so weit zu Atem gekommen war, dass er seinen Weg fortsetzen konnte. Das Gasthaus war verlassen, Tander und seine Söhne waren wohl
schon auf Camelot um ihren neuen Arbeitsplatz zu besichtigen – was vermutlich nichts anderes hieß, als dass sie
Dagdas Sachen durchwühlen und alles stehlen würden,
was nicht niet- und nagelfest war. Dulac hätte Artus warnen können; schließlich kannte er Tander lange genug um
zu wissen, was geschehen würde. Aber wozu? Artus würde es noch früh genug merken.
    Außerdem geschah es ihm recht.
Statt ins Haus zu gehen betrat Dulac die Scheune und
erwartete ganz automatisch Wolf zu sehen, der schwanzwedelnd auf ihn zukam und ihn ankläffte, um sich seine
täglichen Streicheleinheiten zu ertrotzen. Aber der Hund
kam nicht und zu dem Schmerz in Dulacs Herzen gesellte
sich noch ein weiterer, glühender Pfeil, als ihm klar wurde, dass er das kleine Tier vielleicht niemals mehr wieder
sehen würde. Was hatte er dem Schicksal getan, dass es
ihm alles, aber auch wirklich alles wegnahm?
Er ließ sich ins Stroh fallen und betete, dass er einschlief
oder auch in Ohnmacht fiel (seine Schulter schmerzte
mittlerweile schlimm genug), aber er fand keine Ruhe. Bis
weit in den Nachmittag hinein, bis Tander und seine Söhnen zurückkamen, wälzte er sich ruhelos herum, haderte
mit dem Schicksal und stürzte manchmal in tiefste Verzweiflung, manchmal in einen so brodelnden Zorn, dass er
am liebsten aufgesprungen und zur Burg zurückgelaufen
wäre um sich auf Artus zu stürzen.
Vor allem aber kam er zu einem Entschluss.
Er würde Camelot verlassen, aber nicht um nach York
zu gehen und sich zum Ritter ausbilden zu lassen. Er war
es Dagda schuldig, bis zu seiner Beisetzung zu warten und
ihm die letzte Ehre zu erweisen, doch danach würde er
Camelot verlassen, vielleicht sogar Britannien, und nie
wieder zurückkommen.
Nie mehr.
    Er verbrachte die nächsten drei Tage im Gasthaus, und
auch wenn ihn seine verletzte Schulter noch immer behinderte, so arbeitete er doch freiwillig und ohne dass Tander
ihn dazu auffordern musste, bis er dem Zusammenbruch
nahe war. Am Schluss schien es selbst Tander unheimlich
zu werden, denn statt ihn wie üblich mit Vorwürfen zu
überhäufen, forderte er ihn auf, etwas weniger zu tun, angeblich, weil er sich um seine Gesundheit sorgte, in
Wahrheit aber wohl eher, weil selbst er wusste, dass Dulac
drauf und dran war sich zu Tode zu schuften und ihm seine Arbeitskraft dann auf Dauer verloren ginge. Dulac beachtete seine Warnung jedoch gar nicht. Er versuchte sich
mit Arbeit zu betäuben und bis zu einem gewissen Grad
gelang es ihm sogar. Selbst die Träume verschonten ihn
weitestgehend, schon weil er jeden Abend buchstäblich bis
zum Umfallen schuftete und sein Schlaf mehr einer Bewusstlosigkeit nahe kam.
Am Morgen des vierten Tages holte ihn die Wirklichkeit
ein.
    Jemand rüttelte ihn grob wach, und als er stöhnend und
unwillig die Augen öffnete, blickte er in Tanders Gesicht.
Er sah einigermaßen lächerlich aus, denn er trug ein
schmuddeliges Nachthemd und dazu eine Schlafmütze mit
einem Zipfel. »Steh auf, Faulpelz«, knurrte er. »Ein Bote
vom Schloss ist da. Du sollst zum König kommen. Sofort.«
»Zum König?« Dulac stemmte sich aus dem Stroh hoch
und blinzelte verschlafen zu Tander hinauf. »Warum?«
»Woher soll ich das wissen?«, schnauzte Tander. »Steh
gefälligst auf. Er hat gesagt, du sollst dich beeilen. Und
lass dir ja nicht einfallen, den ganzen Tag herumzutrödeln,
als wäre hier nichts zu tun.«
Damit ging er. Dulac blieb noch eine Weile in unveränderter Haltung im Stroh sitzen und wartete darauf, dass
seine Benommenheit verflog. Der König ließ ihn rufen?
Nachdem er ihn vor wenigen Tagen praktisch der Burg
verwiesen hatte, verstand er das im ersten Moment nicht.
Dann fiel ihm ein, welcher Tag heute war, und ein Gefühl tiefer Trauer überkam ihn.
Er stand auf, zog sich an und verließ die Scheune. Die
Sonne war noch nicht aufgegangen und nach den ersten
hektischen Tagen war das Leben in Camelot wieder zu
seinem normalen Verlauf zurückgekehrt. Die Stadt schlief
noch und es war fast

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