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Gran Reserva

Gran Reserva

Titel: Gran Reserva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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aufpassen, nicht mit dem Kopf aufzuschlagen. Die Weinkönigin hatte das stets sehr elegant hinbekommen. Wie viel Zeit Cristina wohl benötigte?
    »Oh Gott, lassen Sie mich durch, das ist mein Freund. Max! Max!« Sie gab ihm Ohrfeigen. »Max, hörst du mich? Hast du deine Medizin nicht genommen?«
    Max hielt die Augen geschlossen, dann spürte er, wie ihm etwas zwischen die Lippen in den Mund gedrückt wurde. Es schmeckte nach Pfefferminz.
    »Hier, deine Tabletten. Max? Max !«
    Diesmal schlug sie kräftig zu, und Max öffnete die Augen.
    Die Menge klatschte.
    Langsam kam er wieder auf die Füße und ging auf Cristina gestützt hinaus. Er wandte sich noch einmal zur besorgt tuschelnden Gruppe um. »Keine Sorge, ich bin bald wieder auf dem Damm.«
    Kaum waren sie außer Hörweite, sah er Cristina mit weit aufgerissenen Augen an. »Und?«
    »Er hat mit den Fingernägeln etwas in den porösen Stein gekratzt. Eine Botschaft für San Millán. Vielleicht eine Bitte, ein Flehen.«
    »Was denn? Machʼs nicht so spannend.«
    »Es war ein Name. Und daneben ein Kreuz.«
    »Cristina, ehrlich! Welcher Name?«
    »Pepe.« Sie sah Max an. »Pepe. Ein Kreuz. Sonst nichts.«
    Der Name hing wie eine bedrohliche Gewitterwolke über der Rückfahrt. Konnte Escovedo tatsächlich Pepe Salinas gemeint haben? Hatte Escovedo etwa geplant, Salinas umzubringen, war dann aber vor ihm gestorben? Das Kreuz neben dem Namen, wie man es neben ein Todesdatum setzte, deutete darauf hin. Andererseits gab es in der Gegend wohl etliche Pepes. Cristina und Max hingen auf der Rückfahrt ihren Gedanken nach, fuhren schweigend entlang der Strommasten, die wie abgenagte Gerippe aussahen. Sie hielten schließlich an einem Kiosk und kauften eine Zeitung, nachdem die Siesta zu Ende und die Geschäfte wieder offen waren. Stand darin vielleicht etwas über einen anderen Pepe? Einen anderen toten Pepe? Eine Internetrecherche konnte man sich sparen, es würde Tausende Pepes geben. Lebende wie tote.
    »Kannst du mich bei Juan absetzen?«
    »Klar, ich fahr dich zum Katzenmann.«
    Max grinste. »Werd ihm erzählen, dass du ihn so nennst.«
    » Ich ? So nennen ihn alle! Er ist eine Berühmtheit. Der verrückte Katzenmann.«
    »Eigentlich dachte ich, Juan sei ein echter Womanizer.«
    Jetzt grinste Cristina. »Was meinst du denn, warum er so berühmt ist? Nicht wegen seiner Bilder…«
    Max kurbelte das Fenster herunter, obwohl draußen nur heiße Luft flirrte. »Ich glaube, unter dem Strich ist ihm diese Art von Ruhm deutlich lieber. – Hier musst du rechts.«
    Cristina fuhr an der Abzweigung vorbei.
    »Du kennst einen kürzeren Weg?«
    »Nein.«
    Max blickte sie lange an und sah mit einem Mal das neckische Lächeln, welches ihre Lippen umspielte. »Entführst du mich etwa?«
    Sie nickte. »Ein Test.«
    »Wie der mit deinen Freunden?«
    »Wie der mit meiner Cuadrilla.«
    »Habe ich den denn bestanden? Bei Carlos sicher nicht.«
    Cristina legte ihre Hand sanft auf sein Knie. »Du bist zum zweiten Test zugelassen worden.«
    »Und wo findet der…?«
    »Lass dich überraschen.«
    Er fand in La Bastide statt. Die Prüfungskommission saß schon vor dem Rathaus. Und guckte. Viel mehr tat sie nicht. Und sie bestand aus einer Person, die Max bereits kannte.
    »Das ist Iker, mein Großvater. Wir leben zusammen. Opa, das ist Max. Ein…Freund.«
    Iker schaute auf, dann klopfte er auf den Platz neben sich. »Setz dich zu mir, Max.«
    Cristina nickte ihm aufmunternd zu und nahm dann auf der anderen Seite Platz. Der Wind wehte hier viel kühler und erfrischender als anderswo, es war wirklich eine klug gewählte Stelle für eine Bank.
    Iker besah ihn sich langsam von oben bis unten. »Womit verdienst du eigentlich dein Geld, Max?«
    »Mit Fotos«, antwortete er.
    »Du hast ein Labor?«
    »Nein, ich habe eine Kamera. Und fotografiere.«
    »Damit verdient man genug Geld? Für eine Familie?«
    Meine Güte, das war ja ein Tempo. Bisher hatte er Cristina nur geküsst, und schon musste er seine Steuererklärungen der letzten fünf Jahre vorlegen? »Ja«, antwortete er nichtsdestotrotz. »Aber ich habe keine.«
    »Bist du ein Künstler?«, setzte Iker nach und zündete sich eine Zigarre an. »Fahrendes Volk?«
    Max konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und blickte zu Cristina, doch ihr Gesicht verriet nicht, was von ihm erwartet wurde. Es sah eher so aus, als warte Cristina noch gespannter auf die Antwort als ihr Großvater. »Fahrendes Volk trifft es sehr gut. Ich bin viel unterwegs, und

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