Grand Cru
Bürgermeister. »Und auch den Baron. Wir haben uns beraten und glauben, eine Alternative gefunden zu haben für den Fall, dass sich Bondino zurückzieht.«
»Nach dieser Geschichte wird er sich mit Sicherheit zurückziehen«, sagte Bruno. »Er muss sich gerade gefallen lassen, dass ihm ein Wattestäbchen durch den Mund gezogen wird.«
»Ist er schuldig?«, fragte der Baron.
»Schon möglich, ich weiß es nicht. Seine Fingerabdrücke beweisen, dass er gelogen hat. Er ist ein ziemlich arroganter Bursche und glaubt wohl, sich mit Papas vielem Geld alles erlauben zu können. Aber irgendwie kann ich ihn mir als Täter nicht vorstellen. Max war größer und kräftiger als er, viel besser in Form. Ihr habt ihn ja selbst Rugby spielen sehen. Er war beinhart und hätte Bondino keine Chance gelassen. Es sei denn, er wurde von ihm überrascht. Durchaus möglich auch, dass er schon ohnmächtig war, als ihm der Schlag auf den Schädel verpasst wurde.«
»Was passiert, wenn das Gesetz seinen Lauf nimmt?«, wollte der Bürgermeister wissen.
»Er kann, wie gesagt, drei Tage festgehalten werden. Dann muss der Haftrichter entscheiden, vielleicht schon aufgrund des dna-Befundes. Und egal, ob Bondino in Haft bleibt oder auf freien Fuß kommt, es wird so oder so einen Riesenwirbel geben. Ich sehe schon die halbe Auslandspresse hier draußen vor der Bar campieren. Sohn eines amerikanischen Wein-Tycoons unter Mordanklage. Opfer im Weinfass aufgefunden. Sie können sich die Schlagzeilen vorstellen.«
»Wird er die drei Tage hierbleiben?«, fragte der Bürgermeister.
»Ich schätze, sie bringen ihn nach Périgueux. Aber das Medieninteresse wird sich trotzdem auf uns richten, auf das Weinfass, auf Fotos von Max im Rugbytrikot und auf Jacqueline, sobald die Reporter von der Schlägerei in der Bar erfahren. Wie dem auch sei, je eher Dupuy und die Botschaft eingeschaltet werden, desto schneller kommt Bondino nach Perigueux.«
»Dann wissen wir, was zu tun ist«, sagte der Bürgermeister. »Sie informieren Dupuy, und ich rufe einen Bekannten am Quai d'Orsay an.«
Der Baron stand auf. »Ich fahre jetzt zu Julien und vereinbare ein Treffen für morgen Vormittag. Ich finde, Bruno sollte dabei sein, so auch Xavier, Hubert und der Bankdirektor. Vielleicht werde ich noch ein, zwei Herren mitbringen. Zehn Uhr morgen früh, Bruno, in Juliens Château. Mal sehen, wie wir aus diesem Schlamassel herauskommen.«
Der Baron stieg in seinen Wagen, während Bruno und der Bürgermeister sitzen blieben und ihre Handys aufklappten. Bruno hatte gerade Dupuy in der Leitung, der den Hintergrundgeräuschen nach in einem Restaurant saß, als er Jean-Jacques aus der Gendarmerie kommen sah. Der stemmte die Hände in die Hüften und sah grimmig zu Bruno herüber. Wie zur Abwehr erhob der die Hand, als der Chefinspektor über die Straße auf ihn zumarschierte.
»Monsieur Dupuy, hier Courrèges aus Saint-Denis«, beeilte er sich zu sagen. »Bondino steht unter Mordverdacht. Er wurde festgenommen und ist in Polizeigewahrsam. Sie müssen die us-Botschaft verständigen und einen Anwalt schicken. Der zuständige Ermittlungsbeamte ist Chefinspektor Jalipeau von der
police nationale
in Perigueux. Ich rufe, sobald ich kann, zurück.«
Er klappte sein Handy zu und richtete sich auf. Jean-Jacques stand offenbar mächtig unter Dampf. »Wenn Sie sich einmischen, Bruno, sperre ich Sie zu Bondino in die Zelle, verlassen Sie sich darauf.«
Er brüllte so laut, dass sich die Gäste vor und in der Bar irritiert umsahen. Der Bürgermeister zischte »Psssst!«, stand auf und kehrte beiden den Rücken zu, um ungestört weitertelefonieren zu können.
»Bondino hat das Recht, die Aussage zu verweigern und darauf zu bestehen, einen Anwalt zu Rate zu ziehen«, entgegnete Bruno ruhig. »So will es die Strafprozessordnung.«
»Kommen Sie mir nicht damit«, blaffte Jean-Jacques. »Ich kenne das Gesetz. Ich bin das Gesetz. Und wer sind Sie, dass Sie mir in meine Vernehmung reinpfuschen?«
»Ich tue nur meine Pflicht.«
»Verdammt, Bruno, ich verhöre einen Mörder.«
»Ich muss Sie korrigieren. Sie verhören einen Tatverdächtigen, und jetzt weiß es die ganze Stadt. Sprechen Sie bitte leiser.«
»Merde,
und fallen Sie mir gefälligst nicht in den Rücken«, murrte Jean-Jacques, um Fassung bemüht. »Ihnen scheint es wieder einmal in erster Linie um die Interessen Ihres Kaffs zu gehen. Aber verraten Sie mir mal, wie das zusammenpasst. Sie versuchen einen stinkreichen Schnösel zu
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