Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grand Cru

Grand Cru

Titel: Grand Cru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
Vom Netzwerk:
verbracht. Das stimmt nicht. Ich habe im Hotel nachgefragt. Er hat mindestens drei Mal bei Ihnen übernachtet. Fernando ist Ihr Großcousin, der Sohn des Mannes, der Ihren Großvater um sein Erbe gebracht hat, worüber die Familie auseinandergebrochen ist. Sie haben ihn verführt und betrunken gemacht, um in seinem Laptop herumzuspionieren, während er seinen Rausch ausschlief.«
    Jacqueline machte die Augen zu und schüttelte stumm den Kopf.
    »Wir können beweisen, dass Sie geheime Dateien kopiert haben«, fuhr Bruno fort. »Kommen wir zur nächsten Lüge. Sie sagten, nach der Schlägerei in der Bar mit Max in den Park am Fluss gegangen zu sein, mit ihm geschlafen und sich dann von ihm verabschiedet zu haben. Behaupten Sie das immer noch?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin mit ihm gegangen. Wir haben zusammen Trauben gepresst.«
    »Und dort, auf Cresseils Hof, haben Sie sich auch geliebt, nicht wahr?«
    Sie nickte und biss sich auf die Unterlippe. »Oben in dem Zimmer, wo Max manchmal schlief?« »Nein«, antwortete sie leise. »Wir wollten den Alten nicht stören.«
    »Also im Freien?«
    »Nein«, erwiderte sie mit einem Anflug von Panik im Blick. »Beim Traubentreten. Wir haben uns im Fass geliebt.«
    »Was ist passiert?«, fragte Bruno ruhig. »Max ist erstickt, Sie aber nicht.«
    »Wir haben uns geküsst und...« Sie schluckte und presste die Augen zusammen. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder sprechen konnte. Sie öffnete die Augen, schien aber ins Leere zu starren.
    »Ich war nur bis zum Hals im Fass und habe mich mit beiden Händen am Rand festgehalten. Max stand hinter mir, er war... er war sehr leidenschaftlich. Und dann sackte er plötzlich in sich zusammen und klammerte sich an mich. Ich konnte mich nicht mehr bewegen.«
    Sie brach in Tränen aus und ließ sie über ihre Wangen rinnen. »Ich konnte nichts machen. Mir wurde schwindlig und ganz schwarz vor Augen. Aber dann habe ich's irgendwie geschafft, ihn von mir wegzustoßen. Er ist mit dem Kopf gegen die Dauben geknallt. Ziemlich heftig. Ich bin in Panik geraten, aus dem Fass geklettert und muss wohl laut geschrien haben, denn wenig später stand der Alte plötzlich im Scheunentor. Er stieß mich beiseite, kletterte auf die Trittleiter und knickte plötzlich in den Knien ein. Da war er auf der obersten Stufe. Er ist gestürzt, lag am Boden und rührte sich nicht mehr.«
    »Warum haben Sie nicht sofort Hilfe gerufen, die
pompiers
oder den Krankenwagen?«, fragte Bruno.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich war völlig durcheinander. Wegen diesem verfluchten Hund. Obwohl fast lahm, hat er sich zu dem Alten hingeschleppt, gebellt wie verrückt, geknurrt und die Zähne gefletscht, sobald ich mich dem Fass zu nähern versuchte. Er gab einfach keine Ruhe, und ich wusste nicht mehr, was ich machen sollte.«
    »Da haben Sie ihn erschlagen.«
    »Ich wollte ihn eigentlich nur ausknocken, aber der Stein war so groß ... «
    »Alle tot, Ihr Freund, Cresseil und der Hund«, resümierte Bruno mit tonloser Stimme. »Sie sind nach Saint-Denis gekommen, um Ihrem Großcousin einen Strich durch seine Expansionspläne zu machen. Und dann waren Sie so abgebrüht, Max' Tod so aussehen zu lassen, als sei er von Bondino herbeigeführt worden. Sie wollten ihm einen Mord anhängen und Ihre Familie rächen.«
    »Sie ahnen ja nicht, was uns von seiner Sippschaft angetan worden ist«, zischte sie. »Sie hat meinen Großvater umgebracht und meine Mutter um all das betrogen, was ihr rechtmäßig zusteht. Ihr Reichtum gründet auf Betrug. Sie sind die Mörder, nicht ich. Ich habe niemanden umgebracht.«
    Trotzig blickte sie Bruno ins Gesicht.
    »Außerdem, ich warne Sie«, fuhr sie fort. »Die Bondinos werden Ihr hübsches kleines Städtchen kaputtmachen. Sie werden Ihnen Ihr Land abnehmen, Ihr Wasser verbrauchen und Massenmist produzieren. Sie werden Sie schlucken, so wie sie alle schlucken.«
    Bruno lächelte milde und schüttelte den Kopf. In der Stille, die einsetzte, waren von ferne Motorengeräusche zu hören. Jean-Jacques schaute sich um und sagte: »Meine Jungs.« Dann ließ er die Handschellen über Jacquelines Handgelenken zuschnappen.

43
    Am Waldrand sammelte sich abgefallenes Laub, ein buntes Zierband, das sich auf das verkohlte Versuchsfeld ausbreitete. Regen und Wind ließen den ausgebrannten Schuppen mehr und mehr verfallen. Ein leichter Schauer lief ihm über den Rücken, als Bruno sich an den explodierenden Benzinkanister erinnerte, daran, wie Albert

Weitere Kostenlose Bücher