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Grand Cru

Grand Cru

Titel: Grand Cru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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Ich habe Max mit Liebe aufgezogen und werde wie jeder von uns immer an ihn denken. Ich bin dankbar für das, was er uns allen an Wärme geschenkt hat. Jetzt möchte ich die ganze Familie, alle, die mit uns leben, zu mir bitten.«
    Die Angehörigen der Kommune begaben sich nach vorn. Während Alphonse seine Fackel anzündete, verteilte Céline weitere Fackeln an die Mitbewohner, die diese an der ersten ansteckten, bis ein halbes Dutzend Flammen zum dunkelnden Himmel aufloderten und einen rötlichen Schein über die Gesichter der Familie flackern ließen. Auf Bruno wirkte die Szene irgendwie heidnisch, fast barbarisch, gleichzeitig hatte sie etwas Vertrautes und schien an Zeiten anzuknüpfen, in denen ausschließlich und ganz selbstverständlich so, nämlich mit geröstetem Lamm und Lagerfeuern und Wein gefeiert wurde.
    Alphonse und Céline steckten ihre brennenden Fackeln ins Reisig unter den aufgeschichteten Holzscheiten. Die anderen taten es ihnen gleich. Zuerst zögernd und mit kleinen bläulichen Zungen griffen die Flammen um sich; dann brachen sie unwiderstehlich aus dem Zunder hervor und schlugen fauchend über die Scheite empor, meterhoch über die Köpfe der Menge, die Schritt für Schritt vor dem sengend heißen Luftschwall zurückwich.
    »Adieu, Max«, rief Alphonse. Er umarmte Céline, alle Kinder und Angehörigen und führte sie zurück an die Tische, auf die gelbroter Flammenschein fiel.
    Stéphane und Raoul machten sich mit langen Tranchiermessern über die gerösteten Lämmer her, trennten Köpfe und Schlegel ab und schnitten das Fleisch in großzügige Portionen auf. Alphonse schöpfte mit einer Kelle Couscous aus einem riesigen Kessel, während Bruno zusammen mit Xavier die vielen von den Gästen mitgebrachten Weinflaschen öffnete. Am Nebentisch träufelte Pamela eine Vinaigrette aus Olivenöl und selbstgemachtem Weinessig über den Salat. Fabiola verarztete das aufgeschürfte Knie eines weinenden kleinen Jungen, der über eine der Ziegen gestolpert war. Jacqueline tanzte immer noch.
    Als alle zu essen hatten, bedienten sich auch Bruno, Pamela und die anderen Helfer. Weil kein Stuhl mehr frei war, klemmte sich Bruno zwei Flaschen Wein unter die Arme, nahm seinen Teller in die eine, einen Stoß Plastikgläser in die andere Hand und ging zu Dominique und Stéphane, die auf der Wiese saßen. Pamela brachte ihren Teller auf einer Salatschüssel und trug eins von Alphonse' Broten unter dem einen Arm und eine Rolle Küchenkrepp unter dem anderen. Alphonse hatte die Musik leiser gestellt.
    »Herrlich, so zu schlemmen! Ich komme mir vor wie im Mittelalter«, sagte Pamela, die ihre dünne Plastikgabel abgelegt hatte und sich mit den Fingern behalf. Bruno reichte ihr sein Messer, langte dann in die Seitentasche seiner Cargohose und holte daraus eine Handvoll Feuchttücher hervor, auf deren Verpackung ein Hummer abgebildet war.
    »Davon schaffe ich mir jedes Mal zu Sommeranfang einen kleinen Vorrat an und habe immer welche dabei, wenn ich picknicke«, sagte er. »Wenn es die schon im Mittelalter gegeben hätte, wäre wohl vieles anders gekommen. Aber ich weiß, was Sie meinen. So zu essen ist wie eine Zeitreise in die Vergangenheit, und man ahnt, wie sich unsere Vorfahren gefühlt haben. Wahrscheinlich ist es gerade das, was uns daran so gefällt.«
    Er schaute über den Hof und sah Fabiola und Jacqueline inmitten der Rugbyspieler an einem Tisch beisammensitzen, lachend und plaudernd. Der Bürgermeister leistete Alphonse, Céline und einigen Ehemaligen der Kommune an einem anderen Tisch Gesellschaft.
    »Sie sind wie eine Glucke!« Pamela schmunzelte. »Keine Sorge, Ihre Küken sind wohlauf und vergnügen sich. Der Aufpasser von Saint-Denis kann für eine Weile ausspannen.«
    »Ich mache mir nur ein bisschen Sorgen wegen Fabiola, aber es scheint, sie passt gut hierher und schließt Bekanntschaften.«
    »Eine hübsche Frau, trotz der Narbe, und weil sie sich offenbar selbst nicht daran stört, fällt sie anderen kaum auf. Mit roten Haaren verhält es sich wohl ähnlich. Als Mädchen habe ich mich dafür geschämt und mir immer eingebildet, schräg angeguckt zu werden. Aber dann wurde mir bewusst, dass das gar nicht stimmt. Und selbst wenn, es macht mir nichts mehr aus.«
    »Wirklich?«, fragte Bruno. »Hatten Sie denn früher eine andere Farbe? Dieses Kastanienbraun ist doch wunderschön.«
    »Früher waren meine Haare heller. Man nannte mich Füchschen oder Möhre. Ich hatte einen Onkel, der immer so tat, als

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