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Grand Cru

Grand Cru

Titel: Grand Cru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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geübt«, sagte Pamela. »Wenn der Küchenmülleimer leer ist, finden wir vielleicht was in der Tonne vorm Haus. Ich schau gleich mal nach.«
    Bruno ging ins Obergeschoss, wo es zwei Schlafzimmer und ein kleines Badezimmer gab. Darin befand sich der übliche Toilettenkram einer Frau, Seifen und Shampoos, Haarfestiger, Zahnpasta, Kämme und eine Bürste voller langer blonder Haare. Nichts von Bedeutung. In dem einen Zimmer schlief Jacqueline, im begehbaren Schrank nebenan bewahrte sie ihre Anziehsachen auf. Dort hing an einem Nagel in der Wand ein altes Rugbytrikot der Mannschaft von Saint-Denis. Es hatte wahrscheinlich Max gehört. Die Schubladen der Kommode waren leer. Auf dem Bett im Schlafzimmer lag ein dünnes Neglige. An einem Haken hinter der Tür hing ein Kleid, und auf dem kleinen Frisiertisch unter dem Fenster häuften sich Kosmetikartikel. Er schaute in den Schubladen nach und fand Unterwäsche und Strümpfe darin. Doch dann entdeckte er noch etwas anderes. In einer Schublade ganz zuhinterst lag eine zweite Haarbürste, eingepackt in eine Plastiktüte.
    »Jean-Jacques, kommen Sie mal bitte nach oben«, rief er und zeigte, als der Chefinspektor das Zimmer betrat, wortlos auf die Plastiktüte in der Schublade.
    »Ich wette, zwischen den Borsten stecken kurze dunkle Haare, und zwar die von Bondino. Laut ihrer eigenen Aussage hat er eine Nacht in ihrem Hotelzimmer verbracht. Tatsächlich waren es zwei oder drei Nächte, wie ich von der Hotelmanagerin weiß, mit der ich noch vorhin gesprochen habe. Mal war sie mit Max, mal mit ihm zusammen. Vielleicht hat er manchmal ihre Bürste benutzt, es kann aber auch sein, dass es seine ist. Möglich also, dass Bondino die Wahrheit sagt, wenn er behauptet, dass er Max zwar geschlagen, sich aber nie mit ihm in der Wolle hatte. Wenn dem so ist, hat jemand anders seine Haare unter Maxens Fingernägel gesteckt, um Bondino zu belasten. Ich glaube, Sie sollten die Spurensicherung kommen lassen.«
    »Ist das jetzt nicht
- pardon
- an den Haaren herbeigezogen? Wollen Sie mir weismachen, dass ein alter Familienstreit, von dem mir Pamela soeben berichtet hat, einen heimtückischen Mord motiviert hätte?« Jean-Jacques warf einen Blick auf den Frisiertisch. »Was ist das? Eine Nagelfeile?«, fragte er und deutete auf eine schmale Kunststoffhülle.
    »Haben Sie Gummihandschuhe dabei?«
    »Im Auto, im Handschuhfach«, sagte Jean-Jacques und tippte die Nummer der kriminaltechnischen Abteilung in sein Handy.
    Bruno eilte in den Hof, wo Pamela einen großen gelben Plastiksack durchstöberte, den sie aus der Tonne gezogen hatte. »Kein Geschenkpapier, dafür aber mehr von diesen Klebestreifen«, rief sie ihm zu. Bruno nickte ihr vom Auto aus zu, schnappte sich zwei Paar Handschuhe und lief zurück ins Haus. Jean-Jacques blies in seine Handschuhe, um sie sich leichter überstreifen zu können, und hob dann mit spitzen Fingern vom Tisch, was gar keine Nagelfeile war, sondern ein langer biegsamer Plastikstreifen.
    »Wieso steckt der in einer Kunststoffhülle? Und was zum Teufel kann das sein?« Er hielt den Streifen ans Licht und wendete ihn hin und her. Bruno schaltete die Tischlampe ein.
    »Augenblick mal«, sagte er und lief nach unten. Wenig später kehrte er mit einem der Klebestreifen zurück, die Pamela aus der Mülltonne geborgen hatte, und hielt sie ans Licht.
    »Auf solch klebrigem Zeug bleiben immer Fingerabdrücke zurück«, sagte Jean-Jacques.
    »Ja, fragt sich nur, wessen.« Bruno ging ins Badezimmer und kam mit einer Dose Talkumpuder zurück. Er schraubte den Deckel ab und tippte vorsichtig mit dem Finger unter den Boden der Dose, um einen der Flakons auf dem Frisiertisch zu bestäuben. »Angenommen, auf diesem Fläschchen sind Jacquelines Fingerabdrücke«, sagte er und blies den feinen Staub ab. Auf dem Glas zeigten sich die Papillarleisten einer Fingerkuppe. Er verglich sie mit dem Abdruck auf einem der Klebestreifen. »Identisch, nicht wahr?«
    »Sieht so aus«, antwortete Jean-Jacques, doch er schien zu zweifeln. »Wo liegt jetzt die Pointe?«
    »Aufgepasst.« Vorsichtig nahm Bruno die Bürste aus der Plastiktüte und bestäubte den Griff. »Dieser Abdruck wird von Bondino sein, und ich kann mir auch vorstellen, warum sie es darauf abgesehen hatte. Sein Laptop hat eine besondere Schutzvorrichtung, einen Sensor, der Fingerabdrücke liest. Deshalb hat sie Bondino an sich herangelassen. Sie wollte Zugriff auf seinen Computer haben. Unter den Papieren, die sie gesammelt hat,

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