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Grand Cru

Grand Cru

Titel: Grand Cru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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befinden sich geheime Geschäftspläne und Bilanzen. Wahrscheinlich ging es ihr vor allem darum. Aber mit Fingerabdrücken lassen sich nicht nur abgesicherte Computer knacken.«
    »Sie meinen, Jacqueline könnte einen solchen Abdruck auch auf das Glas in Cresseils Küche appliziert haben?«, fragte Jean-Jacques.
    »Allerdings. Ich vermute, sie hat mit einem Klebestreifen Fingerabdrücke von der Haarbürste genommen und auf das Glas übertragen. Ob dem tatsächlich so gewesen ist, wird die Spurensicherung feststellen können, denn dann müssten Kleberückstände auf dem Glas festzustellen sein.«
    Draußen fuhr ein Auto vor. Wenig später rief Pamela von unten: »Fabiola ist gekommen. Seid ihr noch oben? In der Tonne war übrigens kein Geschenkpapier zu finden.« Sie kam die Treppe herauf.
    »Wir haben den Verdacht, dass Jacqueline mit den Klebestreifen Fingerabdrücke manipuliert hat«, erklärte ihr Bruno.
    »Ach ja?« Sie schien wenig überrascht. »Ich erinnere mich an einen Prozess gegen Bombenleger der ira, damals in Großbritannien während der Unruhen in Nordirland. Da ging es auch um solche Indizien. Wessen Fingerabdrücke habt ihr gefunden?«
    »Das wissen wir noch nicht«, antwortete Bruno. Jean-Jacques telefonierte wieder. »Gehen wir nach unten, um Fabiola guten Tag zu sagen. Ich hoffe, sie hat den Autopsiebericht dabei.«
    Fabiola quetschte sich aus ihrem überfüllten Wagen. Auf der Beifahrerseite klemmte zwischen Armaturenbrett und Sitz ein Koffer, und auf dem Sitzpolster machte sich ein großer Pappkarton breit. Darauf lag ein prallvoller Plastikbeutel, der, als Fabiola ausstieg, auf den Fahrersitz purzelte. Auch die Rückbank war voll von Koffern, Einkaufstüten und Pappkartons.
    »Das ist mein ganzes Hab und Gut«, erklärte sie grinsend.
    »Ich helfe Ihnen beim Ausladen«, sagte Bruno, als Jean-Jacques' polternde Schritte auf der Holzstiege zu hören waren. »Aber zuerst würde ich gern wissen, zu welchem Ergebnis die Pathologie gelangt ist. Da kommt Jean-Jacques, auch ihn wird das interessieren.«
    »Ja, der Bericht ist endlich fertig«, sagte Fabiola. »Er bestätigt Unfalltod durch Ersticken und merkt vorsichtig an, dass der Schlag auf den Kopf wahrscheinlich nach Eintritt des Todes erfolgte. Wir haben es demnach nicht mit Mord zu tun.«
    Jean-Jacques stöhnte laut auf und ließ die Schultern hängen.
»Merde, merde, merde...«
    »Es scheint allerdings ein anderes Delikt vorzuliegen, nämlich Vortäuschung einer Straftat durch manipulierte Indizien«, sagte Bruno.
    »Ganz zu schweigen von versuchter Irreführung der Polizei und all dem Arger, den ich mir dadurch eingehandelt habe«, ergänzte Jean-Jacques. »Aber wie kommt's, dass dieses Luder zur Stelle war, um dem toten Jungen die falschen Haare unterzujubeln?«
    »Es waren echte Haare, komplett mit Follikel«, antwortete Fabiola.
    »Wie diese hier?«, fragte Jean-Jacques und zeigte ihr eine Zellophantüte mit Haaren aus der Bürste.
    Fabiola schaute hin und verlangte nach einem Vergrößerungsglas. Jean-Jacques holte eines aus seinem Auto. Die junge Ärztin nahm das Beweisstück unter die Lupe und langte dann nach ihrem Handy. »Ich rufe meinen Kollegen in Bergerac an...
    Jean-Claude? Ich bin's, hör zu. Es geht um den Jungen, der erstickt ist und eine Kopfverletzung hatte. Könntest du was für mich nachprüfen?... Ja?... Du erinnerst dich, wir haben unter seinen Fingernägeln Haare gefunden. Waren da vielleicht auch noch fremde Gewebereste oder nur die Haare? Es scheint so, dass die ihm nachträglich untergeschoben worden sind... Schön, ruf mich dann zurück. Danke.«
    Fabiola wandte sich wieder den anderen zu. »Er wird mir Bescheid geben. Tut mir leid, dass ich nicht genauer hingesehen habe. An versuchte Irreführung habe ich einfach nicht gedacht.«
    »Angenommen, es gibt keine fremden Gewebereste. Wäre damit eindeutig nachgewiesen, dass die Haare nachträglich unter die Nägel gesteckt worden sind?«, fragte Bruno.
    »Nicht unbedingt, aber naheliegend«, antwortete sie.
    »Ich glaube, wir brauchen jetzt einen Drink«, sagte Pamela. »Bruno, hilfst du Fabiola beim Ausladen? Ich hole die Gläser. Ricard für alle?« Sie nickten. Und an Fabiola gewandt: »Die Tür zu Ihrem
gîte
ist aufgeschlossen. Sie können gleich reingehen. Ich habe in der Küche eine frische Gasflasche angeschlossen und Milch und Eier in den Kühlschrank gestellt. Die Eier sind übrigens von Brunos Hennen.«
    Schnell waren alle Sachen in die Wohnung geschafft, die

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