Grand Cru
Wir sind einverstanden.«
»Was, wenn nur wenige bereit sind, Anteile zu erwerben?«, fragte Bruno.
»Dann wird die
mairie
alle freiverkäuflichen Aktien im Namen der Kommune aufkaufen«, antwortete der Bürgermeister. »Und was an Dividenden anfällt, wird in den Bau der Sporthalle investiert, die Sie unbedingt haben wollen, Bruno.«
»Na schön«, sagte Bruno. »Wenn Julien, Mirabelle und alle anderen einverstanden sind, mache ich mit. Hundert Euro pro Aktie, abzüglich zehn Prozent, richtig? Ich könnte neuntausend Euro lockermachen, wäre also mit hundert Aktien dabei. Aber ich warne euch. Ich werde auf meine Einlage gut aufpassen. Sie ist mein ganzes Erspartes.«
»Mein lieber Bruno«, sagte der Bürgermeister. »Was glauben Sie, warum Sie hier sind? Es war schließlich Ihre Idee, über die wir hier verhandeln. Sie waren es, der gesagt hat, dass das, was für Bondino von Interesse ist, auch für französische Investoren interessant sein könnte. Und darum sitzen wir hier. Ich schlage vor, Sie als Initiator dieses Projekts haben Anspruch auf zweihundert Anteile und einen Sitz im Vorstand. Ihre Einlage von neuntausend Euro ist natürlich trotzdem willkommen.«
39
Bruno parkte seinen Transporter neben etlichen anderen Fahrzeugen auf einem Wiesenstück am Rand der schmalen Straße, die zu Alphonse' Landkommune führte. Gleich neben ihm stellte Fabiola ihren Twingo ab. Er öffnete ihr die Tür, nahm von Pamela einen Korb voll Wein und Leckereien entgegen und führte die beiden über das Feld. Fabiola klatschte vor Entzücken in die Hände, als sie das Kuppelhaus sah. Pamela machte Jacqueline auf das Hügelhaus, das Blockhaus und die Windmühle aufmerksam. Die junge Frau schien aus dem Staunen nicht herauszukommen. Bruno fragte sich, ob Max sie denn nie mit hierhergebracht hatte.
»Ich sollte Sie vielleicht warnen«, sagte Bruno. »Wie ich Alphonse kenne, wird es heute Abend in Erinnerung an Max hoch hergehen. Eine traditionelle Trauerfeier steht nicht zu erwarten.«
Es hatten sich schon an die fünfzig Gäste eingefunden, mehrheitlich Freunde von Max aus der Schule und dem Rugbyverein. Aber da waren auch die dicke Jeanne und Madame Vignier, Fabrice, Raoul und Stéphane vom Markt. Ein freudiges Juchhe kam aus den Reihen der Rugbyspieler, als Bruno mit den drei Frauen auftauchte, die, als er sie vorgestellt hatte, herzlich willkommen geheißen wurden. Und ehe Fabiola sich's versah, wurde sie von Bertrand und dem jungen Edouard von der Tankstelle zum Tanz vor dem Käseschuppen aufgefordert. Aus Lautsprechern schallte Musik von den Rolling Stones über den mit Klapptischen vollgestellten Hof. Es gab Käse, selbstgebackenes Brot von der Kommune und das, was die Gäste mitgebracht hatten: Dutzende von Flaschen und
pâtés,
Schinken und
tartes.
Auf einem separaten Tisch standen vier herrliche Torten, sehnsüchtig beäugt von drei Ziegen und den beiden Kleinkindern, die die Vierbeiner wegzuscheuchen versuchten. Fauquet musste also auch schon gekommen sein.
Hinter den Tischen brutzelten zwei diesjährige Lämmer über einem Berg von glühender Holzkohle, die wahrscheinlich schon am Vormittag angezündet worden war. Sie steckten an langen, von geduldiger Hand gedrehten Spießen, und sooft ein Tropfen Fett in die Glut fiel, loderte eine hellgelbe Flamme auf. Die Kruste war schon knusprig braun und glänzte von der Marinade, die einer von Max' Schulfreunden gewissenhaft mit einem langen, aus einem Besenstiel und Lorbeerreisig bestehenden Pinsel auftrug. Bruno erkundigte sich nach dem Rezept der Marinade: Olivenöl, Honig und
vin de noix.
Die Bäuche der Lämmer waren mit Rosmarin und Lorbeerblättern gestopft und dann mit Blumendraht zugenäht worden. Ein verlockender Bratenduft hing in der Luft.
Alphonse stand vor dem Tisch mit den Getränken und schüttete aus einem großen Krug Wein in eine Reihe kleiner Gläser. Als er Bruno erblickte, hielt er inne und umarmte ihn. Seine Aufmachung war so ungewöhnlich wie prächtig: Er trug eine reichbestickte indische Jacke in Rot- und Goldtönen, eine hellblaue Hose und einen hohen roten Fez, in eine fast greifbare Wolke von Patschuli eingehüllt. In einer grünen zeltförmigen Robe und mit hennagefärbten Haaren kam nun auch Céline auf sie zu. Bruno sah geflissentlich darüber hinweg, dass sie einen dicken Joint in der Hand hielt.
»Ich will, dass alle zumindest ein Glas von Max' Wein trinken, wenn das Feuer gleich brennt«, sagte Alphonse. »Hoffentlich ist genug da. Mit so
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