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Grand Cru

Grand Cru

Titel: Grand Cru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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seiner
cave
aufzusuchen. Über unsere Botschaft in Paris bin ich dann mit Dupuy in Kontakt getreten. Er hat früher für Präsident Mitterrand gearbeitet und verfügt über ausgezeichnete Kontakte.«
    Bruno nickte und nippte an seinem Wein. Jacqueline hatte also gewusst, dass Bondino nach Saint-Denis kommen würde, und war ihm aus wahrscheinlich guten Gründen nachgereist. Bruno nahm sich vor, Hubert zu fragen, wann genau sie sich um eine Anstellung bei ihm beworben hatte.
    »Es scheint, Sie wohnen allein. Haben Sie keine Frau?«, fragte Bondino.
    »Nein.« Bondino sah ihn erwartungsvoll an. Bruno zuckte mit den Achseln. »Jedenfalls keine, die bei mir eingezogen wäre. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.«
    »Das hoffe ich doch«, sagte Bondino und prostete ihm zu.
    Seltsam, worüber ich mich hier mit einem Fremden unterhalte, der im Verdacht steht, einen Mord begangen zu haben, dachte Bruno. Er zog sein Handy aus der Tasche und wählte wieder die Nummer von Dupuy.
    »Hier Courrèges,
chef de police.
Ich bin jetzt zu Hause und habe Bondino bei mir. Er ist auf freiem Fuß, aber in meinem Gewahrsam.«
    »Er steht also nicht unter Anklage?«
    »Noch nicht. Die Polizei setzt ihre Vernehmungen morgen fort.«
    »Wie geht es ihm?«
    »Nicht schlecht. Er lässt sich gerade ein Glas Wein schmecken und streichelt meinen Hund. Wollen Sie mit ihm reden?« Er reichte seinem Gast das Handy. »Hier, für Sie.«
    Es folgte ein längeres Gespräch auf Englisch, dem Bruno nicht folgen konnte. Bondinos Augen waren fortwährend auf ihn gerichtet, während er mit der freien Hand Gigi kraulte. Nach einer Weile reichte er ihm das Handy zurück.
    »Ich kann Ihnen gar nicht genug danken«, hob Dupuy an. »Francis Bondino, Fernandos Vater, nimmt den nächsten Flieger nach Paris und lässt sich dann mit einer Chartermaschine nach Bergerac bringen. Wir erwarten ihn morgen Nachmittag. Ich treffe ihn dort zusammen mit
maître
Bloch aus Bordeaux, dem besten Anwalt, den ich auf die Schnelle finden konnte. Die Botschaft schickt uns einen weiteren Anwalt. Wir kommen auf direktem Weg nach Saint-Denis.«
    »Monsieur Bondino wird aber dann wahrscheinlich in der Polizeizentrale in Perigueux sein.«
    »Dürfte ich fragen, warum Sie sich so sehr für meinen Klienten einsetzen?«
    »Das tue nicht nur ich, sondern auch der Bürgermeister. Bondino hat ein Anrecht darauf, mit seiner Botschaft Verbindung aufzunehmen und einen Anwalt zu Rate zu ziehen. Außerdem wollte ich ihm das Kellerloch in der Gendarmerie nicht länger zumuten.«
    »Monsieur Bondino weiß Ihre Hilfe hoffentlich zu schätzen. Ich werde mich morgen bei Ihnen melden. In Ordnung?«
    »Ja, tun Sie das.« Bruno klappte das Handy zu und schenkte erneut ein. Die Flasche war fast leer. »Morgen Nachmittag kommt Ihr Vater mit zwei Anwälten.«
    »Das freut mich. Danke.«
    »Haben Sie Max umgebracht?«
    »Nein.« Bondino schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Schweigend leerten sie ihre Gläser und musterten einander. Gigi lag faul auf dem Boden, den Kopf auf Brunos Fuß gelegt und mit dem Hinterteil in Tuchfühlung mit Bondino.
    Wenn nicht er, wer dann, dachte Bruno. Und wer hatte Cresseils Hund erschlagen?

38
    Nachdem er seinen Schützling am nächsten Morgen kurz nach acht in der Gendarmerie abgeliefert hatte, ging Bruno mit seinem Hund am Flussufer spazieren, um später in Fauquets Café einzukehren. Er musste noch in die
mairie,
um sich anhand seiner Notizen über Grundstücks und Weinbergpreise sowie seiner Recherchen zum Bondino-Projekt für das Treffen in Juliens Château vorzubereiten. Er hatte aber noch ein wenig Zeit und wollte den strahlend schönen Septembermorgen genießen. Gigi liebte den Fluss, jagte am Ufer auf und ab, scheuchte Enten auf und planschte im flachen Wasser unter tiefhängenden Weiden. Immer wieder warf er einen Blick zurück auf sein Herrchen, um sich zu vergewissern, dass es ihm auch gebührend Aufmerksamkeit zollte. Hinter der Biegung auf Höhe des Herrenhauses, in dem nunmehr das Verkehrsamt untergebracht war, bot sich ihnen der für Bruno schönste Blick auf die Stadt: im Vordergrund die große Steinbrücke mit ihren drei Bögen, flankiert vom Bürgermeisteramt auf der einen und dem Kirchturm auf der anderen Seite. Unmittelbar vor ihm führten breite steinerne Stufen vom Ufer hinauf zum Marktplatz. Bruno ging auf die Brücke zu und grüßte Pierrot, der mit seiner Angelrute vor dem Sockel des äußersten Bogenpfeilers hockte und bereits zwei kleine Forellen gefangen

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